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«Das Haus ist auf einem guten Weg»

«Das Haus ist auf einem guten Weg» «Das Haus ist auf einem guten Weg»

Daniel Schroer steht Red und Antwort zu seinen ersten vier Monaten als Direktor des Spitals Einsiedeln: «Der Fachkräftemangel und die zunehmende Regulierung im Schweizer Gesundheitswesen sind Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.»

Wie haben Sie Ihre ersten hundert Tage als Spitaldirektor in Einsiedeln erlebt? Ich bin bereits seit über zwanzig Jahren im Schweizer Gesundheitswesen tätig. Zudem habe ich in verschiedenen Führungspositionen, in denen ich mich seit meinem Eintritt bei Ameos im Jahr 2017 – zuletzt als Direktor des Ameos Seeklinikums Brunnen – engagierte, immer wieder auch für das Haus in Einsiedeln gearbeitet oder zumindest mit den Verantwortlichen hier zusammengearbeitet. Das heisst, dass ich das Haus bereits bestens kannte und mir vieles sehr vertraut war. Was mich immer sehr beeindruckt hat – und das tut es nach wie vor – ist das grosse Engagement der Mitarbeitenden, die sich jeden Tag für das Spital und unsere Patientinnen und Patienten einsetzen. Meine ersten Eindrücke sind also sehr positiv.

Wie fällt die Bilanz des Ameos Spitals Einsiedeln für das Geschäftsjahr 2022 aus? Zu den Finanzen des Hauses geben wir keine Auskunft. Wie verläuft das Kerngeschäft des Spitals Einsiedeln? Alles in allem sind wir zufrieden. Aufgrund des eher mässigen Winters verzeichneten wir im Vergleich zur letzten Saison etwas weniger Patientinnen und Patienten aufgrund von Skiunfällen. Was sehr erfreulich ist: Wir konnten in den letzten Monaten einige Ärztinnen und Ärzte von einem Engagement in Einsiedeln überzeugen, die viel Erfahrung und Expertise mitbringen und das Haus weiterbringen werden. Und auch die jungen Assistenzärztinnen und -ärzte bereiten uns grosse Freude. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigen uns letztlich immer wieder auch die positiven Rückmeldungen unserer Patientinnen und Patienten.

Wie viel Geld haben Sie in die Hand genommen, um in den Spitalbetrieb zu investieren?

Seit der Übernahme hat Ameos über drei Millionen Franken in den Spitalbetrieb investiert. Wie gross schätzen Sie die Verluste ein, die das Spital Einsiedeln aufgrund der Corona-Pandemie erlitten hat? Zu den Finanzen des Hauses geben wir keine Auskunft. Die Spitäler in der Schweiz wurden aufgrund der Einschränkungen während der Pandemie entschädigt, so auch im Kanton Schwyz. Die Regierung des Kantons Schwyz hat ausführlich darüber informiert.

Wie viele Vollzeitstellen hat das Ameos Spital Einsiedeln derzeit? Wir beschäftigen zurzeit rund 350 Mitarbeitende in rund 220 Vollzeitstellen.

Haben die Lücken beim Pflegepersonal unterdessen gefüllt werden können? Die Lücken konnten gefüllt werden. Es ist aber für das Ameos Spital Einsiedeln, wie auch für alle anderen Einrichtungen der Schweiz, nach wie vor eine grosse Herausforderung, qualifiziertes Personal zu bekommen. Die Gesundheitsbranche der Schweiz hat die Politik immer wieder darauf hingewiesen, dass das Problem des Personal-mangels auf nationaler Ebene diskutiert und angegangen werden muss. Vorderhand werben sich die Einrichtungen in der Schweiz gegenseitig das Personal ab. Das ist unbefriedigend, zumal die kleineren Häuser ohne hochspezialisierte Medizin und entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten schlechtere Karten haben – auch wenn wir finden, dass unser Spital aufgrund der kompakten Grösse und dem engen Bezug zu unseren Patientinnen und Patienten ein attraktiver Arbeitsort ist. Im Vergleich zu den grossen Einrichtungen sind wir flexibler und bieten unseren Mitarbeitenden auch mehr Gestaltungsspielraum durch die kurzen Entscheidungswege und die intensive Zusammenarbeit aller Disziplinen.

