Veröffentlicht am

Auf eigene …

Auf eigene … Auf eigene …

ZWISCHENLUEGETEN 3

Wäre die Sihl in Schindellegi damals nach rechts geflossen, wäre sie ohne grössere Anstrengung bergab direkt in den Zürichsee gelangt. Seltsamerweise hat sie sich dort fest entschlossen nach links gewendet und sich für ein abenteuerliches Schluchtenbett und einen mühsamen Umweg über den Kanton Zug entschieden. In mehrtausendjähriger, selbstloser Schürf- und Spülarbeit hat sie für sich und uns den abenteuerlichen «Sihlsprung» herausgefräst, den wir als moderne Menschen zwecks Naherholung immer noch kostenlos durchwandern dürfen.

Klärli und ich haben es kürzlich einmal mehr sehr genossen, auf weichen Waldpfaden dem wilden Flusslauf zu folgen. Begleitet vom Tosen und Rauschen unseres kantonalen Flusses sind wir zwischen riesigen Nagelfluhwänden und haushohen Bruchfelsen seinem ungestümen Lauf gefolgt. Wir sind über Brücken gegangen und haben unter uns die schäumenden Wirbel, die reissenden Strudel und die tückischen Schnellen beobachtet. Wir haben einmal mehr gestaunt, wie das Wasser immer ganz genau weiss, wohin es fliessen kann, und an welchen Stellen es kurz oder länger Ruhe bekommt.

Da könnte die Menschheit als Ganzes noch etwas lernen. Bei einer felsigen Stelle stand eine Tafel, auf der zu lesen war «Durchgang auf eigene Gefahr». Wir ha-ben dann im Gespräch herauszuarbeiten versucht, was eine eigene Gefahr ist, und was man ihr, abgesehen vom Durchgang, noch alles auflegen könnte. Wir sind dann aber entschlossen und sehr bewusst gefährdet schliesslich trotzdem durchgegangen, – genau wie damals die Sihl in Schindellegi.

* Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und liest Warntafeln bevor er weitergeht.

Share
LATEST NEWS