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Zum Tod von Renate Nagel, der ehemaligen Cheflektorin des Benziger Verlags

Zum Tod von Renate Nagel, der ehemaligen  Cheflektorin des Benziger Verlags Zum Tod von Renate Nagel, der ehemaligen  Cheflektorin des Benziger Verlags

Wie erst letzte Woche bekannt wurde, ist Renate Nagel am 29. Juli im Alter von 86 Jahren in Frauenfeld gestorben. Sie arbeitete von 1966 bis 1983 beim Einsiedler Benziger Verlag, bevor sie zusammen mit Judith Kimche den Verlag Nagel & Kimche gründete.

Während den 17 Jahren im Dienst des Unternehmens Benziger war Renate Nagel im Verlagsbüro in Zürich zuerst als Lektorin und später als Cheflektorin tätig. Schliesslich wurde sie Leiterin der Abteilung, welche die Belletristik sowie das Kinder- und Jugendbuch verantwortete. Mit ihrem Vorgänger in der Verlagsleitung, Peter Keckeis, der später zum Huber Verlag in Frauenfeld wechselte, prägte sie über Jahre das literarische Programm von Benziger, das in den 70er-Jahren neben dem theologischen Schwerpunkt des Verlags ein eigenständiges Profil erhielt.

Schwerpunkt Schweizer Literatur Es wurden damals zwar auch einige fremdsprachige und Titel aus beiden Teilen Deutschlands publiziert – zum Beispiel «Mitteilung an den Adel» von Elisabeth Plessen oder «Padre Padrone» von Gavino Ledda –, im Vordergrund stand aber die Herausgabe von Schweizer Literatur. Zu nennen sind etwa die Bücher von Christoph Geiser, Hansjörg Schneider, Hansjörg Schertenleib, Silvio Blatter oder Claudia Storz sowie die Werke der inzwischen verstorbenen Autoren Walter Matthias Diggelmann, Kurt Guggenheim, Walter Vogt, Walther Kauer und Arthur Honegger. Bei Benziger erschienen zum ersten Mal auch die Chansons von Mani Matter, nicht auf Platte, sondern zwischen Buchdeckeln, und posthum seine Notizbücher «Sudelhefte» und «Rumpelbuch ». Um das Kinder- und Jugendbuch kümmerte sich Renate Nagel ganz besonders. Da waren einerseits die Übersetzungen von Denys Watkins-Pitchford («Dominik Dachs»), Michael Bond («Paddington Bär») oder Tove Jansson («Die Mumins») und andererseits die Bücher von Beat Brechbühl, Federica de Cesco, Klara Obermüller, Otto Steiger und Emil Zopfi. Allein von Federica de Cesco kamen bei Benziger rund 20 Romane heraus.

Keine Hexerei Zum «Startkapital» ihres eigenen Verlags Nagel & Kimche gehörten neben dem verlegerischen Knowhow, das sich Renate Nagel in den Jahren bei Benziger erarbeitet hatte, auch die zahlreichen Autorinnen und Autoren, die mit ihr den Benziger Verlag verliessen und bei Nagel & Kimche eine neue Heimat fan-den.

Eine davon war Eveline Hasler, die mit zwei ihrer bekanntesten Benziger-Bücher gleich beide von Nagel verantworteten Spar-ten abdeckte, nämlich die Belletristik sowie das Kinder- und Jugendbuch. Das war für die heute 90-jährige Schriftstellerin offenbar keine Hexerei. Oder doch? 1979 erschien «Die Hexe Lakritze und Rino Rhinozeros», drei Jahre später der Bestseller «Anna Göldin. Letzte Hexe».

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