Beim Bahnhofareal wird erst auf Papier gebaut
Das Bahnhofareal ist die vielversprechendste Entwicklungszone einer ganzen Region. Doch bis das Potenzial ausgeschöpft werden kann, dauert es noch Jahre.
Das Areal rund um den Einsiedler Bahnhof gehört zu den interessantesten Entwicklungsschwerpunkten des Kantons. So ist es im kantonalen Richt-plan vermerkt. Die Realität hinkt den Möglichkeiten bisher aber weit hinterher. Das Potenzial wird nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft: Das Areal ist deutlich unternutzt. Statt Aufenthaltsqualität gibts Durchgangsverkehr und eine gefährliche Bushaltestelle. Wer nicht muss, hält sich im Einzugsbereich des Bahnhofs freiwillig nicht länger als nötig auf.
Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern spätestens seit Oktober 2021 fein säuberlich in einer Entwicklungsstudie dokumentiert. Das damals präsentierte Papier sieht Grosses vor: Wohnraum für 160 Personen, 140 Arbeitsplätze, einen neuen Bushof, eine Tiefgarage und eine generelle Aufwertung des Areals als Begegnungsort. Doch Papier ist geduldig und so zogen mehr als anderthalb Jahre ins Land, bis der erste Planungsschritt der Öffentlichkeit hat vorgestellt werden können. Es ist dies die Teilrevision der Nutzungsplanung, respektive das Mitwirkungsverfahren, zu dem die interessierte Bevölkerung eingeladen ist. Der Start-schuss erfolgte am letzten Montag, 19. Juni.
Seite 3 Warum nicht auf den Bahnhof verzichten?
Entwicklung Bahnhofgebiet Einsiedeln: Teilrevision der kommunalen Nutzungsplanung eröffnet
45 Personen folgten am Montag, 19. Juni, dem Informationsanlass zum Einsiedler Bahnhofgebiet. Der Bezirksrat bittet die Bevölkerung um aktives Mitwirken.
Seit Langem ist die Rede davon, das Bahnhofgebiet in Einsiedeln aufzuwerten. 2008 wurde ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt, das allerdings versandete. 2019 nahm der Bezirk Einsiedeln einen neuen Anlauf, diesmal zusammen mit Kanton, Post und Südostbahn, der grössten Grundeigentümerin des betreffenden Areals. 2021 präsentierten die vier Partner ihre Entwicklungsstudie (EA 83/21).
Sie umfasst eine neue Post, einen hindernisfreien Bushof, mehr Komfort für Velofahrer und Fussgänger, einen neuen Kreisel beim Mythenblick, eine Tiefgarage mit 250 Plätzen und letztlich nicht weniger als acht neue Gebäude mit Wohnungen für 160 und Arbeitsplätzen für 140 Personen. Wer dies in welchem Zeitraum realisieren soll, ist derzeit noch nicht definiert.
Was der Bezirk will
Was allerdings die Absichten des Bezirks sind, ist seit dem letzten Montag, 19. Juni, ziemlich klar. Für ihn stehen der neue Bushof, eine Verbesserung der Bebauung, der Verkehrssituation sowie der Aufenthaltsqualität im Vordergrund. Zur Umsetzung der entsprechenden Projekte ist jedoch eine Teilrevision der kommunalen Nutzungsplanung erforderlich. Diese wurde am letzten Montag, 19. Juni, mit der Lancierung des Mitwirkungsverfahrens sozusagen voreröffnet (siehe Kasten).
Was das bedeutet, erklärten Statthalter Hanspeter Egli, Regierungsrätin Petra Steimen, Marcel Rust als Verfasser der Teilnutzungsplanung sowie Thomas Geiges, Abteilungsleiter Planen Bauen Umwelt Energie beim Bezirk Einsiedeln, am Montag im Zwei Raben. Neue Zone für den Bahnhof
Die Teilrevision der kommunalen Nutzungsplanung sieht eine neue Zone «Wohn- und Gewerbezone Bahnhof» vor, die es erlauben wird, die neue Überbauung auf Grundlage eines Gestaltungsplans umzusetzen. Es geht unter anderem um Gebäudehöhen und Grenzabstände. Auch der Erschliessungsplan muss angepasst werden, da die Bahnhofplatzstrasse mit einem Schwenker um den neuen Bushof geführt werden muss. Zudem werden die Gleisanlagen neu der Verkehrsfläche zugewiesen; im aktuellen Zonenplan werden sie zur Wohnund Gewerbezone gezählt. Es geht (auch) um die Autos
Der einstündigen Präsentation folgte eine anregende Diskussion. Sie belegt, wie inspirierend dieser Ort, diese Entwicklungszone doch ist. Fragen und Anregungen betrafen etwa den Parkplatzfaktor, der von 100 auf 50 Prozent reduziert werden soll, «damit der Bahnhof nicht noch mehr Verkehr anzieht», wie Marcel Rust erklärte. Worauf ein Redner konterte, dass er als Alpthaler nach 20 Uhr auf sein Privatauto angewiesen sei, da sich der letzte Bus bereits verabschiedet habe.
Hanspeter Egli verteidigte derweil die Absicht der Südostbahn, die Park+Ride-Anlage aufzuheben: «Aus raumplanerischer Sicht macht das Sinn. Man will den Autoverkehr nicht auf die zentralsten Flächen locken. » Immerhin soll ein Parkhaus mit 250 Plätzen entstehen; das sind 60 mehr als heute, im Verhältnis zum angestrebten Bauvolumen allerdings keine beeindruckende Zahl. Und so wurde im Hinblick eines sich «abzeichnenden Flaschenhals’ Bahnhofplatz» der Ruf nach einer grossflächigen Verkehrsführung laut; Hanspeter Egli versicherte, dass dies Gegenstand der laufenden Richtplanung sei.
Und letztlich öffnete ein weiterer Redner ganz neue Horizonte: Wenn das besagte Gebiet entwicklungstechnisch der-art interessant sei, dann frage er sich, weshalb man ab Biberbrugg nicht einen Shuttlebus einrichtet, die Bahngeleise entfernt und die in Einsiedeln frei werdende Fläche nicht auch zum Überbauen freigibt? Das sind etwa 10’800 Quadratmeter – was den jetzigen Planungsperimeter mehr als verdoppeln würde! Fürwahr radikal gedacht … Nicht vor dem Jahr 2028 Bevor allerdings ein erster Spatenstich erfolgt, dürfte noch viel nachgedacht werden müssen. Das bestätigte auch Planungschef Hanspeter Egli: «Vor dem Jahr 2028 wird nichts gebaut.» Nur schon deshalb nicht, da der Einsiedler Bahnhofplatz für das Agglomerationsprogramm 5 des Bundes angemeldet ist. Und dessen Programmphase umfasst die Jahre 2028 bis 2032.