«Feuer ist sehr interessant»


Arwen Roos ist von den Leserinnen und Lesern des Einsiedler Anzeigers zur Smalltalkerin des Jahres 2023 gewählt worden
Die 18-jährige Fachmittelschülerin Arwen Roos aus Einsiedeln hat schon als Mädchen gerne gezeuselt und ist nun als Feuerwehr-Rekrutin fürs Löschen zuständig: «Ich liebte es, wenn wir in der Pfadi grosse Feuer machen durften. Naturgemäss erhöht es den Reiz, etwas zu tun, wenn es verboten ist.»
Herzliche Gratulation zur Wahl zur Smalltalkerin des Jahres 2023. Sind Sie überrascht worden davon, dass Sie am meisten Stimmen geholt haben? Ja, sehr (lacht)! Dieses Resultat kommt überaus unerwartet und überrascht mich auf ganzer Linie. Am meisten Stimmen zu holen, das freut mich ungemein. Zu diesem Sieg ihren Teil beigetragen hat sicherlich die Feuerwehr Einsiedeln, die mächtig Werbung für mich gemacht hat, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, als ich an der Chilbi an den Ständen vorbeigekommen bin. Worauf führen Sie Ihre Popularität zurück? Meine Familie kennen viele im Dorf – mein Vater ist Vizekommandant der Feuerwehr Einsiedeln. Ich selber bin sehr aktiv in den Vereinen im Klosterdorf und war früher auch im Turnverein: Im Vereinsleben hat man die Möglichkeit, sich zu vernetzen und Leute kennenzulernen. War Feuerwehrfrau zu werden ein Mädchentraum von Ihnen? Nein, das war es nicht – mich mit Kriminalität zu beschäftigen, war eher mein Mädchentraum. Ich wollte unbedingt Action erleben und ursprünglich Kriminalpolizistin werden. Dieses Berufsziel hat sich dann als nicht so realistisch erwiesen, und so waren dann Polizistin beziehungsweise Rettungssanitäterin meine Lieblingsberufe. Jetzt werde ich also Feuerwehrfrau, wenn auch nicht professionell. Wie läuft eigentlich ein Feuerwehreinsatz ab? Sichern, Retten, Halten, Schützen, Bewältigen lautet die Devise. Mehr kann ich Ihnen dazu noch nicht sagen. Denn ich habe we-gen Krankheit den Einführungskurs bei der Feuerwehr (EFK) verpasst und muss diesen nachholen. Ich bin also derzeit Rekrutin in Ausbildung: Erst nach der Absolvierung des Einführungskurses ist man Soldat bei der Feuerwehr und macht reguläre Einsätze. Sind Feuerwehrleute häufiger Pyromanen? Vermutlich handelt es sich hierbei um Stereotypen. Genauso wie es ein Mythos ist, dass Feuerwehrleute Brände legen, damit sie nach dem Löschen miteinander Kameradschaft halten können. Natürlich kann es vorkommen, dass im Einzelfall Feuerwehrleute selber Brände legen. In der Psychologie spricht man vom Gefühl, unerkannt bei der Löschung eines Brands dabei zu sein, den man selbst gelegt hat: Das kann für manche dieser Täter prickelnd sein und bei ihnen Gefühle besonderer Bedeutung oder Überlegenheit hervorrufen. Was macht die Faszination des Feuers aus? Ich habe schon früher als Mädchen gerne gezeuselt. Ich liebte es, wenn wir in der Pfadi grosse Feuer machen durften (lacht). Naturgemäss erhöht es den Reiz, etwas zu tun, wenn es verboten ist. Gleichzeitig habe ich grossen Respekt vor dem Feuer und weiss um die Gefahren, die bei Feuersbrünsten entstehen können, und welche Schäden Feuer anrichten können. Grundsätzlich ist das Feuer etwas sehr Interessantes: Es fasziniert alleine schon durch seine Form – es ist wunderschön zum Anschauen. Wie ist das Feuer zum Menschen gekommen?
