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Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr

Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr

Das Schwingen ist im Kanton Schwyz tief und breit verwurzelt. Was 1923 im Restaurant Adler in Rothenthurm begann, existiert heute noch und so darf der Schwyzer Schwingerverband dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern.

Eigentlich wird ein Sportverband meist an seinen Erfolgen gemessen. Zwar sind Pflege der Kameradschaft und Organisation gesellschaftlicher Anlässe nicht minder wichtig, aber die Erfolge zählen doch am meisten. Der Schwyzer Schwingerverband brachte seit der Gründung immer wieder starke Schwinger hervor. Wie etwa Alois Odermatt (Siebnen), der am Kilchberger Schwinget 1952 einen Spitzenplatz belegte. Oder der Einsiedler Ernst Reichmuth, der am ESAF 1956 in Thun gar in den Schlussgang vordrang. Als stärkste Schwyzer Schwinger der längeren Vergangenheit zählen bis heute der Ingenbohler Anton Steiner und der Küssnachter Ady Zurfluh, die in den 50er- und 60er-Jahren landesweit gefürchtete Eidgenossen waren. Doch die mit Abstand glorreichste Zeit durften die Schwyzer in den letzten 30 Jahren erleben, gespickt mit etlichen Ausnahmekönnern. In dieser Zeit schnupperten mehrere Schwyzer am begehrten Königstitel, scheiterten aber jeweils knapp. Ob nun stärker oder schwächer, eines bleibt gleich. Den Schwingern steht immer ein technischer Leiter vor, der für seine Sportler zuständig ist und zu ihnen schaut. Aktuell ist dies der Willerzeller Marcel Steinauer. Steinauer stammt aus einer weit bekannten Schwinger- und Ringerfamilie und hat den Zweikampf in seinem Blut. Im nachfolgenden zweiten Teil einer Interviewserie gibt er uns einen kleinen Einblick in seine Tätigkeit als technischer Leiter. Fragerunde mit Marcel Steinauer, Willerzell (technischer Leiter Schwyzer Schwingerverband) Die Schwyzer Schwinger feiern ihr 100-Jahr-Jubiläum. Sie brachten in der Vergangenheit etliche starke Schwinger hervor, mit schönen Erfolgen. Gibt es Schwinger oder Erfolge, die Ihnen immer in spezieller Erinnerung bleiben? Mit meinem Alter kann ich mich eher an die Schwinger der Neuzeit erinnern. Mit Eugen Hasler Ende 80er-Jahre hatten wir einen der besten Schwinger überhaupt. Er hat eine sehr erfolgreiche Zeit des Schwyzer Kantonalen Schwingerverbandes eingeläutet. Bei seinen beiden Schlussgangteilnahmen am Eidgenössischen in Stans und Chur schrammte er haarscharf am Königstitel vorbei. Als Erstgekrönter in Stans und mit dem Kilchberger konnte er eidgenössische Anlässe für sich entscheiden. In seinem Rücken hatten wir weitere Spitzenathleten wie Alex Auf der Maur, Peter Suter, Daniel von Euw und Heinz Suter. Danach kam mit Martin Grab ein weiterer «Spitzen Schwinger», der das Expo-Schwinget und den Unspunnen für sich entscheiden konnte (beides Eidgenössische Anlässe). Und auch er hatte starke Schwinger im Rücken mit den Gebrüdern Laimbacher, Andreas Ulrich und Christian Schuler. Zurzeit hat der Schwyzer Verband nicht mehr die ganz grosse Fülle von starken Athleten wie in der Vergangenheit. Als technischer Leiter bekommen Sie also härteres Brot zu kauen als Ihre Vorgänger. Sie geben zwar alles für die Schwyzer Schwinger, dennoch fällt der Ertrag kleiner aus. Wie gehen Sie damit um? Wie erwähnt haben wir nicht mehr so eine grosse Dichte. Dies ist klar ersichtlich und doch haben sich noch nicht alle damit abgefunden. Trotzdem geben wir alles und sind für die Zukunft optimistisch. Ich sehe, dass in den sechs Schwingklubs im Kanton gute Arbeit geleistet wird. Trotz alldem ist es in der heutigen Zeit enorm schwierig, die jungen Schwinger im «Übertrittsalter » beim Schwingsport zu behalten. Wie viele Aktivschwinger kämpfen zurzeit für unseren Kanton und wie viele davon sind Kranzschwinger?

Zurzeit haben wir etwa 100 Aktivschwinger, die Zahl ist aber eher rückläufig. Davon sind 38 Kranzschwinger.

Die sechs Schwyzer Schwingklubs haben alle ihre eigenen Trainings. Dazu organisieren Sie als technischer Leiter kantonale Zusammenzüge. Wie gestalten Sie diese und funktioniert das klubübergreifende Trainingswesen in unserem Kanton gut? Momentan habe ich als technischer Leiter in den Monaten Januar und Februar immer sechs Trainings organisiert, in jedem Schwingklub eins. So konnte jeder kommen und von den anderen profitieren. Die «Spitzenschwinger » hatten sich selber organisiert und hatten so optimale Trainings. Mittlerweile haben wir am Samstagmorgen in Siebnen und in Ibach Trainings, somit ist der Kanton gut abgedeckt. Darum denke ich schon, dass es klubübergreifend gut funktioniert. Schlussendlich liegt es dann am Athleten selber, ob er ins Training kommt oder nicht. Werden unsere Schwinger an Kranzfesten auch klubübergreifend betreut?

