Theater und eine autofreie Strasse


Der Herbstanlass des Bezirks Einsiedeln drehte sich um Anlässe des Jahres 2024
Am Dienstag führte der Bezirk Einsiedeln im Bären by Schefer den Herbstanlass durch. Neben der 17. Spielsaison des Einsiedler Welttheaters wurde die Testphase der autofreien Hauptstrasse thematisiert.
Bezirksrat Patrick Notter konnte pünktlich eine grosse Zahl von Interessierten zum diesjährigen Herbstanlass mit dem Thema «Welttheaterjahr 2024 – Ein grosses Jahr kündigt sich an!» begrüssen. Rasch zeigte er auf, wie der Abend ablief und übergab dann bereits das Wort an den ersten Gastredner Hanspeter «James» Kälin, den Präsidenten der Welttheatergesellschaft.
Mit einem Theaterverbot begann er sein Votum. Dieses erfolgte nach dem Zusammenbruch des römischen und griechischen Reiches. Doch schon bald bemerkten aber die Herrschenden, dass es schwierig sei, Themen zu vermitteln, wenn die Bevölkerung des Lesens und Schreibens nicht mächtig sei. Und so wurden Theater wieder möglich. Schon früh fanden in Einsiedeln die sogenannten Meinradsspiele statt. Dannzumal nahmen auf dem Brüel rund 30’000 Personen daran teil. Die Spiele fanden zu einer Zeit statt ohne die entsprechenden Verkehrsmittel. Die Leute pilgerten zu Fuss über den Etzel nach Einsiedeln.
Erkelenz und Birchler
Bis aber das Welttheater gespielt wurde, verging dann wieder eine lange Zeit, nämlich bis 1924. Der Schauspieler Peter Erkelenz zusammen mit Linus Birchler konnten den damaligen Abt Ignaz Staub davon überzeugen, ein Freilichtspiel auf dem Klosterplatz abzuhalten. Und so startete die 100-jährige Geschichte des Einsiedler Welt-theaters. Nachdem anfänglich auf den Text von Joseph von Eichendorff gesetzt wurde, wurde ein Versuch unternommen, das Theater in Mundart aufzuführen. Eine entsprechende Vorlage lieferte Hansjörg Schneider. Doch zur Aufführung kam es nie.
Nach der Inszenierung von Hans Gerd Kübel, bei der eine Rohübersetzung des Originals aus dem Spanischen zum Zug kam, griff man in den Jahren 1987 und 1992 wieder auf die Eichendorff-Fassung zurück. Danach entschied sich der Vorstand in einem längeren Prozess, ein Autorenstück aufzuführen. Zwei Mal fiel die Wahl auf Thomas Hürlimann. Die Regie führte jeweils Volker Hesse. Tim Krohn als Autor und Beat Fäh als Regisseur zeichneten im Jahr 2013 für das Spiel verantwortlich.
Bärfuss und Andreina Und im nächsten Jahr wird das Einsiedler Welttheater geschrieben von Lukas Bärfuss gespielt. Regisseur Livio Andreina übernahm fliessend und gab einige Einblicke in das nächstjährige Stück. Im Jahr 2024 wird die Geschichte einer Frau erzählt, welche alle Rollen des Welttheaters am eigenen Leib spielt beziehungsweise erlebt. Mit eindrücklichen Worten zeigte er die angedachten Bilder und Szenen auf. Ab Januar gilt es nun, diese bei den Proben in die Tat umzusetzen. Mit dem eigentlichen Motto: «Wenn wir im Theater des Lebens stehen, ist man drin. Man kommt nicht mehr hinaus », schloss Andreina seinen
Vortrag.
