Keiner zu klein, ein Zirkusartist zu sein!
Eine Woche lang durften die Ybriger Primarschüler Bücher und Etuis gegen Kunststücke und Manege tauschen. Schüler, aber auch Lehrer, wuchsen über sich hinaus und boten dem begeisterten Publikum vier zauberhafte Zirkusshows.
Vergangene Woche weilte der Zirkus Bengalo mit sechs Mitarbeitern in Unteriberg und öffnete sein Zirkuszelt für die Schüler der Primarschule und des Kindergartens von Unteriberg, Studen und Oberiberg. Dank vielen grosszügigen Sponsoren und den beiden Gemeinden konnten die Kosten von rund 18’000 Franken zusammengebracht werden. «Das Spielen, Ausprobieren und Erleben steht für einmal an erster Stelle», kündigte das Lehrerteam die Projektwoche an. Es stehen Fähigkeiten im Vordergrund, die im Schulunterricht weniger gefragt sind. So ein Zirkusprojekt fördert auf spielerische Weise den Zusammenhalt in den altersdurchmischten Gruppen. Die Kinder erfahren, was mit Teamgeist, Fantasie und Arbeit zu erreichen ist. Hinzu kommt das Abenteuer, einmal in einer Manege zu stehen und vom Publikum gefeiert zu werden. Es war eine sehr interessante, aber arbeitsintensive Woche.
Am Montagmorgen wurden die 15 Artistengruppen vorgestellt. Anschliessend wählten die Kinder aus und wurden eingeteilt. Knapp 260 Kinder und fast 40 Lehrpersonen und Helfer tauchten in die verschiedenen Gruppen ein. Am Montagnachmittag fanden sich die Artistengruppen zusammen und arbeiteten bereits an ihren Shows. Mit Hilfe ihrer Lehrer und der Artisten des Zirkus Bengalo stellten die Kinder selbständig ein Programm zusammen.
Am Dienstag folgte ein anstrengender Tag: «Wir trainierten am Morgen und am Nachmittag, danach tat mir alles weh», meinte eine Trapezartistin. Es sei aber toll gewesen, verschiedene Kunststücke auszuprobieren. Sie kamen aber auch an ihre Grenzen und klagten beispielsweise über Muskelkater. Bereits am Dienstagmittag und Mittwochmorgen fanden die ers-ten Proben in der Manege statt. Der Wechsel ins schummrige Zirkuszelt machte viele Kinder kribbelig. Am Donnerstagmorgen gab es dann noch den letzten Feinschliff. Über allen Proben wachte Werner Schönenberger, der den Zirkus Bengalo vor 25 Jahren gegründet hatte.
Nicht vergessen darf man die Spezialgruppe. Die ganze Woche über wurde der Kiosk organisiert, koordiniert und vorbereitet. Aber auch Plakate erstellt und Werbung gemacht. «Und bis zum Umfallen Popcorntüten gefaltet », erzählt ein Knabe. Über zehn Kilogramm Popcorn muss-ten ja irgendwie verkauft werden können. Die ganze Woche über herrschte reges Treiben auf dem Schulhausareal Herti. Am Donnerstagmorgen verwandelte die Spezialgruppe diesen dann in einen farbenfrohen Zirkusplatz.
Und dann war es so weit: Manege frei!
Je zweimal zeigten beide Showgruppen mit je 130 Kindern allerlei Kunststücke, Humorvolles und Begeisterndes in knapp zwei Stunden. Es wurde gekonnt auf Fässern und Kugeln balanciert, ein gutes Gleichgewichtsgefühl war aber auch bei der Menschenpyramide und den Leiternakrobaten gefragt. Die Seiltänzer, aber auch die Jongleure zeigten ihr Gelerntes und die Seilspringer hüpften in kreativen Posen. Imposant waren die Diabolos, aber auch die Hula-Hoopoder die Rola-Rola-Artisten. Dazwischen überraschten die Zauberer mit Ihrem Können und die Clowns sorgten für viele Lacher. Die kleinsten Fasshüpfer aber auch grössere Trampolinspringer oder Trapezkünstler begeisterten das Publikum.
Die rund siebenminütigen Auftritte der Artistengruppen wurden jeweils mit frenetischem Applaus belohnt, die Stimmung im Zelt war grossartig. Klappte einmal etwas nicht gleich auf Anhieb, erhielt der Artist klatschende Unterstützung des Publikums und meistens gelang das Vorhaben dann: «Bravo!» Der Stolz über das frisch Gelernte war den Kindern ins Gesicht geschrieben. Mit erhobener Brust durften die nach den Auftritten aus dem Zirkuszelt stolzieren und viel Lob entgegennehmen. Nach den Auftritten überwiegte grosse Zufriedenheit unter den Schülern: «Es hat riesigen Spass gemacht, auf der Bühne zu stehen!» Einige waren sogar traurig, dass das Projekt nach den beiden Auftritten bereits zu Ende war.
Teamwork, Durchhaltewillen und sich auf Neues einlassen «Ich bin überrascht, welch farbenfrohe und abwechslungsreiche Show die Kinder uns bieten konnten», erzählte eine überraschte Grossmutter. Die meis-ten Kinder fieberten freudig auf ihren Auftritt hin, einige waren nervös, wieder andere freuten sich, obwohl: «Es war schon etwas komisch vor so vielen Leuten, die nur auf uns schauten …» «Vor allem, als die Erwachsenen zuschauten, war ich nervös!», meinte ein weiteres Kind. Die Lehrpersonen fanden durchs Band nur positive Worte: «Ich finde es unglaublich schön, so viele strahlende und stolze Kinder in der Manege zu sehen!» Und oft war zu hören, dass die Kinder in dieser Woche mehrmals über sich hinauswachsen durften.
«Das ganze Lehrerteam und die Hauswarte standen mit voller Energie hinter dem Zirkusprojekt. Diese Energie war in den vier Zirkus- Vorstellungen mehr als spürbar », zog Werner Schönenberger vom Zirkus Bengalo Bilanz. Und ein Lehrer ergänzt: «Logischerweise geht es bei so grossen Projekten drunter und drüber, doch dank der tollen Organisation der Schulleitung klappte alles!» Dieses Projekt hat sowohl bei den Mitwirkenden als auch den Zuschauern für grosse Begeisterung und Freude gesorgt und wird wohl für viele ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Auf die Frage, ob das Zirkusprojekt diese Woche gleich noch einmal stattfinden soll, ertönte jedenfalls ein klares: «Ja!»
Die Filme und Fotos werden den Eltern bald zur Verfügung gestellt.