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Steller

Ich musste gleichentags zweimal durch die Hauptstrasse laufen. Zuerst von oben nach unten und dann noch einmal umgekehrt. Nach dem ersten Durchgang war ich nicht sicher, ob ich wirklich richtig gezählt hatte. Denn gerade bei Zahlen kommt es ja sehr darauf an, dass sie wirklich stimmen, sonst nützen sie nichts. Aber auch beim zweiten Mal kam ich genau auf 30 (dreissig). So viele Werbeständer, Stelltafeln und Hinweis-Stelen stehen tagsüber beidseits der Hauptstrasse auf den Trottoirs.

Sie weisen in Spreizlage oder Schrägstellung meist Weiss auf Schwarz oder in bunteren Farben darauf hin, was das dazugehörige Geschäft oder Ladenlokal möglichst auffällig mitteilen möchte. Zum Beispiel: Herzlich willkommen, we’re open, Jetzt Frühlingsschuhe entdecken, Wintersortiment, Indian Sunday Brunch, Kuchen hausgemacht oder Aktion Trychler-Cordon-bleu. Dass sich der Laden nicht hier, sondern 50 Meter rechts befinde, oder dass hier etwas bio sowie nachhaltig sei. Kurz: Dem vorübergehenden Kunden (inklusive derselbigen Kundin) offenbaren diese Ständer und Schilder alles, was ein Herz begehren könnte.

Leider ergibt sich damit eine gewisse Hinweistafel-Dichte, welche das freie Gehen sowie das gegenläufige Ausweichen auf den Trottoirs erschwert, wenn man es nicht gerade zum Slalomtraining benutzen möchte. Klärli meint, vielleicht könnte der Bezirk oben und unten je eine Warntafel platzieren mit dem Hinweis: «Vorsicht Werbersteller! Gehen Sie langsam ». Das könnte den/die eine/n oder andere/n sogar zu einem Ladenbesuch verleiten.

* Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und nimmt Stellung zur Stellung der Steller.

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