Kirchgemeinde: Zum 50. Geburtstag das langersehnte Geschenk
Die Römisch-katholische Kirchgemeinde Einsiedeln besitzt weder Land noch Liegenschaften. Das hat sich am 15. Juni geändert.
Rund 220 Dokumente sind am 14. und 15. Juni auf dem Einsiedler Grundbuchamt unterzeichnet worden. Bei allen Papieren ging es im Kern um dasselbe Vorhaben, um die Überbauung des Einsiedlerhofs. Am Unterschriftenmarathon beteiligt waren die drei Partner, welche am Neubauprojekt beteiligt sind: die Halter AG Zürich mit dem Wohn- und Geschäftshaus sowie als Totalunternehmerin, der Bezirk mit dem Verwaltungszentrum und die Kirchgemeinde mit dem Pfarreiheim.
Im Unterschied zu den anderen beiden Parteien hatte die Vertragsunterzeichnung für die Kirchgemeinde eine besondere, sozusagen historische Note: «Mit der Unterzeichnung der Dokumente ist die Kirchgemeinde Einsiedeln Landeigentümerin geworden », erklärt Kirchenratspräsident Albert Schönbächler unserer Zeitung. Um auf Nachfrage zu präzisieren: Und zwar erstmals in ihrer demnächst 50-jährigen Geschichte! Land der Stiftung Jugendkirche
Es ist tatsächlich so, dass es in Dorf und Vierteln zwar viele Kirchen und Kapellen, einige Pfarrhäuser und selbst ein Pfarreiheim (im Zwei Raben) gibt, aber nichts gehört der Kirchgemeinde. Eigentümer sind das Kloster, Kirchgenossenschaften, Stiftungen oder dann der Bezirk. Selbst die Jugendkirche, sozusagen das Zentrum der Diakonie, gehört nicht der Kirchgemeinde, sondern einer Stiftung. Doch genau diese Stiftung Jugendkirche war es, welche der Kirchgemeinde Bauland verkaufte, um einen Teil beizusteuern, damit die Kirchgemeinde als Bauherrin das langersehnte Pfarreiheim realisieren kann. Mit den November-Abstimmungen 2021 haben dies die Stimmbürger und Stimmbürgerinnen ermöglicht.
Seite 3 Am 18. August erfolgt der Spatenstich für den Neubau des Einsiedlerhofs
21 Monate nach dem historischen Entscheid zum Einsiedlerhof-Projekt kann im August zur Realisation geschritten werden. Ende 2025 sollen Wohnungen, Verwaltungszentrum und Pfarreiheim bezogen werden können.
Im vierten Anlauf klappte es und Einsiedeln sagte am 28. November 2021 Ja zum Verwaltungsgebäude des Bezirks und Ja zum Pfarreiheim der Kirchgemeinde. Damit hatte das von der Bietergemeinschaft Halter-pool (Investor Halter AG Zürich sowie Pool Architekten Zürich) eingereichte Siegesprojekt «Trias » die zweite wichtige Hürde übersprungen. Jetzt, bald 21 Monate später, werden die Pläne umgesetzt.
Der Baustart mit Baustellenerschliessung, Abbruch und Aushub erfolgt fliessend. Doch am 18. August wird symbolträchtig der offizielle Spatenstich vollzogen. Beteiligt sind alle drei Partner: die Halter AG Zürich, der Bezirk sowie die Kirchgemeinde. Landeigentümerin geworden
Um die letzten rechtlichen Voraussetzungen zu klären, unterzeichneten die drei Parteien am 14. und 15. Juni nicht weniger als 220 Dokumente. Im Zuge dieses Unterschriftenmarathons ist die Kirchgemeinde Einsiedeln, notabene die nach Schwyz zweitgrösste im Kanton, erstmalig Landeigentümerin geworden.
Aufgrund der grundbuchamtlichen Bestätigung gehört das Grundstück 6308 seit dem 15. Juni dieses Jahres der Einsiedler Kirchgemeinde. Es umfasst 1267 Quadratmeter, auf denen das Pfarreiheim realisiert werden kann. Die Grundfläche setzt sich zusammen aus Anteilen, die bisher dem Bezirk Einsiedeln und der Stiftung Jugendkirche gehörten. Das restliche Parzellengebiet aus dem Einsiedlerhof- Areal von insgesamt 4900 Quadratmeter teilen sich der Bezirk und die Halter AG Zürich, um darauf ihre eigenen Projekte zu verwirklichen.
Pläne schon in den 50er-Jahren Als Präsident der Kirchgemeinde Einsiedeln freut sich Albert Schönbächler über die anstehende Realisation eines Pfarreiheims. Denn der Wunsch der Einsiedler Katholiken und Katholikinnen nach einer eigenständigen Lösung bei der Kirche ist älter als die Kirchgemeinde (Gründung 1974) und fast so alt wie die Jugendkirche selbst (1946 bis 1949 erbaut)!
Die ersten Pläne für einen Bau stammen aus den 50er-Jahren. Allerdings versandete die Absicht und es sollte 2002 werden, ehe das Anliegen wieder konkret aufgegriffen wurde. Trotz zahlreiche Anläufe war dem Vorhaben eines Pfarreizentrums kein Erfolg beschieden – nicht zuletzt wegen der drei abgelehnten Abstimmungen zum Einsiedlerhof-Areal in den Jahren 2014 und 2016. Denn bei allen Vorhaben wäre die Realisation eines Pfarreiheims möglich gewesen. Erst mit dem 28. November 2021 ging es in die gewünschte Rich-tung.
Hohe Investitionssumme Mit dem Spatenstich vom 18. August werden viele Ziele angepeilt und ein entsprechend grosse Investitionsvolumen freigesetzt. Der Bezirk hat für sein Verwaltungszentrum 19 Millionen Franken eingestellt, die Kirchgemeinde für das Pfarreizentrum 10 Millionen. Rechnet man das Wohn- und Gewerbehaus der Halter AG hinzu, dürfte die gesamthafte Investitionssumme rund 40 Millionen Franken erreichen. Eine Zahl, die es für Einsiedler Verhältnisse in sich hat.
Kann der Zeitplan eingehalten werden, erfolgt die Übergabe von Verwaltungszentrum und Pfarreiheim im November 2025. Und somit vier Jahre nach der erfolgreichen Abstimmung.