Veröffentlicht am

«Freuet Euch auf Spektakel, erlesene Speysen und Gesöff»

«Freuet Euch auf Spektakel, erlesene Speysen und Gesöff» «Freuet Euch auf Spektakel, erlesene Speysen und Gesöff»

Am Wochenende geht der zweite Mittelaltermarkt in Einsiedeln über die Bühne. Der 51-jährige OK-Präsident Stephan Zürcher steht Red und Antwort zum bunten Treiben im Paracelsuspark und auf der Brüelwiese.

Was geht morgen und am Sonntag im Raben- und Klosterdorf ab? Händler, Gaukler, Musikanten, Handwerker, Söldner, Heerlager, Ritter und allerley sonstiges farbiges Gesindel werden den Markt beleben und den Besucherinnen und Besuchern das Mittelalter näherbringen und erlebbar machen. Es finden Schaukämpfe, Kinder-Ritterturniere und Bogenschiessen statt. Wer tritt auf dem Mittelalter-Markt auf? Unter anderem die Wanderer: Ein Tross auf Handelsreise von Byzanz nach Birka – angeführt von einem Gewürzhändler aus dem Osten Europas. Der Tross wird zusätzlich von schwerbewaffneten Büchsenschützen aus der Eidgenossenschaft begleitet. Hinzu kommt Sonnwendlig 1480, eine Gruppe zur Darstellung eines Reisläuferlagers im späten 15. Jahrhundert: Sie patrouilliert im Gelände und sorgt für Sicherheit auf dem Markt in diesen unruhigen Zeiten (lacht). Wie lautet das Motto des Mark-tes?

Das Motto lautet: Geschichte erleben! An keinem anderen Ort in der Zentralschweiz ist das Mittelalter greifbarer als hier: Mit dem Kloster hat Einsiedeln eine mehr als tausendjährige Geschichte. Das Mittelalter liegt den Einsiedlern gewissermassen in der DNA. Ehret den Geist des Raben, denn der Rabe sieht alles. Also freuet Euch auf ein wohlgefälliges Spektakel mit Musikanten und anderen Attraktionen, erlesenen Speysen und Gesöff. Es wird gar ein Ochs am Spiess grilliert. Und es gibt Met, Honigund Beerenwein sowie Bier.

Wie hoch ist der Wegzoll?

Damit wir die Unkosten für Darsteller, Musiker und Infrastruktur tragen können, wird ein Wegzoll von fünf Talern/Franken erhoben. Wer will, kann auch noch eine Marktmünze als Erinnerung erstehen. Wohin kann man sich wenden, wenn man die Notdurft verrichten muss?

Die Landsherren von Corvorum Anima untersagen die Verrichtung der Notdurft auf den Plätzen und im Freien. Es stehen auf jedem Platz genügend Stallungen zur Verfügung. Auf diese wird entsprechend hingewiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Pranger bestraft. Auch Raufhandel ist strengstens untersagt und wird durch die Wachleute der Regierung im Keim erstickt.

Wer spielt auf?

Schellmerÿ bieten Stücke vom frühen Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert – über Bauern und Landvögte, Reisläufer und Spielleute, Mönche und Heilige, Säufer und Kiltgänger. Mirabilis spielen Musik aus Mittelalter und Renaissance: Die Tänze, Gassenhauer, Liebeslieder, Fanfaren, Studentenlieder und Totenklagen spiegeln das Leben der Spielleute und ihres Publikums zwischen 1200 und 1550 wider. Welches Handwerk wird gezeigt?

Bei Chartarius dem Papyrer steht aktives Handanlegen bei der Papierherstellung auf dem Programm. Die Baderin zeigt Waschen, die Sitzbadewanne und das Schröpfen mit Kuhhörnern. Zudem gibt es eine historische Seilerei, eine Sattlerei, eine Siegelwerkstatt, Eisenformer und Flötenbauer sowie Drechseln mit Kindern. Schwester Richenza, eine Nonne aus dem 11. Jahrhundert, zeigt ihr Scriptorium. Welche Rolle ist Ihnen am Markt anvertraut?

Ich bin als OK-Präsident Mädchen für alles und unter anderem für die Bauinfrastruktur am Markt verantwortlich. Ich komme als Bürger aus dem Mittelalter gewandet daher und ziehe Hosen, Tunika und Strohhut an. Auf Strumpfhosen aus Wolle verzichte ich (lacht): Da würde es mir zu heiss werden bei diesem Wetter. Was wären Sie gerne gewesen, wenn Sie im Mittelalter gelebt hätten? Am liebsten wohl ein Baumeister oder Steinmetz, der sich am Bau der wunderbaren Kathedralen im Mittelalter beteiligt hat.

Foto: Magnus Leibundgut

Stephan Zürcher

Jahrgang: 1972 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Bauingenieur SOB Hobbys: Fasnacht, Mittelalter Musik

Share
LATEST NEWS