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Forderung an die Schwyzer: «Da wäre mehr Toleranz gefragt»

Forderung an die Schwyzer:  «Da wäre mehr Toleranz gefragt» Forderung an die Schwyzer:  «Da wäre mehr Toleranz gefragt»

Am Mittwochabend fand im «Waldstätterhof» das zweite Schwyzer Sportforum statt. Im Zentrum der Diskussionsrunde stand die Frage: Kann der Kanton Schwyz überhaupt sportliche Grossanlässe durchführen? Und was braucht es dazu?

«Die Leute wollen heute am Wochenende lieber ihrem Hobby nachgehen oder Zeit mit ihrer Familie verbringen. Freiwillige Helferinnen und Helfer zu fin-den, wird immer schwieriger.» Kurt Betschart, Geschäftsführer der Erlebnisregion Mythen und ehemaliger Technischer Direktor der Tour de Suisse, brachte es auf den Punkt: Organisatoren von Sportevents haben je länger je mehr Schwierigkeiten, Freiwillige zu finden. Wie gehen Veranstalter im Kanton Schwyz mit dieser Herausforderung um? Ist Schwyz überhaupt noch dafür geeignet, sportliche Grossanlässe durchzuführen? Und wo liegen die Chancen und Gefahren? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am Mittwochabend das zweite Schwyzer Sportforum im «Waldstätterhof ».

Drei Experten standen Red und Antwort

Durch die Podiumsdiskussion führte SRF-Moderatorin Fabienne Gyr. Sie befragte die drei Experten Kurt Betschart, Myriam Catanzaro (Sicherheits- und Verkehrsverantwortliche diverser Schwyzer Grossanlässe) und Jürg Schmidt (Vize-OK-Präsident Schwyzer Kantonalturnfest Einsiedeln 2024). Das Thema scheint die Schwyzer Bevölkerung zu bewegen: Über 200 Personen, darunter illustre Gäste aus der Schwyzer Politik und dem Schwyzer Sport, waren in Brunnen anwesend.

Dieselben Erfahrungen wie Kurt Betschart haben auch schon Myriam Catanzaro und Jürg Schmidt gemacht. Letzterer ist bei der Durchführung des Schwyzer Kantonalturnfests auf die Mithilfe von Helferinnen und Helfern angewiesen. «Wir haben das Glück, dass die Leute in Einsiedeln gerne mitanpacken », sagt Schmidt. Trotzdem brauche es jeweils einiges an Überzeugungsarbeit. «Wir leben in einer schnelllebigen Gesellschaft. Immer weniger Leute wollen sich verpflichten», führt er weiter aus. Myriam Catanzaro betont, dass es wichtig wäre, Synergien zu nutzen. «Es gibt so viele Anlässe. Jedes Wochenende ist wieder etwas anderes. Ich denke, die Veranstalter könnten hier etwas besser zusammenarbeiten und sich besser absprechen», sagt sie.

Grossanlässe ohne richtiges Stadion?

Auch wenn die Fülle an Anlässen im Kanton Schwyz relativ gross ist, sind sportliche Grossanlässe eher selten. Fabienne Gyr fragte provokant: «Es gibt Leute, die sagen, der Kanton Schwyz habe ja nicht einmal ein richtiges Fussball- oder Eishockeystadion. Wie soll man dort einen Grossanlass überhaupt durchführen? » Der Urner mit Muotathaler Wurzeln, Kurt Betschart, entgegnete: «Schwyz mit seiner wunderbaren Natur hat viele andere Möglichkeiten. Ich denke dabei an Segelevents, Skisport, Kanu, Radsport und vie-les mehr.» Grossanlässe brauchen Rückhalt in Bevölkerung Der positive Effekt, welcher ein sportlicher Grossanlass auf den Tourismus haben kann, ist unumstritten. So auch bei einer Durchführung des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes. Noch immer laufen die Abklärungen, ob 2034 das gigantische Fest im Kanton Schwyz stattfinden wird. Der Schwingklub March Höfe wird Ende 2024 den definitiven Entscheid über eine allfällige Durchführung treffen, wie René Schelbert vom Schwyzer Schwingerverband vermeldete.

Sportliche Grossanlässe können in Schwyz also durchaus ein Thema sein; Voraussetzung dafür ist laut allen drei Experten, dass die bürokratischen Hürden und der administrative Aufwand möglichst tief gehalten werden können. «Da sind die Behörden gefordert », war man sich einig. Zudem ist der Rückhalt in der Bevölkerung ein sehr entscheidender Punkt. «Niemand will heutzutage auf etwas verzichten, da wäre mehr Toleranz gefragt », sagte Kurt Betschart, welcher bei der Organisation der Tour de Suisse schon einiges erlebt hat. «Es gibt Leute, die wollen am Samstag ihr Altglas entsorgen oder dass die Bushaltestelle genau da ist, wo sie immer ist.» Das beisse sich dann mit dem Verkehrskonzept oder mit anderen Punkten. Die Veranstalter sehen sich diesbezüglich mit einem Mehraufwand konfrontiert. Das muss sich gemäss den Experten bessern.

Am Ende hielt man fest, dass mit einer guten Absprache unter den verschiedenen Ausrichtern der Sportanlässe schon viel Aufwand eingespart werden könne. Auch eine gute Kommunikation sei in allen Belangen gefordert – wie in einer Ehe, sagte Gyr mit einem Lächeln.

Das Schwyzer Sportforum

Das Sportforum findet seit 2022 jährlich statt. Dabei wird jedes Jahr ein anderes Thema aufgegriffen. Mit dem Sport-forum wird im Kanton Schwyz die öffentliche Diskussion rund um das wichtige Thema Sport angeregt und über dessen Zukunft diskutiert. Im vergangenen Jahr stand der alpine Skisport im Zentrum der Diskussion. Dieses Mal ging es um die Herausforderungen bei der Organisation von Sportevents.

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