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Kommt es zu einer Austrittswelle bei den Katholikinnen und Katholiken?

Kommt es zu einer Austrittswelle bei den Katholikinnen und Katholiken? Kommt es zu einer Austrittswelle bei den Katholikinnen und Katholiken?

Die Schwyzer Kirchenverantwortlichen zeigen sich erschüttert über die Zahl der entdeckten Missbrauchsfälle.

Über tausend Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hat eine Forschergruppe der Uni Zürich vor einer Woche publik gemacht und spricht dabei von der Spitze des Eisbergs. In den nächsten drei Jahren soll deshalb weitergeforscht werden.

Das Leid, das damit den Betroffenen und ihrem Umfeld verursacht wurde, lässt auch die Vertreter der katholischen Kirche im Kanton Schwyz nicht unberührt. Sowohl Generalvikar Bernhard Willi wie auch Lorenz Bösch, der Präsident der Schwyzer Kantonalkirche, zeigen sich «betroffen und erschüttert über das Ausmass», zumal man, so Bösch, «davon ausgehen muss, dass noch weitere Fälle bekannt werden». Es zeige sich, dass das kirchenrechtliche System Missbräuche eher begünstige. Bösch: «Anpassungen von Regeln und Praxis müssen angestrebt werden.»

Schwyzer Kirchgemeinden ziehen bereits Lehren

Wichtig sei, dass das Thema nun auf dem Tisch liege und transparent aufgearbeitet werde. Wich-tig sei auch, so Bösch, «dass die Bischofskonferenz klargemacht hat, dass in Zukunft Täter keine Nachsicht mehr erwarten können und dass die Prävention gefördert und unterstützt wird».

Das betont auch Generalvikar Bernhard Willi: «Grundsätzlich ist das Thema Missbrauch Chefsache, eine Bistumsangelegenheit. » Handlungsbedarf sieht er aber bei jeder Person in der Seelsorge – Priestern, Diakonen, Seelsorgerinnen. Es gel-te zuzuhören und die Prävention zu stärken.

Willi: «Alle Beschäftigten in der Kirche müssen aufmerksam zuhören und Missbrauch und Verdacht auf Missbrauch auch melden. Wichtig ist auch, dass bei der Ausbildung der Seelsorge- Beschäftigten psychologische Faktoren genau geprüft und abgeklärt werden.» «Wir gehen auf zwei Ebenen vorwärts», weiss Kantonalkirchenpräsident Lorenz Bösch. Zum einen sei der Verhaltenskodex inzwischen mehrheitlich von den Mitarbeitenden in den Kirchgemeinden unterschrieben worden. Zum andern gehe es darum, Interventionsstrukturen einzurichten und umzusetzen.

Bösch schliesst weitere Kirchenaustritte nicht aus

Bösch: «Das läuft, indem vom Bistum für das Gebiet des Generalvikariats Urschweiz zwei aussenstehende Personen bezeichnet wurden, die als Ansprechpersonen für Betroffene dienen.» Diese sollen abklären,wie im Verdachtsfall weiter vorgegangen werden soll, welche Abklärungen erforderlich sind und wie die Polizei einbezogen werden muss. Ob es nun zu Kirchenaustritten komme, wisse er nicht, erklärt Bösch. Aber: «Wir müssen in der Tendenz davon ausgehen, dass es nochmals eine Welle geben kann.» Andererseits sei das Thema Missbrauch schon länger im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Es sei auch gut möglich, dass das Thema schon bei früheren Austritten als Grund mitgespielt habe.

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