Die Delikte im Internet steigen, die Aufklärungsquote sinkt
Das Internet wird immer öfters von Kriminellen missbraucht. Die Strafverfolgung kommt meist erst ins Spiel, wenn es um mehr als ein paar Hundert Franken geht.
Negatives im Internet wird für Betroffene meist erst zum Thema, wenn der Schaden bereits passiert ist. Dann aber wird die Verfolgung schwierig, wenn zum Beispiel Geld über den Internetanschluss eines Strassencafés in Rabat, der Hauptstadt von Marokko, auf ein dubioses Konto abgeflossen ist. Denn Internetkriminelle agieren oft professionell und verschleiern ihre Datenflüsse bewusst. «Prävention» nennt Pascal Simmen von der Kantonspolizei Schwyz darum das Gebot der Stunde. Nicht alle sind gleichermassen betroffen «Im Bereich Cybercrime werden wir in den kommenden Monaten die Präventionsarbeit deutlich verstärken», sagt Simmen. Wie die Schwyzer Bevölkerung informiert werden soll, dazu hat Simmen als Chef Prävention einen ganzen Bundesordner mit Strategien. «Wir werden zielgruppenorientiert informieren. Denn nicht alle Bevölkerungsgruppen sind von allen Phänomenen gleichermassen betroffen», sagt er, und Zuversicht flackert in seinen Augen.
Nebst der steigenden Anzahl an Internetdelikten kommt eine in kriminalistischen Bereichen bis anhin unbekannte Dunkelziffer hinzu. «Wenn Emotionen oder Leichtsinn zu einer Opfersituation geführt haben, besteht eine grössere Hemmschwelle, Delikte polizeilich zu melden», sagt Simmen. So kommt die Strafverfolgung meist erst ins Spiel, wenn es nicht mehr nur um ein paar Hundert Franken geht, «sondern um viel mehr – wie zum Beispiel, wenn die über Jahre erarbeitete berufliche Vorsorge auf einen Schlag gestohlen worden ist».
Fünf Schritte zur digitalen Sicherheit
«Rendite genial – Verlust total» heisst eine von Dutzenden Faltbroschüren, die von der Schweizerischen Kriminalprävention in Bern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Eine Broschüre heisst «Fünf Schritte zur digitalen Sicherheit».
«Wir vergleichen es mit dem Autofahren», sagt Pascal Simmen. «Der Sicherheitsgurt ist die Datensicherung, auf dem Cock-pit kann der Virenschutz überwacht werden, der Service am Auto ist wie das Installieren von Updates, das Abschliessen des Fahrzeugs wie das Passwort gegen den Datenklau.» So einfach ist das. Und dennoch komme es ja auch im Strassenverkehr immer wieder zu einem Unfall, führt Simmen weiter aus. Das Risiko könne aber vermindert werden: «Mit Verstand im Strassenverkehr – mit Köpfchen im Inter-net. Der Mensch als Nutzer kann in beiden Bereichen wesentlich selbst dazu beitragen, Negatives zu vermeiden.» Fallstricke zuhauf Anlagebetrug, Sextortion, Kaufbetrug, Phishing – rund 30 solche Phänomene kennt die Schwyzer Polizei. Allen gemeinsam: Geld von unschuldigen Opfern abluchsen – und die Täter werden immer raffinierter. Die Delikte im Internet steigen, die Aufklärungsquote sinkt: Die aktuellen Zahlen der Schwyzer Kriminalstatistik zeigen eindrücklich, dass die Prävention verstärkt werden muss. Denn die Kriminellen gehen mit professionellen Firmenstrukturen auf Beutefang, da sind ganze Teams, die sich mit nur einem Betrug befassen. Dem steht dann in der Regel ein einziger, gutgläubiger Schwyzer Bürger schon fast hilflos gegenüber – ausser eben, wenn er gut informiert ist.
Den Beginn der geplanten Präventionsmassnahmen stellen zwei Öffentlichkeitsanlässe im Mai und Juni dieses Jahres dar, bei denen die Spezialisten der Kapo Schwyz aufschlussreiche Informationen zur Internetkriminalität vermitteln und Fragen aus der Bevölkerung beantworten werden.