Sitzinseln und Türme
Einleitend zu den Ausführungen von Claudia Capecchi (Produktionsleiterin Welttheater 2024) erwähnte James Kälin, dass im Jahr 2024 Einsiedeln zu einer Ausstellung des Welttheaters werden soll. Zu Beginn gab die Produktionsleiterin die verschiedenen Daten des Jubiläumsjahres bekannt. Neben der Premiere am 11. Juni wird es am 20. Januar einen Jubiläums-Gala- Abend für alle aktuellen und ehemaligen Mitwirkenden geben. Der Abschlussanlass des theaterpädagogischen Projektes wird am 25. Mai durchgeführt. Dann werden bis zu 1800 Kinder das Dorf Einsiedeln be-leben.
Bereits nach der Fasnacht wird die Hauptstrasse in den Farben des aktuellen Welttheaterplakates beflaggt. Auch ist eine Plakatausstellung im Bereich des Paracelsus- Parks angedacht. Zudem wollen die Verantwortlichen die Schaufenster der Einsiedler Läden mit Requisiten aus den vergangenen Spielperioden bestücken. Zudem sollen sogenannte «Welttheater-Sitzinseln » entlang der Hauptstrasse aufgestellt werden, welche zum Verweilen einladen. Bereits im Unterdorf sollen Türme als Begrüssung erstellt werden.
Essen und Trinken Bei der Fragerunde kam die Frage auf, wie denn das Gastrokonzeptes seitens der Welttheatergesellschaft aussehe. James Kälin beantwortete diese Frage dahingehend, dass hier einzig mit einem Treffpunkt mit Snacks seitens des Welttheatesr gearbeitet wird. Abhängig sei dies natürlich mit der Entscheidung des Bezirksrates hinsichtlich der Nutzung des ehemaligen Hotels Sonne. Auch sei angedacht, auf der Dachterrasse einen VIP-Bereich zu schaffen mit einem einmaligen Überblick über das ganze Geschehen.
Autofrei und einladend Nach einer kurzen Pause erläuterte René Birchler, Abteilungsleiter Ressort Volkswirtschaft und Sicherheit, das Konzept der geplanten autofreien Hauptstrasse. Diese soll ab dem 1. Mai morgens um 5 Uhr an Wochenenden bis am 30. April 2025 22 Uhr ab der Rössligasse bis zum Tourist Office ohne motorisierten Verkehr auskommen. Ausgenommen sind da Zufahrten zu bestehenden Park- und Garagenplätzen und Hotelankünfte. An Feiertagen, welche an einem Freitag oder Montag sind, wird die autofreie Zeit ebenfalls angewendet. Den Geschäften wird in die-ser Zeit ermöglicht, sich auf das gesamte Trottoir zu erweitern. Die Fussgänger dürfen dann im Gegenzug die Strasse benützen. Um das Ganze zu beleben, werden die Flohmärkte im Jahr 2024 auf der Hauptstrasse, statt auf dem Sagenplatz oder dem Paracelsuspark, durchgeführt. Dem Wunsch des Sonntagsverkaufes entlang der Hauptstrasse kann aufgrund der geltenden gesetzlichen Regelungen nicht entsprochen werden.
Schön und praktisch Das Votum aus der Versammlung, dass die Absperrungen «stylish» daherkommen sollen, nimmt der Abteilungsleiter gerne auf. Auch, dass die Immobilienbesitzer zu einer moderaten Vermietung ihrer Räume motiviert werden sollen, fanden Anklang. Nach der Testphase wird sich der Bezirksrat mit den Erfahrungen auseinandersetzen. Ziel sei es, spätestens auf das Jahr 2025 die schon länger angedachte Begegnungszone einen Schritt näher an die Realisation hinzuführen. Und bis dann werden an der Hauptstrasse nur die notwendigsten Sanierungsarbeiten ausgeführt. Bezirksammann Franz Pirker fiel die Ehre des Schlusswortes zu. Er sei sich bewusst, dass alles mit Augenmass, aber trotzdem schön realisiert werden müsse. Dieses «Goal» sei im Jahr 2024 zu schiessen. Mit dem Dank an alle Beteiligten schloss er den Abend.
Foto: René Hensler