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«Unser Mittagstisch in Willerzell ist super angelaufen»

«Unser Mittagstisch in  Willerzell ist super angelaufen» «Unser Mittagstisch in  Willerzell ist super angelaufen»

Vor einem Jahr ist der Mittagstisch Willerzell-Euthal gegründet worden. Sandra Spieser, Leiterin des Mittagstisches, zieht eine positive Bilanz: «Im Schnitt nehmen neun Kinder am Mittagstisch teil, der an vier Tagen in der Woche über die Bühne geht.»

Wie fällt Ihre Bilanz zum Mittagstisch in Willerzell-Euthal aus?

Unser Mittagstisch in der kleinen Turnhalle in Willerzell ist super angelaufen: Der Erfolg des Projekts zeigt auf, dass es die-sen Mittagstisch in Willerzell braucht. Im Schnitt nehmen neun Kinder am Mittagstisch teil, der montags, dienstags, donnerstags und freitags über die Bühne geht. Das Konzept sieht vor, dass im Minimum fünf und maximal zehn bis elf Kinder den Mittagstisch besuchen können. Im letzten Schuljahr haben wir drei von vier Tagen anbieten können: Im aktuellen Schuljahr ist der vierte Tag hinzugekommen. Ist denn also in Willerzell ein Bedürfnis nach schulergänzender Betreuung vorhanden? Dieses Bedürfnis ist sicher in allen Vierteln vorhanden. Und in Willerzell und Euthal belegen die Anzahl Kinder pro Mittag dieses Bedürfnis. Wir haben hierzu im Vorfeld des Projekts in Willerzell und Euthal eine Umfrage gestartet: Das Ergebnis zeigt auf, dass in rund einem Drittel der Familien ein Bedürfnis nach einem Mittagstisch besteht. Wie ist es in Willerzell vor einem Jahr zur Gründung eines Mittagstisches gekommen?

Wir wurden von der Ablehnung der Vorlage über schulergänzende Betreuungsangebote an den Schulen Einsiedeln im März 2021 überrascht. Der Einwohnerverein Willerzell war der Meinung, jetzt sei es an der Zeit, selber aktiv zu werden und einen Mittagstisch zu gründen. Eine mögliche Erklärung für das damalige Nein zur Vorlage über schulergänzende Betreuungsangebote mag da-rin liegen, dass sie zwar im Dorf Einsiedeln ein gutes Angebot geschaffen hätte, hingegen die Viertel zu wenig berücksichtigte. Wie haben berufstätige Eltern in Willerzell die Betreuung ihrer Kinder bis anhin organisiert? Auch in Willerzell sind die Familienmodelle vielfältig geworden. Dementsprechend hilft der Mittagstisch, eine Betreuung der Kinder von 8 bis 15 Uhr zu gewährleisten. Bis anhin sind Mittagstische in Willerzell privat organisiert worden. Wird Ihr Projekt öffentlich unterstützt?

In finanzieller Hinsicht werden wir vom Bezirk Einsiedeln nicht unterstützt. Der Bezirk stellt uns hingegen die Turnhalle und eine kleine Küche im Schulhaus kostenlos zur Verfügung. Das Inventar der Küche wird uns von der Frauengemeinschaft zur Verfügung gestellt. Um finanziell über die Runde zu kommen, muss-ten wir im ersten Jahr auf Betteltour gehen. Öffentliche Körperschaften wie beispielsweise der Kanton haben keine Gelder gesprochen, weil sie den Bezirk klar in der Pflicht sehen. Hinge-gen haben viele private Institutionen wie beispielsweise der Verein Volksküche Einsiedeln oder Stiftungen Gelder gesprochen. Die Seeguet AG hat uns im vergangenen halben Jahr pro Tag und Kind grosszügig mit einem Fünflieber unterstützt. Sie wollten damals in der Überbauung Seegüetli eine KiTa oder ähnliches realisieren. Dieses Projekt ist leider nicht zustande gekommen. In den kommenden drei Jahren kommen wir nun seitens des Bundes in den Genuss einer Anschubfinanzierung für Projekte, die schulergänzende Betreuungsangebote betreffen. Wie sehen die Kosten aus?

Wir rechnen mit einem jährlichen Budget in der Höhe von 20’000 Franken für den Mittagstisch. Das Projekt soll selbsttragend gestaltet werden. Eltern zahlen zwanzig Franken pro Kind. Darin inbegriffen sind neben dem Mittagessen zwei Stunden Betreuung. Arbeiten Sie mit dem Chinderhort in Einsiedeln zusammen?

Es gibt einen Austausch: Wir sind in Kontakt miteinander und können dem Hort in Einsiedeln über die Schultern schauen, wie sie dort den Mittagstisch gestalten. Synergien gibt es derzeit keine. Dass die Kinder aus Willerzell oder Euthal zum Mittagstisch im Klosterdorf gefahren werden können, ist illusorisch: Der Weg dahin ist zu weit und zu teuer. Wie sind Sie in die Leitung dieses Projekts gekommen? Ich bin selber Mutter von drei kleinen Kindern und weiss, dass ein Mittagstisch eine Entlastung für viele Familien bedeutet. Dafür wollte ich mich engagieren. Zudem bin ich im Vorstand des Einwohnervereins Willerzell. Verfügen Sie über ausreichend Freiwillige für den Einsatz beim Mittagstisch? Wir sind regelmässig auf der Suche nach Helferinnen und wollen zukünftig nach Möglichkeit und Interesse auch pensionierte Kräfte beim Mittagstisch einsetzen. Wer Interesse hat, darf sich gerne melden. Könnte Ihr Projekt Schule machen und als Vorbild für die anderen Viertel wirken? Das hoffen wir doch (lacht): Schliesslich sind wir ein Projekt von Frauen für Frauen. Naturgemäss gibt es auch in Trachslau, Egg und Gross eine Nachfrage in Sachen Mittagstisch. In Bennau gibt es bereits einen privat organisierten Mittagstisch. Und die Euthaler sind bei uns angeschlossen. Übrigens gibt es einen historischen Vorläufer eines Mittagstisches: Früher gab es in vielen ländlichen Dörfern eine Suppenküche – für Kinder, die einen langen Schulweg hat-ten und nicht über den Mittag nach Hause gehen konnten. Was hat sich im Rückblick auf das erste Jahr des Mittagstisches in Willerzell als grosse Herausforderung herausgestellt? Wir müssen für jeden Mittagstisch Campingtische und Spielecken in der Turnhalle auf- und wieder abbauen: Das ist naturgemäss sub-optimal. Abgesehen davon eignet sich eine Turnhalle nicht wirklich gut für einen Mittagstisch. Eigene Räumlichkeiten mit einem Esstisch und einer Spielecke wären ein Traum. Das wird aber nicht so einfach sein, denn die Schule in Willerzell platzt bereits jetzt aus allen Nähten. Sie sollte dringendst erweitert werden: Was aber wohl nicht heute und morgen passieren wird.

Wie wird sich das neue Kinderbetreuungsgesetz auf den Mittagstisch in Willerzell auswirken?

Mit dem neuen Kinderbetreuungsgesetz, das ab dem. 1. Januar 2024 im Kanton Schwyz in Kraft tritt, soll die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit verbessert werden. Das neue Kinderbetreuungsgesetz sieht vor, dass sich die Gemeinden und der Kanton Schwyz je zur Hälfte an den Kosten der Kinderbetreuung in der Höhe von knapp sechs Millionen Franken beteiligen. Damit können Eltern bei der familienergänzenden Kinderbetreuung finanziell entlastet werden. Das begrüssen wir natürlich sehr.

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