«Die Kameradschaft ist mir sehr wichtig»


Der 1.93 Meter grosse Schreiner Christoph «Schnapsi» Füchslin wurde von den Leserinnen und Lesern zum Smalltalker 2023 gewählt. Aufgrund seines Amtes als Bauchef des Einsiedler Oktoberfestes wurde ihm im letzten Oktober die Ehre zuteil, Smalltalker zu werden.
Herzliche Gratulation zur Wahl zum Smalltalker 2023! Was aber sicher alle interessiert: Woher kommt der Übername «Schnapsi»? In frühen Jahren habe ich mich sehr stark für die Herstellung von Spirituosen interessiert. Dabei habe ich auch immer wieder selber solche Schnäpse gebrannt. Und als das allgemein bekannt wurde, erhielt ich den Übernamen «Schnapsi». Im letzten Jahr war nun schon der OK-Präsident, und ebenfalls Feuerwehrler, vom Oktoberfest Smalltalker im EA. Haben Sie sich abgesprochen beziehungsweise seinen «Wahlkampf » übernommen?
Also ich selber habe gar nichts unternommen, geschweige denn einen Wahlkampf geführt. Aber dieselben Feuerwehrkollegen, welche im letzten Jahr bereits aktiv für «Güggi» Werbung gemacht haben, starteten wieder die Werbemaschinerie. Sogar im Feuerwehrzelt an der Einsiedler Chilbi wurde extra für Arwen und mich ein Werbebanner auf den Bildschirmen aufgeschaltet. Das Einsiedler Oktoberfest war 2022 erstmals auf dem Brüel-Parkplatz mit einem grossen Zelt. In diesem Jahr ist es am selben Ort, aber ohne Sie als Bauchef. Was ist passiert? Aus Zeitmangel habe ich frühzeitig meinen Rücktritt angekündigt. Mein Posten wurde auch schon wieder besetzt. In naher Zukunft werde ich in der Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr eine neue Herausforderung in Angriff nehmen. Und diese wird meine Zeit noch mehr in Anspruch nehmen wie bis anhin. Ja, das klingt interessant. Wie sieht es mit Ihrer Familie aus? Sehen die Sie während der Fasnacht auch mal zwischendurch oder übernachten Sie gleich in der Bürgerwehrbaracke? Das schon nicht. Aber ich werde sicherlich viel unterwegs sein. Meine Kinder sind nun auch etwas grösser und gehen mit ihren Grosseltern an die Fasnacht. Und meine Frau als Zuschauerin, diese brauchts ja auch, sonst sind die Umzüge ja auch umsonst. So ist die Chance grösser, meine Familie dort anzutreffen.
Werden Sie in Ihrer neuen Funktion noch Zeit finden, als Trichler unterwegs zu sein?
Ja! So viel Zeit muss sein.
Sie werden dann aktiver eingebunden sein in die Organisation verschiedener Anlässe. Wissen Sie schon, wie der Bürgerwehrball im nächsten Jahr aussieht? Der Bürgerwehrball 2024 wird ungefähr gleich daherkommen wie im Jahr 2023. Es sind einzig kleinere Anpassungen vorgesehen. Es wird aber sicherlich wieder eine Live-Band im Saal des Kultur- und Kongresszentrums Zwei Raben geben. Wird es im Allgemeinen grosse Änderungen geben für die Fasnacht 2024?
Die Fasnacht wird abwechslungsweise von den Goldmäudern und der Bürgerwehr organisiert. Da im nächsten Jahr ein gerades Jahr ansteht, werden die Goldmäuder die Fasnacht durchführen. Von unserer Seite her wird es keine grossen Änderungen geben. Die Bürgerwehr gibt im Gegenzug die Fasnachtszeitung «Dr Zwärchfällschüttler» heraus. Sie sind ja auch Turner und aktiv beim Brotauswerfen mit dabei. Haben Sie da eine Lieblingsfigur?
Ja, das ist der Johee.
Und warum genau diese?
In meinen Augen ist es die schönste Figur des Brotauswerfens. Zudem gibt es nur vier Stück und ja, er hat eine Trichle.
Wie weit können Sie ein Mütschli werfen? Ich sage das mal so: Bei meinen Würfen musste sich die NASA bis anhin nicht einschalten, die Mütschli bleiben erdnah. Auch sind mir keine Beschwerden zu Ohren gekommen, dass am Schluss des Fluges nur noch Paniermehl ankam. Als eines Ihrer Hobbys geben Sie die Feuerwehr an. Dort sind Sie als Feuerwehroffizier tätig. Und wenn man dies zusammen mit den anderen Freizeitaktivitäten von Ihnen anschaut, stellt sich folgende Frage: Wie wich-tig ist Ihnen Kameradschaft? Diese ist mir sehr wichtig. Es gibt doch nichts Schöneres, als nach getaner Arbeit gemeinsam zusammenzusitzen und miteinander zu sprechen. Ich selbst schätze das sehr. Und wenn wieder irgendwann irgendwo etwas ansteht, finde ich so viel schneller Helfer für eine Sache. Also, für Sie ist es eine Art «networking? »
Genau, das kann man so sagen.
