Veröffentlicht am

Solarenergie-Boom stellt Netzbetreiber vor Probleme

Das aktuelle Stromnetz ist den neuen Leistungsanforderungen nur noch teilweise gewachsen.

Die Solaroffensive läuft auf vollen Touren: Im letzten Jahr sind rund 250 neue Fotovoltaikanlagen gebaut worden. Doch die Aufbruchstimmung zur Nutzung der Sonnenenergie hat auch ihre Schattenseiten. Das aktuelle Stromnetz ist den neuen Leistungsanforderungen nur noch teilweise gewachsen und muss ausgebaut werden.

«Das Stromnetz befindet sich im Wandel. Der klassische Endkunde als Verbraucher existiert so nicht mehr. Neu ist der Endkunde vielfach auch Stromproduzent », erklärt Stefan Vogler, Geschäftsbereichsleiter Netze bei der ebs Energie AG. Der alleinige Netzausbau führt zu hohen Stromkosten Auch die EWS AG ist sich der Problematik bewusst. Marcel Müller, Leiter Asset Management EWS AG, führt aus: «Die Dekarbonisierung in Gebäuden, die Elektromobilität und der Zubau von Energieerzeugungsanlagen führen zu hohem Leistungsbedarf im Stromnetz. Diese Entwicklung wird in Teilen der Stromnetze zu Engpässen führen.» Sowohl die Spezialisten beim EBS als auch beim EWS stellen klar: Nur der Netzausbau wird die neue Komplexität nicht lösen können, zudem muss dieser überdacht werden. Marcel Müller analysiert: «Die Frage stellt sich, ob es volkswirtschaftlich sinnvoll ist, eine Infrastruktur auf kurzzeitige Spitzen auszulegen. Denn eine Fotovoltaikanlage produziert nur an wenigen Stunden im Jahr mit der maximalen Leistung. Wenn die Netzinfrastruktur auf diese maximale Einspeiseleistung ausgelegt werden muss, führt das zu höheren Investitionskosten.» Gerade bei Solaranlagen gibt es oft hohe Produktionsspitzen, und es wird überschüssiger Strom produziert. Mit dem Bau einer Wasserstoff-Tankstelle auf dem Areal der BBS bis im Jahr 2025 hat das EBS bereits eine Teillösung projektiert, um den überschüssigen Strom bes-ser nutzen zu können. Optimierung vor Verstärkung und vor Ausbau Stefan Vogler führt bezüglich weiterer Lösungsansätze aus: «Der reine Netzausbau wird zukünftig nicht die einzige Lösung zur Bewältigung dieser Problematik sein. Die erhobenen Daten der Smart Meter werden für einen sicheren Betrieb des Verteilnetzes immer wichtiger. Das Energiemanagement und flexible Stromtarife sind weitere Ansätze, die zu beobachten sind.» Und in diesen Ansätzen sieht auch das EWS sinnvolle Massnahmen, damit der Ausbau der Solarenergie voranschreiten kann. Die Nutzung von Flexibilitäten, Optimierung des Eigenverbrauchs oder Lenkung des Nutzerverhaltens durch tarifliche Anreize seien alles Ansätze, um die Kosten des Verteilnetzausbaus zu reduzieren und ein Teil der Gesamtlösung, erläutert Marcel Müller. Es gel-te das «Nova»-Prinzip: Netz-Optimierung vor Verstärkung und vor Ausbau.

Share
LATEST NEWS