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Schwyzer Wirte wollen kein Bio-Label

Der steigenden Nachfrage an Bio-Produkten will Bio Suisse mit einem neuen Gastro-Label Rechnung tragen. Schwyzer Gastronomiebetriebe sind aber wenig begeistert davon: Sie setzen lieber auf Regionalität als auf Bio.

Die Eier von Nachbars Hühnern, den Fisch aus dem Zürichsee, das Fleisch vom lokalen Metzger, Obst und Gemüse vom Obstoder Gemüsebauern und den Käse vom hiesigen Milchverarbeiter: Diese Regionalität ist vielen Schwyzer Wirten wichtig. Mehr noch: Den meisten ist die Herkunft aus der Region wichtiger, als dass das Produkt über ein besonderes «Siegel» verfügt. Dementsprechend stösst die geplante Lancierung des «Bio-Cuisine»Labels auf sehr wenig Interesse. «Es gibt so viele Labels, denen wir uns anschliessen könnten», erklärt Thomas Aufdermauer vom Gasthof Seefeld Hurden. Kommt hinzu, dass die meisten davon nicht viel über einen Gastronomiebetrieb aussagen würden. Und sind wir einmal ehrlich: Selbst viele Gäste haben den Überblick, welches Label nun was bedeutet, längst verloren. Statt Bio-Label «ächt Schwyz»

Für Aufdermauer kommt eine Zertifizierung für «Bio Cuisine» jedenfalls nicht in Frage. Aber auch Barbara Krieg vom «Kapellhof» in Tuggen oder Irene Höfliger vom «Feld» in Feusisberg denken gar nicht daran, Teil der «Bio Cuisine»Familie zu werden: «Ich will das Fleisch vom Bauern aus der Region. Ich will wissen, wie die Tiere gehalten werden», so Höfliger.

Noch immer kämen viele Bio-Produkte aus dem Ausland oder in Plastik verpackt. Das hat für sie nichts mit «biologisch» zu tun. Zudem bewirte sie viele Arbeiter, die nicht bereit wären, einen entsprechenden Aufpreis zu bezahlen.

«Regionalität ist wichtiger als ein Bio-Stempel»

Regionalität vor Bio ist auch im «Oberdorf» in Lachen das Credo. «Ich finde es wichtig, dass Wirte darauf achten, was sie wo einkaufen », sagt Rita Lotspeich. Das sollte aber ohne den Druck,irgendwelche Bio-Prozente einhalten zu müssen, geschehen. Sie beziehe den Salat aus Altendorf, die Eier aus Wangen,Fisch aus Freienbach et cetera. «Es ist mir wichtig, dass die Qualität der Produkte stimmt. Es soll frisch und fein sein.» Am Ende müsse jeder Wirt hinter dem stehen können, was er macht.

Selbst Gastro-Schwyz-Präsident Marco Heinzer aus Gross bei Einsiedeln betont, dass im Kanton Schwyz Regionalität wichtiger ist als ein Bio-Stempel: «Wir setzen auf unser eigenes Label ‹ächt Schwyz›. Damit sind wir bereits seit dem Jahr 2014 unterwegs.» Aktuell würden Kanton, Landwirtschaft, Tourismus, Schwyzer Produzenten und Gastronomie gemeinsam neue Richtlinien dafür ausarbeiten.

Spätestens Ende Jahr werde man damit fertig sein. «Das neue ‹ächt Schwyz› wird eine coole Sache: Regional, nachhaltig und mit Wertschöpfung», schwärmt Heinzer. Deshalb ist er sicher: «Noch ein Label braucht es definitiv nicht.» Zumal es in vielen Gaststätten bereits normal ist, auf Bio-Produkte zu setzen. Neues Bio-Label zielt explizit auf Gastronomiebetriebe Wie Bio Suisse kürzlich bekannt gab, wird demnächst das Label «Bio Cuisine» lanciert. «Mit diesem neuen Label bedient der Verband ein grosses Bedürfnis nach mehr Bio-Produkten auch in der Gastronomie», sagt Reto Thörig, Projektleiter Gastronomie bei Bio Suisse. «Gemäss unserer Analyse kämen rund 7000 Gastrobetriebe in Frage. Unser Ziel ist es, bis im Jahr 2027 rund 700 Betriebe zu gewinnen. » Die Schwelle, um das Label zu erhalten, werde bewusst tief gehalten. Es gibt drei Stufen; die erste Stufe erfordert dreissig Prozent Bio, die zweite Stufe bedingt sechzig Prozent Bio und die dritte verlangt neunzig Prozent.

«Wir zertifizieren nicht den Prozess der Bio-Produkte, sondern den Gastronomen», beton-te Thörig. Zu den Anforderungen des Labels gehört die Unterzeichnung einer Charta und eines Vertrags sowie die Verpflichtung, immer fünf Bio-Produkte vorrätig zu haben, um dem Gast auf Wunsch jederzeit ein einfaches Bio-Gericht servieren zu können.

Zudem müssen Gastronomen jährlich eine Weiterbildung besuchen und für das Label im Schnitt 300 Franken jährlich bezahlen. Kontrolliert werden die Betriebe alle drei Jahre. «Auch touristisch ist das Label interessant », sagte Thörig: Beispielsweise für Radwege oder Wanderungen entlang von «Bio-Cuisine »-Restaurants.

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