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Ränge acht und zwölf zum Saisonauftakt

Ränge acht und zwölf zum Saisonauftakt Ränge acht und zwölf zum Saisonauftakt

Wendy Holdener in Slaloms von Levi nicht in Podestnähe

Die 30-jährige Slalomspezialistin aus Unteriberg vermochte im finnischen Lappland am Wochenende nicht an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen.

Vergegenwärtigen wir uns die Ausgangslage vor den beiden ersten Slaloms der neuen Saison: In den letzten zehn Slaloms der letzten sieben Jahre fuhr Wendy Holdener in Levi immer mindestens auf Rang sieben. Mit drei zweiten und einem dritten Platz fuhr sie viermal aufs Podest. Letztes Jahr gelangen ihr ein fünfter und ein grossartiger zweiter Platz mit einem Traumlauf im zweiten Durchgang. Die letzte hervorragende Saison beendete sie mit ihren beiden ersten Slalomsiegen auf dem ausgezeichneten zweiten Disziplinengesamtrang. Auch in Erinnerung geblieben ist ihr Ausscheiden kurz vor dem Ziel im zweiten Lauf an der Weltmeisterschaft mit der klaren Bestzeit und dem WM-Titel in Reichweite.

In die neue Saison konnte Wendy Holdener ohne Verletzungen oder anderweitigen gesundheitlichen Sorgen starten. Auch die Trainings und Materialfragen sollen ohne Probleme gewesen sein. Die Ansprüche von ihr selber gingen Richtung weiterer Podestplätze.

Unter all diesen Prämissen erwarteten sie selber, ihr Umfeld und die Skifans in Levi andere Rangierungen und waren über diesen Saisonauftakt zumindest ernüchtert oder reagierten enttäuscht.

Steigerung von 17 auf 12

Wendy Holdener durfte im 650-Seelendorf nördlich des Polarkreises bei wunderschönen winterlichen Bedingungen am Samstag wie bereits im letzten Jahr die Saison mit der Nummer Eins eröffnen. 85 Fahrerinnen, so viele wie schon lange nicht mehr, begaben sich bei acht bis neun Minusgraden an den Start.

Bei der Fahrt von Wendy Holdener waren unschwer einige Unsauberkeiten und Unsicherheiten auszumachen. Die Wellen und der recht ruppige Schnee machten die Levi-Piste anspruchsvoller als auch schon. Wendy selber meinte nach die-ser Fahrt: «Ich konnte im Ziel die Fahrt schwierig einschätzen. Die Piste war ein bisschen unruhig. Das ganz gute Gefühl auf Schnee hatte ich nicht.» Rang 17 mit 2,08 Sekunden Rückstand auf die führende Slowakin Petra Vlhova war das Verdikt. Damit war sie für einmal auch nur die viertbeste Swiss-Ski-Athletin.

Der zweite Lauf war dann schon eine klare Steigerung ohne ersichtliche klare Fehler. Mit der elftbesten Zeit gelang ihr der Sprung auf Rang 12 mit total 3,49 Sekunden Rückstand. Ihr Fazit lautete:«Es gab schon Rutscher in mehreren Toren. Ich nehme die zweite Chance morgen gerne wahr und hoffe, dass ich im zweiten Lauf nicht mehr von so weit hinten aufholen muss.» Klare Steigerung im zweiten Rennen Christian Brill, Technik-Trainer der Swiss-Ski-Frauen, führte nach dem ersten Rennen aus:«Für Wendy war das Resultat des ersten Rennens eine klare Enttäuschung. Sie will natürlich mehr. Wir haben aber eine gute Analyse gemacht und festgestellt, dass sie vor allem oben im ersten und zweiten Lauf zu weite Wege gemacht hat.» Im ersten Lauf des zweiten Rennens fuhr die Unteriberger Stangenkünstlerin beherzt los, konnte aber eine gewisse Verunsicherung nicht verbergen. Irgendwie schien sie etwas angespannt und blockiert. Den TV-Bildern konnten gegen zehn kleine Unsicherheiten entnommen werden. Insgesamt war es aber eine deutliche Steigerung nach vorne in die richtige Richtung. Rang sieben mit 1,7 Sekunden Rückstand wiederum auf Petra Vlhova war die erfreuliche Ausbeute.

