«Es war eine coole und sensationelle Saison»
Nach dem Saisonfinal am Wochenende in Soldeu, Andorra, konnte unsere Zeitung mit Wendy Holdener ein Gespräch über die vergangene Rennsaison führen. Am Wochenende wird die Slalomspezialistin an der Schweizermeisterschaft in Verbier teilnehmen.
Eine denkwürdige Saison 2022/23 ist vorbei. Was war der absolute Höhepunkt für Sie? Die zwei Weltcupsiege! Schon der erste war cool, mit Anna Swenn-Larsson zuoberst auf dem Podest in Killington zu stehen. Dass ich dann gleich beim nächsten Rennen alleine gewinnen konnte, war sensationell. Besonders freute ich mich, mit Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin diesen Moment auf dem Podest zu feiern. Und an welches Ereignis erinnern Sie sich nicht gerne zurück?
Mitte Januar wurde mir alles etwas zu viel. Aufgrund des dichten Rennkalenders habe ich entschieden, eine Pause einzulegen.
Bei unserem letzten Gespräch vor Weihnachten fragte ich Sie, was Sie gerne am Ende der Saison als Titel im Einsiedler Anzeiger lesen möchten. Die Saison ist nun vorbei. Welchen Titel wählen Sie nun? Dass es eine positive, erfolgreiche und sensationelle Saison war. In dieser Saison habe ichzwei Weltcupsiege eingefahren. Zudem konnte ich zwei Weltmeisterschaftsmedaillen in Meribel gewinnen.
Bei Ihrem ersten Weltcupsieg gehörte Mikaela Shiffrin zu einer der ersten Gratulantinnen. Auf der Piste sind Sie harte Konkurrentinnen, neben der Piste aber Freundinnen. Wie kam es dazu? Ich habe Mikaela im Jahr 2014 erstmals getroffen. 2019 sind einige Fahrerinnen gemeinsam von Maribor nach Åre geflogen. Während diesem Flug haben wir uns von einer anderen Seite kennengelernt. Früher hatten wir privat sonst keinen Kontakt. War sie auch schon einmal zu Besuch in unserer Region? Als Skirennfahrerinnen haben wir eine dicht gedrängte Agenda. Bis heute kam es nicht dazu. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir dies nach dem Karriereende nachholen werden.
Haben Sie Angst davor, dass sie an «Ihren» Kraftort kommt? Nein, im Moment geniesse ich die wenige freie Zeit einfach mit meiner Familie und meinen Freunden. Beim Saisonrückblick im SRF-Interview sagten Sie, dass es Ihnen im Januar nicht besonders lief. Auch der Ausfall bei der WM im Slalom dürfte Sie «gewurmt» haben. Wie gehen Sie mit solchen Rückschlägen um? Ich schliesse jedes Rennen für mich ab. Dabei schaue ich, was ich gut gemacht und wo ich Fehler drin hatte. Danach versuche ich, dieselben Fehler nicht zu wiederholen.
Im gleichen Interview sprachen Sie davon, sich Tipps vom Männerdominator Marco Odermatt zu holen. Hat dieser Austausch schon stattgefunden? Nein, das noch nicht. Marco hatte in den letzten Tagen sehr viel um die Ohren. Auch ich habe einige Tage pausiert. Aber ich werde mir schon Tipps für den Riesenslalom bei ihm einholen. Wie konkret sind die drei zu notierenden Verbesserungen, welche Sie im gleichen Interview erwähnt haben? Wie schon erwähnt, hatte ich einige Tage Pause. Nach der Schweizermeisterschaft werde ich dies zusammen mit meinen Betreuern in Angriff nehmen. Andere Fahrer monierten, wenn der Odermatt weiter so fährt, dann gebe es für sie nichts mehr zu gewinnen. Das gleiche gilt ja im Moment bei Mikaela Shiffrin. Wie ist Ihr Blick auf die Leistungen von ihr? Bei uns Frauen ist das ja schon seit zehn Jahren so! Jammern bringt hier nichts. Ich muss einfach besser werden und schneller Ski fahren. Dann kann auch ich aufschliessen und hoffentlich besser werden als Mikaela. Am Wochenende stehen zum Abschluss der Saison die Schweizermeisterschaften in Verbier an. In welchen Disziplinen werden Sie starten? Geplant ist der Start beim Slalom. Nach der Saison ist vor der Saison. Was ist jetzt noch skitechnisch geplant? Bis Mitte April werde ich unter der Woche noch Ski fahren. Danach sind Ferien geplant.
Wohin zieht es Sie?
Ich habe mit meinem Freund Tauchferien gebucht. Urs Kryenbühl hatte wiederum eine Verletzung zu beklagen. Stehen Sie in Kontakt mit ihm? Ich habe ihn immer wieder im Kraftraum gesehen und dort haben wir einige Worte gewechselt. Ansonsten schreiben wir ab und an SMS. Ich drücke ihm die Daumen, dass alles wieder gut kommt. In meinen Augen geht er mit dieser herausfordernden Situation «sackstark» um. In diesem Jahr feiern Sie einen runden Geburtstag. Was planen Sie?
In dieser Saison hatte ich für meine Familie und Freunde zu wenig Zeit. Darum werde ich alle zu einem feinen Essen einladen und dies so gut wie es geht nachholen. Wann beginnen die Vorbereitungen für die kommende Saison? Nach meinen Ferien im Mai stehen bereits schon wieder Ausdauer- und Krafttrainings an. Wie läuft es mit dem Bau Ihrer Traumwohnung? Im April wird mit dem Aushub begonnen. Schon jetzt dürfen wir verschiedene Sachen für den Innenausbau der Wohnung aussuchen. Ein Einzug ist aber frühestens auf Dezember 2024 geplant.
Was möchten Sie noch den Leserinnen und Lesern des Einsiedler Anzeigers sagen? Ich danke allen für das fleissige Daumendrücken während der Saison!
Fotos: zvg