Einsiedler Banken spüren den Kauf der Credit Suisse durch die UBS
Von einem «Bankenrun» am Platz Einsiedeln zu sprechen, ist übertrieben. Und es sind nicht nur CS-Kunden, welche sich nach der Sicherheit ihrer Bank erkundigen.
Ein Schweizer Bankenbeben hat sich länger schon angekündigt. Am Wochenende folgte nun die grosse Eruption: Die UBS kauft die Credit Suisse – unter gütiger Mithilfe des Bundes und der Nationalbank. Was bedeutet das für die Banken am Platz Einsiedeln?
CS: keine Auskunft erhältlich
Eine erste Anfrage geht natürlich an die obere Hauptstrasse, dort wo die CS seit Jahren ihren angestammten Einsiedler Sitz hat. Wie geht es den Kunden, wie geht es den Mitarbeitenden am «Tag danach»? Wie geht es überhaupt weiter mit der CS und mit ihrer Filiale in Einsiedeln?
Mathias Birrer höchstpersönlich nimmt den Anruf entgegen. Der 38-Jährige ist seit ziemlich genau zwei Jahren, seit April 2021, Geschäftsleiter der Einsiedler Filiale. Doch am gestrigen Tag kann er den Medien keine Auskunft geben. Er vertröstet den Anrufer mit einem Verweis auf die Kommunikationsstelle der Credit Suisse in Zürich. Wenig überraschend kann diese, was konkret Einsiedeln betrifft, ebenfalls keine Auskünfte erteilen. Weil es am gestrigen Montag noch nichts zu sagen gab.
Raiffeisen: «Ist spürbar» Die Sorgen um die Credit Suisse spürt auch die Raiffeisenbank Einsiedeln-Ybrig. «Und nicht erst seit gestern, sondern seit drei, vier Wochen», erklärt Marcel Birchler, der Vorsitzende der Bankleitung, auf Anfrage unserer Zeitung. «Die Nachfrage von CS-Kunden nimmt tatsächlich zu; konkrete Wechsel hat es bereits gegeben», so Birchler weiter. «Von einem ‹Bankenrun›, einem übermässigen Zuzug von CS-Kunden, kann aber nicht die Rede sein.» Die Unsicherheit in Bankenfragen ruft aber auch Raiffeisen- Kunden auf den Plan. Die Anfragen nach der Sicherheit der Raiffeisenbank Einsiedeln-Ybrig und insbesondere zum Einlegerschutz hätten sich verstärkt, räumt Birchler ein. Da die Raiffeisen-Gruppe ein «anderes Geschäftsmodell als die Credit Suisse hat», kann Birchler jedoch Entwarnung geben: «Von den Problemen der internationalen Geschäfte sind wir als regionale Bank nicht betroffen.» Und beim Eigenkapital und der Liquidität sei die Situation der hiesigen Raiffeisenbank besser als jene der Credit Suisse.
Wenn Birchler den Einsiedler Bankenplatz betrachtet, erinnert er an die 90er-Jahre mit fünf Platzbanken. War damals die Region Einsiedeln «überversorgt», bereitet ihm die jüngste Entwicklung Sorge: «Sollte die CS allenfalls wegziehen, hätten wir in einer Region mit weit über 22’000 Bewohnern keine international ausgerichtete Bank mehr.» Die UBS hat ihre Einsiedler Filiale im Haus «Ilge» am Klosterplatz Ende 2020 aufgegeben (EA 79/20). Die Kundenberatung wechselte nach Pfäffikon. Geblieben ist einzig der Bancomaten- Service in der «Ilge».
Kantonalbank: «Noch zu früh» Auch Arthur Füchslin, Filialleiter der SZKB in Einsiedeln, verweist den Fragesteller an den Hauptsitz in Schwyz. «Wir stellen keinen Bankenrun fest», fasst Daniel Slongo, der Mediensprecher der Schwyzer Kantonalbank, die bisherige Entwicklung zusammen. «Wir spüren zwar gewisse Geldzuflüsse. Diese lassen sich aber nicht zu 100 Prozent zuordnen und auch noch nicht quantifizieren. Für eine Aussage ist es zu früh.» Wie bei der Raiffeisenbank erkundigen sich aber auch SZKB-Kunden und Kundinnen nach dem Einfluss der Bankenübernahme auf das eigene Institut. «Die Sicherheit der Kantonalbank wird aber grundsätzlich nicht in Frage gestellt», ergänzt Slongo. Und selbst dort, wo die Schwyzer Kantonalbank mit der Credit Suisse zusammenarbeitet, gibt er Entwarnung: «Die CS erbringt zum Beispiel bei Anlageprodukten (Fonds) Dienstleistungen für uns. Die Fonds-Vermögen », so Slongo, «sind aller-dings abgesonderte Vermögenswerte. Die Depot-Werte sind Eigentum der Kunden, womit kein Ausfallrisiko besteht. Ebenfalls nicht gefährdet sind die Depotleistungen der CS. Diese funktionieren auch operativ weiterhin ohne Einschränkungen.»