Grosses Gerangel um vier Nationalratssitze
Für die Nationalratswahl am 22. Oktober im Kanton Schwyz fehlt ein klarer Trend. Die Frage stellt sich, woran das liegen mag, wer zittern muss und auf welchen Listen die aussichtsreichsten neuen Kandidaten aus der Region zu finden sind.
Die Wahl in den Nationalrat steht oft ein wenig im Schatten der Entscheidung um die zwei Schwyzer Sitze für den Ständerat. Das ist durchaus verständlich, weil es im Fall der kleinen Kammer mehr um Köpfe geht und weniger um Parteien.
Für den Nationalrat interessieren sich im Kanton Schwyz exakt 103 Kandidatinnen und Kandidaten. Die Flut der Listen trägt nicht zur Übersicht bei. Zwar geht es primär um eine nationale Wahl – doch selbstverständlich spielen auch hier die Interessen des Kantons Schwyz, und wie diese in Bern vertreten werden, eine Rolle.
Wer kaum um seine Wiederwahl als bisheriger SVP-Nationalrat zittern muss, ist Marcel Dettling: Der nationale SVP-Wahlkampfleiter aus Oberiberg sitzt fest im Sattel. «Vom Feld zum Teller – der Mensch isst kein Gras.» Noch nicht in trockenen Tüchern ist nach dem Rücktritt von Mitte-Nationalrat Alois Gmür aus Einsiedeln der Sitz der Mitte: Diesen Sitz möchte Hanspeter Egli gerne verteidigen: «Ich möchte mich für die Landwirtschaft einsetzen und mich in ganzer Breite für die Ernährungssicherheit engagieren – unter dem Motto ‹vom Feld zum Teller›. Schliesslich produziert die Kuh im Kreislauf – der Mensch isst kein Gras.» Egli hat auch parteiintern starke Konkurrenz – längst ist nicht sicher, ob Einsiedeln «seinen » Sitz im Nationalrat behalten wird, wie Dominik Süss (Mitte) betont: «Die Region Einsiedeln hat seit über dreissig Jahren einen CVP-/Mitte-Vertreter in Bern. Mit dem Rücktritt von Alois Gmür besteht das Risiko, dass unsere Region dort nicht mehr vertreten ist.» Anni Zehnder (Mitte) sagt der-weil: «Ich möchte mich für eine Gesellschaft einsetzen, in der sich die Menschen frei entfalten können. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass wir in den Bereichen Umweltschutz und Altersvorsorge auch für die nächsten Generationen nachhaltig handeln.» Klimawandel und Vertretung der Jungen sind im Fokus Aus der Region bewerben auffällig viele Jungpolitiker für einen Sitz im Nationalrat – zu ihnen gehört Pablo Bänninger (Mitte): «Für mich stehen der Klimawandel und die Vertretung der Jungen im Zentrum. Ich möchte mich für sinnvolle Lösungen in der Klimapolitik einsetzen.» Ins gleiche Horn stösst Bran Picozzi (JUSO): «Für mich als Teil der jungen Generation sind Fragen und Massnahmen rund um den Klimawandel sehr wichtig. Beides führt zu Fragestellung bezüglich Wachstumsgedanken in der Wirtschaft.» Ebenso zu den Jungpolitikern gehört Marco Kälin (JSVP): «Während der Coronazeit sind meine Sympathien zur SVP gestiegen, da sie sich als einzige Partei gegen die Ausschliessung von Ungeimpften in der Gesellschaft eingesetzt hat.» «Wir haben keine Lobby in Bern» Els Dockx (SP) kandidiert, «weil ich durch meine aktive Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und meiner Ausbildung die Stimme des Gesundheitspersonals stärken und für ihre Anliegen einstehen kann. Wir haben keine Lobby in Bern.» Gleichsam für die SP steigt Iryna Bilyavska Camenzind ins Rennen um einen Sitz: «Meine politischen Anliegen beziehen sich auf die Schwächsten der Gesellschaft. Dazu zähle ich die Menschen mit Beeinträchtigung, mit niedrigem Budget, allein Erziehende, Geflüchtete und Migranten und immer noch auch die Frauen.» Die grössten Chancen innerhalb der SP, die Wahl zu schaffen, hat wohl Antoine Chaix, der sich als Gesundheitspolitiker national einen Namen gemacht hat: «An sich ist die Verschiebung von stationär zu ambulant richtig: Es sollte aber dringend eine einheitliche, gerechtere Finanzierung erfolgen. Ob es in der Schweiz so viele Krankenkassen braucht beziehungsweise ob der ‹gesunde Wettbewerb› da wirklich kostendämpfend wirkt, wage ich zu bezweifeln und ist diskutabel.» «Haben wir zu viele Spitäler?»
Auch Reto Casagrande (FDP) stellt sich Fragen zur Gesundheitspolitik: «Haben wir zu viele Spitäler? Warum sind die Medikamentenpreise in der Schweiz höher als im Ausland? Einheitskasse: Ja oder Nein?» Dominik Hartmann (FDP) meint: «Die steigenden Krankenkassenprämien sind zum Teil auf den demographischen Wandel und die fortschreitenden medizinischen Technologien zurückzuführen. Da wir immer älter werden und die Gesundheitsvorsorge komplexer wird, müssen wir das Gesundheitssystem entsprechend anpassen, um die Kosten unter Kontrolle zu halten.» Anna Marty (FDP) will vom Ybrig aus Bern erobern: «Uns Ybrigern sagt man nach, wir sei-en ‹zächi Cheibä›, so jemand braucht es in Bern.» Marty will sich in Bern unter anderem für die Lehrerschaft einsetzen: «Der Lehrberuf ist ein attraktiver Beruf, jedoch überladen mit administrativen Tätigkeiten. Das Unterrichten kommt oft zu kurz.»