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«Zwei Raben hat an diesem Standort ein unglaubliches Potenzial für Einsiedeln»

«Zwei Raben hat an diesem Standort ein unglaubliches Potenzial für Einsiedeln» «Zwei Raben hat an diesem Standort ein unglaubliches Potenzial für Einsiedeln»

Lydia Birchler, Präsidentin der Genossenschaft Zwei Raben, steht Red und Antwort zur Entwicklung des Kultur- und Kongresszentrums in Einsiedeln: «Der Bezirksrat hat in seinem Projektauftrag formuliert, dass ein Saal für Veranstaltungen bestehen bleiben soll.»

Sind Sie zufrieden mit der finanziellen Situation der Genossenschaft Zwei Raben? Aufgrund der ausserordentlichen Situation der letzten beiden Jahre bin ich mit dem Jahresergebnis 2022 sehr zufrieden. Die budgetierten Vorgaben und sämtliche Verpflichtungen konnten vollumfänglich eingehalten werden. Zu berücksichtigen ist, dass das Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben einen Leistungsauftrag mit dem Bezirk Einsiedeln hat. Mit dem Betrieb des Kultur- und Kongresszentrums Zwei Raben sollen öffentliche und kulturelle Aktivitäten sowie die Vereinstätigkeiten gefördert und gestärkt werden. Die einheimischen Institutionen profitieren von vergünstigten Leistungsangeboten und Spezialtarifen, die nicht kostendeckend sind. Die Beiträge des Bezirks Einsiedeln decken diese Angebote ab. Aus welchen Gründen ist die Bewirtschaftung des Kulturund Kongresszentrums Zwei Raben keine einfache Sache? Die Bewirtschaftung ist nicht einfach, da das Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben nur bei Veranstaltungen bewirtschaftet wird und eine Mehrfachnutzung zurzeit schwierig bis fast unmöglich ist. Der Betrieb wird spezifisch für die jeweilige Veranstaltung organisiert. Sämtliches Service- und Küchenpersonal ist auf Abruf im Einsatz. Dies bedeutet eine unglaubliche Bereitschaft und Flexibilität der Mitarbeitenden. Nicht nur jede einzelne Veranstaltung ist wichtig, sondern alle Veranstaltungen. Für alle Veranstaltungen gelten grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen. Nicht alle Veranstaltungen sind kostendeckend. Daher muss zwingend betriebswirtschaftlich eine Gesamtbetrachtung vorgenommen werden, was für einzelne Veranstalter oft schwierig nachzuvollziehen ist.

In welchem Zustand präsentiert sich das Haus? Gemäss einer Ist-Zustands-Analyse sind in den nächsten Jahren Sanierungsmassnahmen von rund sechs Millionen Franken notwendig. Dies insbesondere für die äusseren Wandkonstruktionen, das Dach, die Fenster, die Technik, die Beleuchtungen und den Küchenbereich.

Wie zwingend sind anstehende Sanierungsarbeiten? Das heutige Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben hat eine lange Geschichte, die bis um das Jahr 1360 zurückverfolgt werden kann. Der bestehende Altbau wurde im Jahr 1859 fer-tig gestellt. Im Jahr 1975 wurde der Saalneubau realisiert. Ausser den Innenrenovationen 2015/2016 wurden seit dem Jahr 1975 keine grösseren Investitionen mehr getätigt. Der Saal ist rund fünfzigjährig und entspricht nicht mehr den heutigen technischen und energetischen Anforderungen. Eine Gesamtrenovation ist somit unumgänglich.

In welche Richtung könnte die Weichenstellung für die Zukunft erfolgen?

Der Bezirksrat hat mit seinem Beschluss im Mai 2022 eine gemischte Arbeitsgruppe eingesetzt. Die Arbeitsgruppe soll den sinnvollsten Weg aufzeigen, wie das Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben wirtschaftlich und baulich zukunftsgerichtet zu optimieren ist. Eine gesamtheitliche Betrachtung des ganzen Areals (inklusive Ökonomiegebäude) ist dabei vorzunehmen. Die Liegenschaft soll den Bedürfnissen der Einsiedler Bevölkerung Rechnung tragen. Eine kulturelle und öffentliche Nutzung steht im Vordergrund. Welche Erwartungen haben Sie bezüglich der Arbeitsgruppe beziehungsweise deren Projektideen?

Vorab möchte ich zum Bericht zur Generalversammlung der Genossenschaft Zwei Raben im Einsiedler Anzeiger vom 7. Juli festhalten beziehungsweise richtigstellen, dass die Wüest Partner AG nicht Teil der von der Genossenschaft Kultur- und Kongresszentrum und dem Bezirk Einsiedeln eingesetzten Arbeitsgruppe ist, die Projektideen zur künftigen Form und Nutzung des «Zwei Raben» ausarbeitet. Die Wüest Partner AG war und ist zu keinem Zeitpunkt in die aktuelle Ausarbeitung von Projektideen involviert. Die Potenzialstudie, die Wüest Partner erstellt hat, ist für die Arbeitsgruppe eine Grundlage für die Ausarbeitung ihrer Projektideen.

Was heisst das konkret?

Meine Erwartungen an die Arbeitsgruppe und deren Projektideen sind, dass nicht einfach an bestehenden Strukturen und deren möglichen Optimierungen festgehalten wird, sondern realisierbare, nachhaltige Vorschläge und Lösungen im Sinne des «Zwei Raben» erarbeitet werden. Wobei die Betonung auch auf der Mehrzahl liegt. Das «Zwei Raben » hat an diesem Standort ein unglaubliches Potenzial für Einsiedeln, das auf verschiedenste Art und Weise noch viel mehr genutzt werden könnte. Inwiefern wäre ein Miteinbezug der zukünftigen Gestaltung des Dorfplatzes in die Projektidee denkbar? Die Nutzung insbesondere im Eingangsbereich und die gleichzeitige Realisierung des Dorfplatzes wären an diesem zentralen Standort sicher für das Unterdorf von Einsiedeln eine bedeutende Aufwertung.

Was halten Sie persönlich von einem teilweisen Abbruch des Gebäudes? Nicht meine persönliche Meinung steht im Vordergrund. Als Präsidentin der Genossenschaft vertrete ich grundsätzlich die Meinung der ganzen Verwaltung und letztlich die Projektideen der Arbeitsgruppe. Sicher ist, dass der Altbau unter Denkmalschutz steht und dies respektiert und entsprechend berücksichtigt werden muss. Bei der Erarbeitung der Projektideen, die voraussichtlich im Herbst zu Handen des Bezirksrats und der Verwaltung des Kultur- und Kongresszentrums Zwei Raben fertig sein werden, werden die Vor- und Nachteile von einem teilweisen Abbruch zurzeit besprochen.

Wie realistisch wäre eine zukünftige gemischte Nutzung durch Wohnen und Gewerbe? Dies hängt von den Projektideen und deren Finanzierungsmöglichkeiten ab. Grundsätzlich ist alles machbar, jedoch muss es auch betriebswirtschaftlich sinnvoll und meines Erachtens eine folgerichtige Ergänzung zum «Zwei Raben» sein. Was ist relevant und entscheidend, dass das Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben auch in Zukunft ein kultureller Begegnungsort bleiben mag? Der Bezirksrat hat in seinem Projektauftrag formuliert, dass ein Saal für Veranstaltungen bestehen bleiben soll. Dies ist sicher die Grundvoraussetzung für das Projekt. Jedoch muss das gesamte Projekt in sich überzeugen und realistisch sowie nachhaltig für die Zukunft sein.

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