Veröffentlicht am

Bezirk Schwyz verzichtet auf die neue Integrationsklasse in Unteriberg

Bezirk Schwyz verzichtet auf die neue  Integrationsklasse in Unteriberg Bezirk Schwyz verzichtet auf die neue  Integrationsklasse in Unteriberg

Das Klassenprojekt mit afghanischen Jugendlichen ist beendet, bevor es gestartet wurde. Für den Bezirk Schwyz sind die Voraussetzungen für einen guten Beginn nicht mehr gegeben.

Kaum wurde bekannt, dass der Bezirk Schwyz auf Ersuchen des Amts für Migration an der Mittelpunktschule Unteriberg eine Integrationsklasse für minderjährige afghanische Jugendliche führen will, begann sich Widerstand zu regen (EA 15/23).

Am weitesten ging die SVP Ybrig, welche in einem per 27. Februar datierten Schreiben den «sofortigen Stopp des Projekts » forderte. Für die SVP hätten «Gruppen junger, vorwiegend männlicher Afghanen auf einem Schulareal nichts verloren». Die SVP ging von 17- bis 18-jährigen Flüchtlingen aus; auf Anfrage konkretisierte das Rektorat der Bezirksschulen Schwyz das Alter auf 14 bis 16 Jahre, analog jenem der Oberstufe Sek 1. «Allerdings», räumt Bezirksammann Walter Tresch ein, «können wir das Alter nicht selbst überprüfen, sondern müssen uns auf die offiziellen Angaben verlassen.» Zweifel wurden bestätigt

Nationalrat Marcel Dettling, notabene Präsident der SVP Ybrig, wollte es am 13. März in den Fragestunde der Frühlingssession genau wissen, da er an den Altersangaben der jugendlichen Afghanen seine Zweifel hegte. Nicht zu Unrecht, wie die Antwort aus dem Departement Baume-Schneider belegt: Im vergangenen Jahr haben 2877 unbegleitete Minderjährige (UMA) in der Schweiz ein Asylgesuch eingereicht. Davon wurden in 1040 Fällen Altersabklärungen durchgeführt. Das Resultat: In 545 Fällen konnte die Minderjährigkeit bestätigt werden. In 495 Fällen wurde aber gemäss schriftlicher Antwort «die behauptete Minderjährigkeit aufgrund eines Gutachtens als unwahrscheinlich eingestuft». Die betroffene Person wurde deshalb für das weitere Asylverfahren als volljährig eingestuft.

«Es ist noch viel schlimmer als gedacht. Ich erwarte, dass der Kanton dieses Projekt so-fort stoppt», liess sich Dettling vorgestern Mittwoch, 15. März, im «Bote der Urschweiz» zitieren. Und wiederholte, dass «junge, erwachsene Männer auf dem Schulareal absolut nichts verloren » hätten. Die Zahlen würden ihm jedenfalls «Angst für unsere Mädchen an der Schule» machen.

Das Treffen mit der SVP Ybrig Dem Widerstand versuchte der Bezirk Schwyz mit direkten Gesprächen zu begegnen. So kam es – nebst anderem – zu einem Treffen mit drei Vertretern der SVP Ybrig. Die Delegationen wurden angeführt von Bezirksammann Walter Tresch, respektive Nationalrat Marcel Dettling – beides übrigens Mitglieder der SVP.

«Wir legten unsere Beweggründe dar und machten eine Auslegeordnung», rekapitulierte Tresch gestern Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung. «Wir baten darum, dem Projekt eine Chance zu geben; mindestens bis zu den Sommerferien, um dann eine erste Bilanz zu ziehen. » Tresch verliess das Treffen «in der Annahme, dass wir star-ten können. Ich war guter Hoffnung. So sah ich es wenigstens ». Das Treffen fand statt, bevor der Bericht im «Bote» erschienen ist.

«Ruhiger Start nicht möglich»

Die Hoffnung wurde aber vorgestern Mittwoch geknickt. «Der Artikel im ‹Bote› vom 15. März hat dazu geführt, dass das Ganze unsachgemäss angeheizt wurde», teilte der Bezirk Schwyz gestern auf Anfrage schriftlich mit. «Wir haben uns aus diesem Grund für einen Abbruch beziehungsweise Nicht-Start entschieden.» «Der Artikel hat die Geschichte hinaufgeschaukelt», bedauert Tresch. «Deshalb müssen wir mit weiteren Reaktionen rechnen, sollten wir die Integrationsklasse eröffnen.» Letztlich sei es um das «Wohlbefinden aller Jugendlichen, der ganzen Schule gegangen », erklärt der Schwyzer Bezirksammann. «Unserer Ansicht nach war unter diesen Umständen eine ruhige Atmospähre nicht mehr gewährt. Wir hätten nicht ruhig starten können, da die Unsicherheit zu gross ist. Ein schlechter Start», so Tresch, «ist schlecht für das ganze Projekt. » Deshalb hat sich der Bezirk Schwyz entschieden, auf das Projekt der Integrationsklasse in Unteriberg zu verzichten.

Der Bezirk Schwyz zeigt sich insgesamt «erstaunt über die Reaktionen aus Bevölkerung und Politik», führt er doch seit mehr als 20 Jahren Integrationsklassen an verschiedenen Standorten – seit einem Jahr unter anderem auch eine für ukrainische Flüchtlinge an der MPS Unteriberg. Bis anhin hätte es noch nie Opposition gegeben.

Der Bezirk hat den Kanton über seinen Verzicht informiert. Nun ist dieser wieder in der Pflicht, die Beschulung der afghanischen Jugendlichen zu organisieren.

Foto: Konrad Schuler

Share
LATEST NEWS