Einsiedeln hat eine freiwillige, eine Miliz-Feuerwehr. Der Bezirk hat jetzt schon über 16’000 Einwohner. Wie ist Ihre Einschätzung zur Einrichtung einer Berufsfeuerwehr im Klosterdorf?
Meiner Meinung nach braucht es keine Berufsfeuerwehr. Solange wir in der Feuerwehr genügend Personen für den freiwilligen Dienst finden, ist es nicht notwendig. Ich weiss aber auch nicht, wie lange dieser Zustand anhält. In der Feuerwehr sind Sie der Chef des Atemschutzes. Welche Voraussetzungen muss jemand mitbringen, um dort mitzumachen?
Als Atemschützer ist es wichtig, körperlich fit zu sein. Zwei linke Daumen sind nicht von Vorteil. Gilt es doch immer wieder anzupacken. Platzangst darf man auch keine haben. Als Einzelgänger ist es schwierig, muss man doch gut im Team arbeiten und sich gegenseitig vertrauen können. Und natürlich steht auch hier die Kameradschaft im Vordergrund.
Welche weiteren Funktionen haben Sie in der Feuerwehr noch inne? Ich bin Spezialist in der Gruppe Gewässer und Naturgefahren. Das heisst, alles mit Wasser, Erdrutschen, Waldbränden und so weiter gehört in meinen Bereich. In den letzten Jahren organisierte ich jeweils die Bärtiübung am Vortag von Christi Himmelfahrt. Diesen Job werde ich voraussichtlich nächstens an jemand anderen weitergeben. Was war bisher Ihr aufregendster Einsatz? Das war der Brand in einem Mehrfamilienhaus letzten November an der Erlenbachstrasse. Ich war da zum ersten Mal Einsatzleiter. Der Start des Weihnachtsmarktes stand kurz bevor, und somit waren die Zufahrten nicht ganz einfach. Auch die Platzverhältnisse vor Ort, die enge und alte Bauweise ergaben einige Herausforderungen.
Und bei welchem Einsatz muss-ten Sie am meisten schmunzeln?
Unter Atemschutz mussten ein Kamerad und ich einen defekten Kühlschrank ins Freie tragen. Als wir die Treppe hinunterstiegen, schliff mein Kollege mit der Sauerstoffflasche an der Wand entlang. Durch das Schleifen drehte es ihm das Ventil zu und er bekam keine Luft mehr. Sein erstauntes Gesicht anzuschauen, brachte bei mir einen Lachanfall hervor. Schnell stellten wir den Kühlschrank ab und er öffnete das Ventil wieder. Und wir konnten den Kühlschrank ohne weitere Probleme ins Freie bringen. In jungen Jahren nahmen Sie mit einem Kollegen am Seifenkistenrennen teil. Dazu haben Sie gemeinsam mit Ihren Vätern eine Seifenkiste gebaut, die aussieht wie das «Grosi» der Einsiedler Feuerwehr. Gibt es diese «Kiste» noch und wenn ja, wird sie noch gefahren? Ja, die gibt es noch. Die steht zusammen mit dem Original in der Garage des ehemaligen Werkhofes an der Nordstrasse. Meine Jungs kommen so langsam ins Alter, dass sie mit dieser fah-ren können. Ich werde schauen, wann das «kleine» Grosi wieder Rennen fahren wird.
Sie sind ja auch bei den Füürweyrfründä. Was machen diese Freunde genau? Die Füürweyrfründä sind im Besitz von zwei ehemaligen Feuerwehrfahrzeugen. Das eine, ein Mowag, «Grisu» genannt und der alte Landrover. Beide sind mit einem Bierzapfhahnen ausgerüstet. Uns kann man engagieren, um Bier auszuschenken, aber auch zum Grillieren. Welches Amt haben Sie in diesem Verein inne?
Dort bin ich Aktuar.
Vor zehn Jahren nahmen Sie beim SRF in der Sendung «Jobtausch » teil. Unvergessen die Szene, als Sie Ihr Bett in Nepal zum ersten Mal sahen. Haben Sie da noch irgendwelche Kontakte oder Berührungspunkte zu dieser Sendung beziehungsweise zu Personen? Anfänglich hatten wir noch Kontakt zu unseren Austauschschreinern. Den beiden hat es bei uns so gut gefallen, sie wollten in die Schweiz einwandern und hier ein neues Leben aufbauen. So einfach ist das natürlich nicht. Mit der Zeit wurden die E-Mails aber weniger und seit einigen Jahren haben wir keinen Kontakt mehr. Sie haben viele zeitintensive Hobbys und eine Familie. Wie erholen Sie sich? Dann, wenn ich im Bett schlafe. In der Regel reichen mir sechs bis sieben Stunden Schlaf.
Foto: René Hensler