Spannend ist ja, dass alle Tiere Angst vor dem Feuer haben – nur der Mensch nicht. Vermutlich kam durch den Blitz das Feuer zum Menschen. Der Mensch ist das einzige Wesen, das selber imstande ist, ein Feuer zu entzünden – das unterscheidet ihn unter anderem vom Affen. Seit es den Menschen gibt auf der Welt, kennt dieser das Feuer – und das Feuermachen. Gebrannte Kinder fürchten das Feuer. Haben Sie sich auch schon die Finger verbrannt? Oh ja, ganz klassisch: Als fünfjähriges Mädchen habe ich mir die Finger verbrannt, als ich mit der Hand auf die heisse Herdplatte griff. Das ging aber einigermassen glimpflich über die Bühne. Schlimmer war der Zwischenfall in der Pfadi, als sich eine Kollegin mit kochend heissem Wasser die Beine verbrühte: Das hinterliess dann ganz gehörig Blasen. Sofort haben wir die verbrühten Hautstellen eine halbe Stunde lang mit fliessendem, handwarmem Wasser von etwa 15 bis 20 Grad Celsius gekühlt. Sind Sie im Zeichen des Feuers geboren? Ja, das bin ich: Ich bin im Zeichen des Löwen geboren – und der Löwe gehört ja zu den Feuerzeichen. Ich glaube aber kaum an die Astrologie: Es ist wohl eher Zufall, dass ich gerne Feuer mache – und hat wohl weniger mit dem Lauf der Sterne zu tun beziehungsweise mit dem Umstand, dass der Löwe im Zeichen der heissen Sonne steht (lacht). Wissen Sie bereits,was Sie nach der Schule machen wollen? Ich möchte gerne in Luzern oder Wädenswil Sozialarbeit studieren. Diese unterteilt sich in soziale Animation, Gassenarbeit, Migration, Schulwesen, und soziale Arbeit im Strafvollzug. Letztere interessiert mich am meisten: Ich arbeite lieber mit Erwachsenen als mit Kindern zusammen. Ich finde es sehr interessant, Gespräche mit Häftlingen zu führen und im Bereich der Resozialisierung von Gefängnisinsassen tätig zu werden. Womöglich werde ich ein Zwischenjahr einschalten, um zu arbeiten oder zu reisen. Was fasziniert Sie am Wesen des Menschen? Um bei den Menschen im Justizvollzug, in den Haftanstalten, zu bleiben: Es gilt immerzu zwischen dem Menschen an sich und seiner Tat zu unterscheiden. Der Mensch ist nicht von Grund auf ein böses Wesen: Er kann eine Tat im Affekt begehen, also nicht geplant. Es kann sein, dass ein dramatisches Erlebnis Auswirkungen auf sein Leben und seine Seele hat. Ich habe die Hoffnung, dass der Mensch die Kraft hat, sich zu verändern, und will ihm mit offenen Ohren begegnen, um zu hören, was er zu sagen hat. Sie gehören der Generation Z an: Wie würden Sie Ihre Gene-ration beschreiben? Wir sehen womöglich die Arbeitswelt nicht so verbissen und legen gewisse Prioritäten auf die Freizeit. Wir gelten, als Digital Natives, als wissbegierig, digital affin und autonom erzogene Menschen, die gerne die Gesellschaft offener gestalten möchten und in dieser ihren Platz fin-den werden. Gleichzeitig wollen wir eigene Ideen mit einbringen, kreativ und innovativ motiviert arbeiten. Was nervt Sie an den Babyboomern und an der Generation X? Dass sie vor so drängenden Problemen wie dem Klimawandel den Kopf in den Sand stecken: Sie denken zu wenig über das zukünftige Leben ihrer Kinder und der nachfolgenden Generationen nach. Stattdessen schimpfen sie über die heutige Jugend und finden, dass die Jungen sehr schlimm sind. Was beschäftigt Sie selbst am meisten? Der Krieg gegen die Ukraine hat mich sehr überrascht: Dieses Kriegstreiben mitten in Europa mutet überaus surreal an. Als hätte der Mensch nichts gelernt aus all den Konflikten und Kriegen, die bereits auf diesem Planeten und unserem Kontinent stattgefunden haben. Die Aussichten und Zukunftsperspektiven sind nicht die bes-ten. Bedrücken Sie die Umstände auf unserem Planeten? Man ist ständig auf der Hut und in der Erwartungshaltung, dass wieder etwas passieren könnte auf der Welt. Dass sich wegen dem Klimawandel die Jahreszeiten ändern und der Winter ausfällt und verschwindet, finde ich sehr schade. Ärgerlich ist, dass die heutigen Politikerinnen und Politiker nicht über ihre Nasenspitze hinausdenken und in ihren Entscheidungen kein Auge für die Interessen der nachfolgenden Generationen haben: Nach uns die Sintflut, lautet ihre Devise. Die Gretchenfrage zum Schluss: «Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?» Ich bin überzeugte Atheistin und glaube weder an Gott noch an eine höhere Macht. Dementsprechend bin ich mit 16 Jahren aus der Kirche ausgetreten – was ich nie bereut habe: Ich erkenne vieles, was man besser machen könnte in der katholischen Kirche. Aber es liegt nicht an mir, der Kirche Verbesserungsvorschläge zu machen: Ich bin ja nicht mehr Mitglied dieser Kirche, also interessiert mich dieses Thema auch nicht mehr.