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Die Schwyzer Männer gehen beim Gendern auf Distanz

Die Gender-Thematik beschäftigt die Schwyzerinnen und Schwyzer noch nicht so stark.

Wer sich auf der Strasse umhört oder verschiedenste Texte liest, weiss es: Gendern, also die Verwendung von Formulierungen, die nicht nur die Männer, sondern auch Frauen und andere Geschlechter einschliessen, hat einen schweren Stand. Die meisten sind da noch unbeirrt und bleiben bei den bisherigen – männlich dominierten – Sprachformulierungen. Das zeigt auch eine repräsentative Umfrage, welche die Firma Am Puls bei 350 Schwyzerinnen und Schwyzern telefonisch erheben liess. Konkret gefragt wurde, wie die Gender-Thematik in amtlichen Texten abgebildet werden soll. Die Schwyzer Regierung entschied bekanntlich, auf Genderzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkt in den amtlichen Publikationen zu verzichten.

Für Frauen wichtiger

Die Resultate der Umfrage geben der Behörde recht: Am meis-ten unterstützt werden gendergerechte Formulierungen noch bei den Jungen im Alter von 14 bis 34 Jahren. Da sind es 15 Prozent der Befragten, die sich für Sonderzeichen wie das Sternchen oder den Doppelpunkt aussprechen. Weitere 38 Prozent bevorzugen Doppelnennungen oder neutrale Formen. Bei den Älteren befürworten nur fünf bis sechs Prozent die Sonderzeichen.

Zudem sind Frauen grundsätzlich eher für das Gendern als Männer. 13 Prozent sind für Sonderzeichen – bei den Männern sind es nur 4 Prozent. Gar nichts von solchen Formulierungen und vom Gendern überhaupt will die Hälfte der Männer wissen: Fünfzig Prozent sind für das Verwenden der männlichen Form wie bisher. Bei den Frauen sind es deutlich weniger, die Gendern ablehnen. 37 Prozent der befragten Frauen gaben an, die Doppelnennung zu bevorzugen und nicht nur Männer, sondern eben auch die Frau-en ausdrücklich anzusprechen. Gesamtschweizerisch grosse Vorbehalte gegen Neuerungen Damit bestätigt die vorliegende Umfrage Ergebnisse, die Tamedia letzte Woche für die gesamte Schweiz erfragte. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie beim Formulieren von Texten und beim Sprechen auf eine gendergerechte Sprache nicht oder eher nicht achten. Auch gesamtschweizerisch sind es vorab die älteren Männer, die am wenigsten bereit sind, eine gendergerechte Sprache zu nutzen. Gemäss Martin Luginbühl, Professor für germanistische Sprachwissenschaft an der Uni Basel, sind die Resultate auch bezüglich der Verwendung von «heiklen Wörtern» wie «Asylanten », «Zigeuner», «Jugo» oder «Mohrenköpfe» «sehr überraschend », wie er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» ausführte.

23 Prozent bevorzugen das generische Maskulinum

Bezüglich der Gender-Resultate kritisiert er allerdings auch die betreffende Umfrage: Sie frage nicht nach der konkreten Verwendung und Akzeptanz im Alltag. Er ist überzeugt: Hätte man den Befragten effektive Texte vorgelegt, dann wären auch die gendergerechten Formulierungen nicht als auffällig erkannt und genannt worden.

Die Zustimmung zum Gendern sei in einer vom Forschungsinstitut LeeWas durchgeführten Umfrage nämlich höher gewesen, wenn nach konkreten Vorlieben beim Schreiben und Sprechen gefragt wurde. So gaben 23 Prozent an, dass sie das generische Maskulinum – also die männliche Form, bei der die Frauen nur mitgemeint sein sollen – bevorzugen würden. 23 Prozent nannten gleichzeitig die Nennung beider Geschlechter als Mittel ihrer Wahl. Deutlich weniger beliebt war aber auch hier die Verwendung von Genderstern oder Genderdoppelpunkt.

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