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Zwei Einsiedler in Zakopane – weil selber fliegen süchtig macht

Zwei Einsiedler in Zakopane – weil selber fliegen süchtig macht Zwei Einsiedler in Zakopane – weil selber fliegen süchtig macht

Die Skispringer Gregor Deschwanden und Killian Peier hatten gestern ihren ersten Einsatz an den European Games.

Ein eigentlicher Wintersport an den European Games im Sommer? Bei den Skispringerinnen und Skispringern ist das möglich, auch dank einem initiativen Organisationskomitee und dem Weltskiverband FIS. «Wir machen im Sommer mehr Sprünge von den Schanzen als im Winter», erklärt Gregor Deschwanden am Vorabend seines Einsatzes auf der Normalschanze. Dieser Anlass, etwas früh zwar, passe gut in den Kalender, findet er weiter. Noch gebe es im Skispringen keine Europameisterschaften, weil die wegen der vielen Wettkämpfe gar nicht im Winter stattfinden können. «Vielleicht zeigen die European Games eine Möglichkeit auf, dass auch eine EM im Sommer möglich werden könnte.» Skispringen als erste Sport-art sowohl an Olympischen Sommer- wie Winterspielen? Killian Peier glaubt nicht, dass es so weit kommt. «Unser Sport findet traditionell auf Skiern statt, und diese gehören traditionell auf Schnee und Eis.» Es sei gut, dass im Sommer neben den vielen Trainings auch Grand-Prix-Events oder jetzt eben die European Games mit Skispringen durchgeführt werden. Das werde aber wohl nicht jedes Mal der Fall sein können, nicht alle Austragungsorte haben Schanzen. «Extra Schanzen zu bauen, will und kann sich kein Organisator leisten.» Grösser als Olympische Winterspiele Deschwanden macht auf die Wichtigkeit solcher polysportiver Anlässe wie die European Games aufmerksam: «Hier in Polen starten während zehn Tagen 7700 Athletinnen und Athleten. Damit ist der Anlass um einiges grösser als etwa Olympische Winterspiele.» Ein Blick in die Statistik zeigt: In Pyeongchang starteten 2018 mit Teilnahmerekord 2952 Wintersportlerinnen und -sportler.

Dass so teilweise lange Distanzen zwischen einzelnen Wettkampfarenen liegen, werde in Zukunft noch mehr vorkommen, ergänzt Peier. «Extra Stadien zu bauen, nur damit alles nahe beieinander liegt, macht in der heutigen Zeit keinen Sinn, abgesehen davon wäre das viel zu teuer. » Der Sport und seine damit verbundenen Anlässe müssten nachhaltiger werden.

In Einsiedeln zu Hause Peier und Deschwanden leben seit je rund zehn Jahren in Einsiedeln. Wie beide sagen, ist es ihr zweites Zuhause geworden. Sie schätzen nicht nur, dass es keine Grossstadt ist und trotzdem fast alles bietet, sondern auch die schöne Natur, die Nähe zum Flughafen, das attraktive Dorfleben und die sehr guten Trainingsmöglichkeiten. «Das hier gewachsene Heimatgefühl lässt mich vermuten, dass ich auch nach meiner Karriere in der Region Einsiedeln leben werde», sagt Peier, der ursprünglich aus der Genferseeregion stammt.

Beide sind seit vielen Jahren aktive Skispringer. An Rücktritt denken sie nicht. «Solange es mir so viel Spass macht, trainiere ich gerne weiter, um auf Weltniveau Wettkämpfe bestreiten zu können», sagt Deschwanden. «Ich suche gerade ein positiveres Wort als Droge», erklärt er seine Motivation. «Ja, als Sucht könnte man es bezeichnen. Denn es gibt nichts Besseres, als selber fliegen und somit durch die Luft schweben zu könen. » Der Wettkampf wurde am Mittwoch nach gestrichener Qualifikation und einem abgebrochenen ersten Durchgang auf gestern Donnerstag nach Redaktionsschluss verschoben.

Resultate und weitere Infos: euro-pean- games.org

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