Es sollte mehr Fasnacht sein
KOMMENTAR
Kann man derart ausgelassen feiern wie an der Fasnacht, wenn Zehntausende von geflohenen Ukrainern und Ukrainerinnen uns die Brutalität der Russischen Aggressoren täglich vor Augen führen? Hudi und Vertriebene, Freud und Leid, Lachen und Weinen, Fasnacht und Krieg: Geht das nebeneinander?
Ein Jahr nach dem Einmarsch Russlands fällt die Antwort eindeutiger aus als je zuvor: Es geht nicht nur – es ist eine Notwendigkeit, eine Antwort auf die Barbarei, ein Akt der Selbstachtung.
Die Fasnacht ist ein grosses Miteinander. Jeder darf, jede ist eingeladen. Das bun-te Treiben schliesst nicht aus, es verbindet. Die Fasnacht ist apolitisch, aber nicht zweckfrei: In ihrem Kern ist sie lebensbejahend. Sie weckt Freude, fördert die Fantasie und ist mit ihrer Fröhlichkeit ansteckend. Und vor allem: Sie ist friedlich. Unzählige Menschen tummelten sich in den letzten Tagen nur schon im Einsiedler Dorfkern. Es war ein «Gstungg und Gwüehl» mit Klein und Gross, mit Hiesig und Gast, mit Einheimisch und Ausländisch. Und es passierte nichts. Fasnacht, so überraschend es tönen mag, ist auch Rücksichtnahme.
Friedfertigkeit und Respekt sind das Gegenteil eines jeden Krieges. Es sollte mehr Fasnacht sein. Und sei es nur als Metapher.