Veröffentlicht am

Perfektes Gehen wissenschaftlich erforscht

Perfektes Gehen wissenschaftlich erforscht Perfektes Gehen wissenschaftlich erforscht

Open Day bei Kryenbühl «swissbiomechanics»

Was vor 60 Jahren mit einer Schuhmacherlehre begann, hat sich seither stetig weiterentwickelt und ist heute ein topmodernes Unternehmen für biomechanische Analysen, Masseinlagen und Massprodukte. Der Geburtstag wurde letzten Samstag gefeiert und stiess auf ein grosses Interesse

War das früher noch einfach, wenn man einen neuen Schuh kaufte. Man ging in ein Schuhgeschäft, probierte, und wenn Form und Farbe passte, wurde er gekauft. Oder der Schuhmacher fertigte solid gemachte Mass-Schuhe, die orthopädischen Gesetzmässigkeiten entsprachen. 1963, als Edwin Kryenbühl senior mit der Schuhmacherlehre begann, war das noch so – und die Welt war «noch in Ordnung». Man liess die kaputten Schuhe noch reparieren, der Schuhmacher war ein geachteter Berufsmann. Aber es setzte ein Wertezerfall ein. Schuhe wurden jetzt, da immer billiger, nicht mehr geflickt, sie wurden entsorgt. Da war Erfindergeist und Mut zu Neuem gefragt, wollte man überleben.

Erste Druckmessplatte schweizweit Bereits 1992 legte Edwin Kryenbühl senior mit der Anschaffung einer Druckmessplatte den Grundstein für das Unternehmen, wie es heute dasteht. Der Orthopädiebereich wurde ausgebaut. 16 Jahre später wollten seine drei Söhne die gleiche Philosophie, nämlich die schmerzfreie Mobilität, weiterführen. Wie viele Leute haben heute Fuss- und Gelenkbeschwerden, der «Hallux» lässt grüssen. Beim «Hallux» spricht man von einer Fehlstellung der Grosszehe im Sinn einer Abknickung nach aussen, weg von der Körpermitte. Dabei verformt sich der Fuss: Der grosse Zeh schiebt sich nach innen, der Ballen wölbt sich vor. Dies kann, muss aber nicht, zu Beschwerden führen. Mögliche Ursachen sind zu enge Schuhe. Und da kommt «Kryenbühl» ins Spiel. Passgenaue Einlagen und – auch modische – Massschuhe sorgen für schmerzfreies Laufen.

Hier kommt auch die ETH Spin-off Gründung, die «swissbiomechanics ag» der drei Söhne des Firmengründers ins Spiel. Edwin junior, Christian und Florian waren dabei und eröffneten 2019 an der Zürichstrasse den neuen Firmenhauptsitz. Bei der Besichtigung am letzten Samstag konnten modernste Lauf- und Ganganalyse- Labors besichtigt werden und die 40-Meter-Indoor-Laufstrecke beeindruckte.

Bei all diesen Analysen wurde einem fast «gschmuch» bei der Vorstellung, dass man seit Jahren einfach mit Schuhen herumläuft, die einem schlicht passen und man nicht hinterfragt. Es brennt halt manchmal, die Füsse schmerzen – nun ja, nach einem Fussbad gehts besser!

Weiterhin viel Handarbeit Wenn man bei einer informativen Führung mit Thomas Steiner aufgezeigt bekam, was es braucht, bis eine perfekte Einlage in den Schuh kommt, kommt man nicht umhin, sich solche Einlagen verpassen zu lassen. In viel Handarbeit, unterstützt von Maschinen, wird gefräst, der Vorschliff gemacht, der Allcantara- Überzug aufgeleimt, dann die Unterseite von Hand geschliffen und beim Finish mit der sogenannten Enisbürste alles sauber gebürstet und fertiggemacht.

Bei Skischuhen ist der Innenschuh geschäumt. So wird das An-die-Füsse-frieren verhindert, ebenso das Rutschen im Schuh.

Tröstlich ist, dass die alten Maschinen des Firmengründers immer noch gebraucht werden, Florian Kryenbühl und Thomas Steiner verstehen sich auf ihnen, weiten Schuhe aus oder verpassen alten Wanderschuhen neue Sohlen.

Viele bekannte Sportler sind in einer der Niederlassungen (vier, davon eine im Tessin) ihre Kunden. Halt alle, die ihren Bewegungsapparat fit halten und ohne spätere Schäden rechnen wollen.

45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das innovative Unternehmen heute. Demo und Autogrammstunden

Unsere regionalen Spitzenathletinnen Amy Baserga und Wendy Holdener waren am späten Nachmittag die Publikums-Magnete.

Amy wurde mit Sonden versehen, setzte sich auf ihr Rennrad. Nun wurde ihre optimale Haltung auf dem Velosattel von allen Seiten mit Kameras festgehalten und aufgezeichnet. Milimetergenau wurde danach der Sattel verstellt, damit eine optimale Kraftübertragung entstand.

Danach war Autogrammstunde. Erst beantwortete Wendy Holdener Interview-Fragen ihres Bruders und stellte ihren Fit-Riegel vor. Dann standen beide Sportlerinnen für Autogrammwünsche zur Verfügung. Sie erfüllten ihre Aufgabe mit Freude. Viele Kinder wollten eine persönliche Widmung auf der Karte – jeder Wunsch wurde erfüllt.

Mit volkstümlicher Musik und Gratisgetränk sowie mit einer Wurst ging der Nachmittag zu Ende. Fazit: So viele Leute wie an diesem Tag hatte dieses Gebäude sicher noch nicht gesehen – also Zweck zur Bekanntmachung erfüllt.


Amy Baserga beim Austesten der optimalen Sattelhöhe. Sensoren an ihrem Körper analysieren die Körperposition auf dem Rennvelo. Fotos: Paul Jud

Die drei Firmeninhaber (von links): Christian, Edwin junior und Florian Kryenbühl.

Thomas Steiner erklärt dem Publikum die Herstellung einer Schuheinlage.

Share
LATEST NEWS