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Am Anfang war das Gespräch

LESERBRIEFE

Vom 20. bis 23. April nahm ich am 11. Architekturtheoretischen Kolloquium der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin teil. Die Veranstaltung war öffentlich und Gasthörer und -hörerinnen waren herzlich willkommen. Ein paar Eindrücke: «In principio erat verbum, et verbum erat apud deum, et deus erat verbum.» Dieser Satz steht am Anfang des Johannesevangeliums. Erasmus von Rotterdam, der niederländische Universalgelehrte und Renaissance-Humanist, übersetzt in seinem Neuen Testament (1519) das griechische Wort lógos mit sermo, was soviel bedeutet wie Wechselrede, Unterhaltung, Predigt, Gespräch.

Ja, Gespräche und Begegnungen standen im Zentrum dieses viertägigen Kolloquiums an der Luegetenstrasse. Forscher aus ganz Europa diskutierten und reflektierten über das nicht endende Thema «Theorie und Praxis» in der Architektur als Wissenschaft. Es wurde jedoch ebenso über Werte, Sinn, Bedeutung und über den Dreiklang in der Architektur gesprochen: Festigkeit (firmitas), Nützlichkeit (utilitas) und Schönheit (venustas), Und dieser Dreiklang widerspiegelt sich auch im Bibliotheksgebäude, das von Mario Botta entworfen und nach den Vorstellungen von Werner Oechslin errichtet und eingeweiht wurde (2006). Die ästhetische Erfahrung der Schönheit bringt die Architektur auch in Verbindung mit der Kunst.

Das Abschlussgespräch des Kolloquiums zwischen Jörn Köppler, Berlin, und Albert Kirchengast, ETH Zürich, war klar, geistreich und offen für unmittelbare Erfahrungen. Sie rückten abermals die Ästhetik ins Zentrum.

Eine gründliche Auseinandersetzung und Reflexion von Wissenschaftlern über unsere gebaute Umwelt kann vielleicht doch noch einen entscheidenden Beitrag in der heutigen prekären Situation des Klimawandels leisten. In den Kaffeepausen in dem schönen Garten der Bibliotheksanlage und am Abschiedsapéro am Sonntagnachmittag mit belegten Brötchen aus der Bäckerei Schefer und einem Glas Wein aus der Klosterkellerei kam es unter den Teilnehmenden des Kolloquiums und den Gasthörern aus Einsiedeln und Umgebung zu weiteren wertvollen Gesprächen und Begegnungen, denn wie wir wissen: Alles wirkliche Leben ist Begegnung (Martin Buber). Die Referenten waren in dem Hotel Drei Könige einquartiert und genossen die schöne Sicht aufs Kloster und die Umgebung.

Ich freue mich auf die nächsten geistreichen und mit Bildern illustrierten Gesprächsrunden in der kunsthistorisch wertvollen Bibliothek Werner Oechslin hier in Einsiedeln.

Marianne Hallmen Eisenbahnstrasse (Einsiedeln)

Die kommende Abstimmung über das Klimagesetz am 18. Juni wird für die SVP zur Nagelprobe. Ich bin überzeugt, dass Bundesrat Albert Rösti in Kürze von der SVP als halben Bundesrat bezeichnet wird, ähnlich wie früher alt Bundesrat Samuel Schmid. Rösti muss jetzt den Bundesrat vertreten, obwohl er vorher das Referendum der SVP unterstützte.

Erwin Bruhin, Schübelbach

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe nicht mehr als 2000 Zeichen (inklusive Leerschläge) umfassen sollen.

einsiedleranzeiger.ch/leserbriefe

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