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Schwyzer Fahrlehrer plagen Existenzsorgen

Eine Revision der Führerausweisvorschriften führt zu einem massiven Einbruch der Lernfahrten. Fahrschulen stehen vor dem Aus.

«Bis jetzt kannte ich weinende Fahrschüler und Fahrschülerinnen. Vor Freude, wenn sie die Prüfung bestanden hatten,oder wenn sie bei dieser durchfielen.» Nun habe sich die Lage aber massiv geändert,weiss der Brunner Christian Schnyder, der den Berufsverband der Schwyzer Fahrschullehrpersonen präsidiert. Nun seien es nämlich zunehmend Fahrlehrer, die sich bei ihm telefonisch meldeten und weinten. «Das ist neu und geht nahe», so Schnyder. Grund: Seit dem Jahr 2021 dürfen in der Schweiz nun auch 17-Jährige bereits mit Lernfahrten im Auto beginnen und 15-Jährige auf Motorräder steigen. Das neue Gesetz war zwar dazu gedacht, dass die neuen motorisierten Verkehrsteilnehmer zu mehr Fahrpraxis kämen.

Erreicht wurde aber bisher das Gegenteil. Seit der Gesetzesänderung namens Opera-3 zur Revision der Führerausweisvorschriften müssten die 17- bis 19-Jährigen ein Jahr lang den Lernfahrausweis besitzen, berichtete die «NZZ» vor Ostern. Erst dann sind sie zur Prüfung zugelassen. Es gibt also eine Wartezeit bis zum Prüfungstermin abzuwarten – und genau dies sorgt nun für Probleme.

In Innerschwyz ist es weniger dramatisch Gleich mit zwei Problemen sind die Fahrlehrer deshalb konfrontiert: Zum einen besuchen die 17-Jährigen praktisch keine Fahrstunden mehr, weil sie diese – billiger – während des «Wartejahrs » lieber mit Familienangehörigen absolvieren. Das führt dazu, dass die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer immer dünnere Auftragsbücher haben.

«Wenn es so weitergeht, gibt es meine Fahrschule in vier fünf Monaten nicht mehr», erklären mir Berufskollegen, sagt Schnyder: Derzeit, so der Schwyzer Verbandspräsident, nehmen die Junglenker eventuell alle vier bis fünf Wochen noch eine Lektion bei einem Fachmann.

Die Lage ist dramatisch: Statt sechs Schüler pro Tag sind es heute oft nur noch vier pro Woche. Zum anderen schleichen sich dann auch – das zweite Problem für die Fahrlehrer – beim Unterricht durch die Eltern vielfach Fehler ein, «die nachher kaum mehr und nur mühsam korrigiert werden können», so Schnyder.

Das Problem wäre aus seiner Sicht viel kleiner, wenn die Schüler und Schülerinnen wenigstens anfänglich in die Fahrschule gingen und erst dann «zu Hause» übten. Gemäss Schnyder hoffen seine Berufskollegen aber immer noch, dass die Jungen dann mit zwanzig Jahren noch in die Fahrschule kommen. Die Situation ist zudem nicht für alle gleich schlimm. Schnyder: «Wer in der Fahrschule auch Lastwagenchauffeure ausbildet oder Stunden für die Anhängerprüfung gibt, der kommt einigermassen über die Runde. Aber nur Stunden für PWs anbieten können, das geht nicht.» Immer häufiger müssen sich deshalb auch Schwyzer Fahrlehrer nach Zusatzeinkommen umsehen.

«Hier ist es momentan wie in der Hölle» Unterschiede unter den total 102 Schwyzer Fahrschulen zeigen sich auch regional. In Innerschwyz sei die Lage weniger dramatisch, weil der Axen wie eine natürliche Grenze die Konkurrenz aus Uri von einem Gang in den inneren Kantonsteil abhalte. Auch Zug oder Luzern seien zu weit weg. «In Ausserschwyz herrscht derzeit wirklich ein Kampf. Die Situation mit der Konkurrenz aus Glarus, St. Gallen oder Zürich sei viel grösser. «Hier ist es momentan wie in der Hölle», sagt Schnyder.

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