Bevor die neue Regelung mit den Kranzfesten im ISV eingeführt wurde, ging der Kanton Schwyz als Gast hauptsächlich ans Zuger Kantonale. Da waren von jedem Klub mehrere Schwinger anwesend, sodass die Betreuung eigentlich klubintern geregelt war. Ich persönlich finde, dies war sehr gut. Mit der neuen Beschickung und dem Corona- Unterbruch haben wir gemerkt, dass man bei der Betreuung noch den Hebel ansetzen muss. Mittlerweile haben wir ein kleines Team zusammen, ich bin aber immer noch auf der Suche nach motivierten Leuten, die mitmachen wollen. Als technischer Leiter stehen Sie für die Schwyzer auch in den Einteilungen an Kranzfesten im Einsatz. An welchen Anlässen tragen Sie diese Verantwortung? Die Hauptverantwortung trage ich jeweils am Schwyzer Kantonalen. Danach bin ich der Vertreter für den Kanton Schwyz auch am ISAF. Für die verschiedenen kantonalen Schwingfeste (Zuger, Urner, Ob-/Nidwaldner und Luzerner) sind wir ein Dreierteam mit Dominik Linggi, Kilian Hasler und mir. Wir sprechen uns ab, wer an welches Kantonale in die Einteilung geht. Zudem bin ich jedes Jahr auf einem der Bergfeste Stoos, Rigi oder Brünig in der Einteilung. Was braucht es, um ein gewiefter Einteiler zu sein? Als Grundvoraussetzung sehe ich, dass man die Schwinger sehr gut kennt. Danach braucht es noch ein bisschen taktisches Geschick und etwas Erfahrung. Manchmal sollte man den Festverlauf etwas voraussehen können. (Einmal gelingt das besser, ein anderes Mal weniger gut.) Als Einteiler steht man ja immer auch im Blickpunkt. Spüren Sie jeweils den Erfolgsdruck? Als ich im Jahr 2019 mit dem Job als technischer Leiter angefangen habe und nicht jedes Fest so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hatte, gab es schon hie und da eine schlaflose Nacht. Vielleicht hat eben die Erfahrung noch etwas gefehlt. Man steht ja nicht alleine in der Einteilung, jeder Kanton hat einen Vertreter vor Ort. Da kann man sich vorstellen, dass nicht immer alle die gleiche Meinung vertreten. Mittlerweile kann ich damit besser umgehen, es gibt immer einen Schwinger, der an einem Sonntag härtere Gegner bekommt, der andere etwas weniger. Ich finde, es sollte einfach nicht immer der gleiche Schwinger sein. 2023, im Schwyzer Jubiläumsjahr, steht mit dem Unspunnenfest wieder ein Schwingfest mit eidgenössischem Charakter an. Was trauen Sie unseren Schwingern in dieser Saison zu? Haben Sie sich Ziele gesteckt? Wir haben in der Saison 2022 von einigen jungen Schwingern gute Leistungen gesehen. Sei es mit ihrem ersten Kranzgewinn oder sogar mit Schlussgangqualifikationen. Leider ist unser Kader aber sehr schmal geworden. Dann haben wir auch Schwinger, die nach wie vor mit Verletzungen kämpfen. Somit liegen unsere Hoffnungen ein weiteres Jahr in den Händen von Mike Müllestein und Christian Schuler. Wenn sie gesund bleiben, können sie noch immer mit der absoluten Spitze mithalten. Alle andern brauchen noch etwas Zeit. Ich bin aber überzeugt, dass wir den einen oder andern Nadelstich setzen können. Wie sehen Sie die Zukunft unserer Schwinger für die nächsten Jahre? Haben Sie das Gefühl, dass sich der Schwingsport verändert hat? Wenn ich auf die letzten 30 Jahre zurückschaue wie oben erwähnt, hat der Kanton Schwyz sehr erfolgreiche Jahre hinter sich. Momentan haben wir drei Schwingklubs, die mit jungen Schwingern gut aufgestellt sind. Die anderen drei Klubs ha-ben im Moment extrem zu kämpfen, dass sie wieder Schwinger mobilisieren können. Mein Gefühl ist leider schon, dass sich der Schwingsport verändert. Da es doch schon etliche Schwinger gibt, die nicht mehr ein 100-Prozent- Arbeitspensum erfüllen, um mehr zu trainieren. Somit verlieren wir etwas die Schwinger, die das Schwingen einfach als Hobby neben der Arbeit sehen und in der Woche maximal zirka zwei Klubtrainings absolviert haben. Welches für sie aber so in Ordnung war. Wenn sie dann in den verschiedenen Medien sehen, was gewisse Schwinger für einen Aufwand betreiben können, wird es für sie dann schon hart. Das erklärt mir dann auch die eher rückläufigen Schwingerzahlen.

Zuletzt, Sie als technischer Leiter, was geben Sie jedem einzelnen Schwinger für Tipps mit auf den Weg? Für mich ist Schwingen eine Lebensschule, man lernt mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Nach Verletzungen muss man sich wieder zurückkämpfen, dies ist immer hart. Man lernt dabei aber sehr viele Leute kennen. Unter den Schwingern herrscht eine tolle Kameradschaft. Darum finde ich, dass es sich lohnt zu kämpfen.

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