Wendy selber kommentierte diesen Lauf ausführlich:«Ich habe ein rechtes Rodeo im Kopf. Ich bin gestartet und hatte immer zu kämpfen. Bei diesem Schnee habe ich in der Fläche noch nicht die richtige Lösung gefunden. Im Steilhang probierte ich zu überleben. Da habe ich auch geredet. Mit funktionierendem Mikrofon hätte man mich gehört.» Im zweiten Lauf gelang ihr vor den Augen ihrer Mutter, ihres Bruders Kevin und einer ganzen Fraktion von Wendy-Fans vor Ort die Fläche und der Steilhang gut. Ausgerechnet bei der Steilhang-Ausfahrt und kurz vor der nächsten Zwischenzeit kam ein kleiner Rutscher, der sie zum Nachdrücken zwang und wohl mindestens zwei bis drei Zehntel kostete. Genau die fehlten ihr, um die zwischenzeitliche Führung zu übernehmen. Mit 18 Hundertsteln Rückstand wurde sie vorübergehend Dritte. Am Schluss reichte es zum achten Rang mit 1,41 Sekunden Rückstand auf Siegerin Mikaela Shiffrin.

Ihr Schlussfazit zu den Levi- Rennen lautete: «Klar wäre ich gerne weiter vorne, es fehlte aber nicht viel. Ich habe noch viel Potenzial. Gestern habe ich mich nach dem Rennen verrückt gemacht, was eigentlich kontraproduktiv ist. Mit den Schneeverhältnissen hier hatte ich Mühe. Ich bin noch nicht ganz so weit, wie ich sein will.» 7. Rentier für Shiffrin, 6. für Vlhova Am Samstag gewann Petra Vlhova mit zwei Laufbestzeiten hochüberlegen zum sechsten Mal. Zweite wurde Lena Dürr aus Deutschland, dritte mit Katharina Liensberger die österreichische Weltmeisterin und Disziplinensiegerin im Slalom von 2021, auf den vierten Platz fuhr Mikaela Shiffrin aus den USA.

Am Sonntag fädelte Petra Vlhova nach Laufbestzeit im ersten Lauf mit dem wiederum klaren Sieg vor Augen im Steil-hang des zweiten Laufes ein und machte so den Weg frei zum siebten Sieg von Mikaela Shiffrin. Zweite wurde Leona Popovic aus Kroatien, Dritte Lena Dürr.

Unglaublich, aber wahr: Die zwölf letzten Levi-Slaloms wurden allesamt entweder von Shiffrin oder Vlhova gewonnen.

Von den letztjährigen fünf Dominatorinnen der Slalomszene im Weltcup musste eine deutlich tiefer untendurch als Wendy Holdener. Die Schwedin Anna Swenn-Larsson, Co-Siegerin mit Wendy bei ihrem ersten Sieg in Killington vor einem Jahr, wurde am Samstag 19., am Sonntag verpasste sie gar den zweiten Lauf und wurde nur 32.

In Killington bietet sich am 26. November auch schon die nächste Chance für alle Fahrerinnen, den Saisonstart in Levi zu bestätigen oder zu korrigieren. Der Skifan kann gespannt sein, denn neben den arrivierten Fahrerinnen um Shiffrin, Vlhova, Dürr, Swenn-Larsson und Holdener haben weitere Fahrerinnen wie Liensberger, Popovic, Sara Hector aus Schweden, Mina Fürst-Holtmann aus Norwegen, Ali Nullmeyer oder Weltmeisterin Laurence St-Germain aus Kanada auf oder nahe am Podest Lunte gerochen. Wer weiss, vielleicht schafft ja bald eine weitere Schweizerin eine positive Überraschung, so wie am Samstag Mélanie Meillard mit dem siebten Rang.

Fotos: Screenshot SRF


Nach dem zweiten Lauf am Samstag wusste Wendy Holdener auch nicht recht, was falsch lief.

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