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Das Monatsgespräch im Oktober

Das Monatsgespräch im Oktober Das Monatsgespräch im Oktober

Franziska Keller trifft Susanne Caranci, vielseitige Kauffrau

Jahrgang: 1981 Bürgerort: Einsiedeln Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Trachslau Als Mutter von drei Kindern (14, 12, 10 Jahre) habe ich Susanne Caranci durch ihr freiwilliges Engagement in der Pfarrei regelmässig gesehen, aber nicht richtig kennengelernt. An einem Schnupperabend im Gospelchor haben wir uns dann wieder getroffen, worauf ich sie für ein Monatsgespräch anfragte. Und wieder staune ich: Man schaut einen Menschen an – lernt den andern aber erst ein wenig kennen, wenn man einander zuhört und miteinander ein Stück Weg geht. Wir erleben eine föhnige Herbstwoche. Welche Jahreszeit bevorzugst du? Den Sommer, weil ich die Wärme mag und ich gerne Ferien am Meer verbringe. Ich mag den Süden sehr, würde mich aber nicht als ausgesprochenen Südländertyp bezeichnen – dafür bekomme ich immer viel zu rasch einen Sonnenbrand. Und wie hast du es mit der Kälte und dem Winter? Na ja, Kälte mag ich nicht be-sonders. Seit wir jedoch mit unseren drei Kindern regelmässig Skifahren gehen, habe ich auch die Vorzüge der kalten Jahreszeit wieder entdeckt. Bist du ein Outdoor- oder ein Indoor- Mensch – sprich, bist du lieber in der Natur oder in der Stube? Ich bin ausgesprochen gerne draussen. Aber manchmal fehlt mir neben dem Haushalt und der Arbeit als Kauffrau einfach die Zeit. Wo wärst du gerne, wenn du genügend Zeit hättest? Ich liebe den Wald und das Wasser.

Bist du von hier?

Ich bin in Einsiedeln geboren und in Trachslau aufgewachsen.

Könnte man sagen, du bist ein typischer Landmensch?

Weil mir die Natur so wichtig ist, bevorzuge ich das Landleben tatsächlich. Hingegen fehlt mir hier manchmal die Vielfalt und die Offenheit der Menschen. Was hat deine Kindheit geprägt?

Meine Familie. Meine Eltern waren schon immer sehr offen und sozial, was mich für meinen Lebensweg stark und positiv geprägt hat.

Was hat sich seit deiner Kindheit denn hier verändert?

Früher grüsste man einander, was heute nicht mehr selbstverständlich ist. Und es hat viel mehr Zugezogene – was ich aber nicht negativ werte. Warst du zwischendurch mal auswärts? Ich machte die Matura im Theresianum Ingenbohl, wohnte anfänglich im dortigen Internat und danach in einer Wohnung in Schwyz. Und als ich meinen Mann, ebenfalls einen Einsiedler, kennenlernte, zogen wir in eine hübsche Wohnung in Einsiedeln. Hast du die Matura bewusst in einer reinen Mädchen- und Frauenschule absolviert? Nach der Oberstufe brauchte ich irgendwie Abstand und wollte kein Gezanke und Gebuhle mehr zwischen Mädchen und Jungs. Ich erhoffte mir mehr Ruhe und Ausgeglichenheit in einer reinen Mädchenschule und erlebte es tatsächlich angenehmer, weniger Druck. Ich konnte dort mehr mich selber sein. Wurdest du von Klosterfrauen unterrichtet? Es gab nur noch wenige Schwestern, die uns unterrichteten, und ich machte gute Erfahrungen mit ihnen. Klar haben sie mich zwischendurch angezündet: «Halbnackts Giga», wenn ich mal ein Kleid trug, aber das war nicht weiter schlimm. Erstaunt hat mich, dass ausgerechnet unsere Turnlehrerin mit uns rauchte, – was sie aber damals für uns ganz sympathisch machte. Du arbeitest als Katholikin bei der ref. Kirche im Sekretariat. Was motiviert dich an deiner Arbeit?

Sie ist vielfältig, ich darf Teil eines tollen Teams sein, fühle mich willkommen und wertgeschätzt. Dass ich als Katholikin dort arbeite, erachte ich als interessant – schlussendlich glauben beide Konfessionen an Jesus und haben denselben Gott. Ich finde,gewisse Themen müssten auch wir bei uns verändern. Und wo tankst du in der Freizeit auf?

In der Natur, beim Singen mit den Gospelsingers Einsiedeln, beim Lesen von Thrillern und natürlich bei meiner Familie, bei den gemeinsamen Ferien, Ausflügen, Spielnachmittagen et cetera.

Gibt es etwas, was du unbedingt noch erleben möchtest? Ich möchte gerne noch mehr von der Welt sehen. Unter anderem stehen Thailand, Südamerika und Australien auf meiner Wunschliste. Wofür würdest du dich einsetzen, hättest du genügend Zeit? Für Gerechtigkeit und Gleichheit, dass alle Menschen gleich behandelt werden, dass sie sich gegenseitig akzeptieren und dass jeder und jede so sein darf, wie er/sie eben ist. Da passt die Zeile oberhalb des Haupteinganges zur «Faculté de Droit» von der Uni Paris (wo wir im Herbst waren) sehr gut: «Liberté, Égalité, Fraternité». Welche Werte möchtest du als Familienfrau und Mutter deinen Kindern weitergeben? Das vorher Angesprochene; ich versuche meinen Kindern beizubringen, dass sie ohne Vorurteile auf andere Menschen zugehen, dass sie jeden und jede so akzeptieren, wie sie sind. Egal welche Nationalität, welche Hautfarbe oder welche Ethnie, alle haben eine Chance verdient, manchmal auch zwei. Sie sollen nett zueinander sein, verständnisvoll, hilfsbereit und

freundlich.

In der ganzen Schweiz hin-gen in den vergangenen Wochen Plakate mit politischen Menschen. Könnte dein Porträt auch mal zu sehen sein, bist du politisch interessiert? Ich habe erst gestern mit einer Arbeitskollegin darüber gesprochen und wir waren der Ansicht, dass uns Frauen grundsätzlich doch die Zeit dafür fehlt. Wie würden wir das auch machen nebst Management als Familienfrau und der Arbeit? Da fehlt manchmal nur schon die Zeit für mich selbst, geschweige denn, mich politisch zu engagieren. Mit der Politik zusammen dann alles unter einen Hut zu kriegen, erachte ich als anspruchsvoll. Wo trifft man dich im Dorf?

Beim Einkaufen, beim Arbeiten, in der Zauberlaterne (dort bin ich Kinobegleiterin), beim Spazieren und beim Hin- und Herfahren, wenn ich unsere drei Kinder für Schule und Hobbys chauffieren muss. Was würdest du in Einsiedeln verändern? Es fehlt ein Hallenbad! Sonst bin ich zufrieden – «eigentlich hämmers ja schön da».

Von Franziska Keller

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