Wie viele stationäre und ambulante Patienten zählte das Spital im vergangenen Jahr? Wir zählten im Jahr 2022 rund 16’000 ambulante und 4000 stationäre Fälle. Wie schätzen Sie die Entwicklung bei den Patientenzahlen ein? Wir gehen davon aus, dass sich die Patientenzahlen stabil beziehungsweise parallel zur Bevölkerungsentwicklung in der Region entwickeln werden. Allerdings hoffen wir natürlich, dass wir das Einzugsgebiet des Hauses noch etwas erweitern können. Wie viele neue Patientinnen konnten dank der Übernahme der Paracelsus Frauenklinik Richterswil gewonnen werden? Nach einem Höchststand im Jahr 1972 war das Jahr 2021 eines der geburtenstärksten Jahre in der Schweiz. Zusätzlich dazu hat sicher auch die Übernahme der Paracelsus Frauenklinik Richterswil mitgeholfen, dass auch wir einen Rekord von 347 Geburten verzeichnen konnten. Dies wird sich vermutlich auf einem leicht tieferen Niveau wieder einpendeln. Wir stellen aber fest, dass die Geburtenabteilung aufgrund der grossen Bandbreite der angebotenen Geburtsbegleitungsmethoden über unser Einzugsgebiet hinaus einen guten Ruf geniesst. Welche Änderungen kommen auf das Spital Einsiedeln zu? Das Ameos Spital Einsiedeln wird auch in Zukunft als Regionalspital eine wichtige Rolle in der medizinischen Grundversorgung spielen: Dazu gehören unter anderem der Notfall, die Innere Medizin, chirurgische Basisleistungen, die Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Gastroenterologie und Urologie. Für die Region Einsiedeln, als beliebte Tourismusdestination, sommers wie winters, ist die konservative und operative Therapie von orthopädischen Verletzungen und Erkrankungen ein zentrales Leistungsangebot. Hier arbeiten wir weiterhin eng mit den Fachärztinnen und -ärzten vor Ort und mit unseren Belegärztinnen und -ärzten zusammen.

Für kleine Akutspitäler wird es immer schwerer in diesen Zeiten. Planen Sie Kooperationen mit anderen Spitälern? Es bestehen bereits Kooperationen, zum Beispiel mit dem Stadtspital Zürich Triemli oder dem Universitätsspital Zürich. Dies ist sehr wertvoll und bringt das Know-how dieser Häuser hierhin nach Einsiedeln.

Was würden Sie als eigentliche Knacknuss bezeichnen, der Sie sich als neuer Spitaldirektor stellen müssen?

Die meisten Herausforderungen für das Ameos Spital Einsiedeln sind dieselben wie an allen anderen Spitälern in der Schweiz auch: Dazu gehören der Fachkräftemangel, der mittlerweile nicht nur bei der Ärzteschaft und den Pflegekräften besteht, sondern leider in fast allen Fachbereichen. Dazu kommen steigende Kosten für Energie und andere Leistungen, die wir bei externen Lieferanten beziehen müssen. Die zunehmende Regulierung im Schweizer Gesundheitswesen ist eine weitere Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Für das Ameos Spital Einsiedeln ist es wichtig, dass wir uns weiterhin voll und ganz auf eine qualitativ hochstehende Versorgung unserer Patientinnen und Patienten konzentrieren können. Was mir aufgrund meiner vielen Jahren Erfahrung im Schweizer Gesundheitswesen besonders am Herzen liegt, ist zudem die gute Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und -ärzten. Nur diese enge Zusammenarbeit garantiert die gute medizinische Versorgung hier in der Region.

Schafft das Ameos Spital Einsiedeln den Turnaround? Ein Turnaround ist nicht nötig, das Haus ist auf einem guten Weg. Ich bin überzeugt davon, dass sich das Haus auch positiv weiterentwickeln wird, wenn es sich immer wieder den Rahmenbedingungen anpasst. Das hat es aber letztlich auch in den letzten mehr als 650 Jahren gemeistert – und das wird es auch in Zukunft. Auf jeden Fall arbeiten ich und meine rund 350 Kolleginnen und Kollegen engagiert daran – mit der Unterstützung und den Möglichkeiten, welche die Ameos Gruppe bieten kann.

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