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«Z’Alp gehen gehört zu unserer Kultur und Identität»

«Z’Alp gehen gehört zu unserer  Kultur und Identität» «Z’Alp gehen gehört zu unserer  Kultur und Identität»

In der neu erstellten Alpkäserei in der Chäseren- Schülberghütte sind Idylle und modernste Technik ineinander verwoben. Die Produktion findet im Einklang mit der Natur statt. Zudem wird ausschliesslich Hornmilch verarbeitet.

Die Alp Chäseren-Schülberghütte umfasst beachtliche 55 Hektaren Weidland. Nach dem Prinzip «nomen est omen» gehört eine Käserei wie eine Selbstverständlichkeit in dieses Gebiet. Benno und Priska Trütsch-Marty haben diesen Gedanken gemeinsam mit der Oberallmeindkorporation (OAK) umgesetzt. Das Ziel ist eine nachhaltige Bewirtschaftung der Weide. Wo früher fast in jeder Hütte Käse hergestellt wurde, haben viele Älpler in den letzten zwanzig Jahren auf Mutterkühe umgestellt. Um jenen, die noch melken, eine Perspektive zu geben, wurde von Trütschs ein stattlicher Neubau realisiert, mit einer Käserei, die auf 60’000 Liter Milch ausgelegt ist. Bisher konnten drei Lieferanten verpflichtet werden. Dazu kommen die zehn Kühe der Familie Trütsch. «Weitere Teilnehmer sind erwünscht», sagte Benno Trütsch.

Rund 70 Interessierte am «Alptag» der OAK Nach zwei Jahren Bauzeit steht das Vorhaben kurz vor der Beendigung. Es ist sehenswert. Rund siebzig Interessierte lies-sen sich am letzten Samstag ins Gebirge chauffieren. Die OAK hat zum «Alptag im Ybrig» eingeladen, um der Bevölkerung die strukturellen Veränderungen in der Alpwirtschaft näher zu brin-gen. An verschiedenen Posten erfuhren die Anwesenden, welch enormen Einsatz die Hege und Pflege von Tier- und Pflanzenwelt abverlangt. Ohne Leidenschaft geht es nicht. Die Arbeitstage sind lang und anstrengend. Unkrautbekämpfung, Hagen und Wildheuen kommen zum Melken und Käsen hinzu. «Z’Alp gehen gehört zu unserer Kultur und Identität», erklärte Daniel von Euw, Geschäftsführer der OAK, und erläuterte die intensive Zusammenarbeit mit den Älplern. Sein Fazit: «Nur miteinander kommen wir weiter.» Kaum hat-te er das gesagt, pfiff unter dem Schülberg ein Murmeltier und weiter unten muhte eine Kuh, als wollten sie von Euws Worte bestätigen.

Mit dem Erhalt des früheren Käse-Hüttchens samt Gerätschaften wird ein eindrücklicher Bogen von einst zu heute gezogen. Unter den Besuchern kamen Erinnerungen hoch. Franz Walder, der vor über dreissig Jahren im damaligen Meliorationsamt den Strassenbau auf die Alp verantwortete, erzählte in der historischen Umgebung eine hübsche Anekdote. Die Eckbank in diesem Raum sei gerade frisch versiegelt worden, als Vertreter des Regierungsrats hier eine Sitzung abhielten. Einer von ihnen sei dann auf der Bank kleben geblieben.

Schweine und Kühe in sauberer Umgebung Die Besichtigung ging weiter via altem Stall zu drei freundlich dreinblickenden Schweinen. Ihnen wird im Sinne der Kreislaufwirtschaft die Schotte verfüttert. Zurück beim Hauptgebäude erzählte Benno Trütsch Details zum Bau. Dieser wurde vom einheimischen Gewerbe erstellt, auch das Holz sei aus Eigenbeständen, darunter ein rund 250-jähriger Baum. Während der Bauphase profitierten die Handwerker von der tatkräftigen Unterstützung der Älplerfamilie.

Dann zeigte Benno Trütsch den Anbindestall. Dieser hat den Vorteil, dass möglichst wenig Gülle entsteht, aber viel Mist, was für die Düngung der Alpenweiden vorteilhaft ist. In dieser sehr sauberen Umgebung finden die Kühe, die nur zum Melken kommen, ihre optimale Ruhe zum Wiederkäuen und Milch produzieren. Benno Trütschs grosse Tierliebe war aus seinen Schilderungen herauszuhören. Seit dreissig Jahren betreut er Originalbraunkühe, eine genügsame und robuste Sorte, perfekt für über 1500 Höhenmeter. Er hält sie standortgerecht und konsequent mit betriebseigenem Futter. Seinen Kühen lässt er die Hörner stehen – aus Überzeugung. «Dank der natürlichen Belassenheit gibt es eine hochwertige, einzigartige Milch», erklärte er und wechselte in die Räume der Käseverarbeitung. Sämtliche Geräte stehen bereit, der Testlauf sollte noch in diesem Herbst erfolgen.

Nach der mehrstündigen Führung gab es Raclette. Die Besucher waren ergriffen, als Benno Trütsch den eindrücklichen Anlass mit seinem traditionellen Betruf abrundete.

Fotos: Anita Chiani


Dominik Trütsch zeigt den nostalgischen Kupferkessel.

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