«Auch ich habe im Verein gegen die Entschädigungsinitiative gestimmt»
Im Interview mit unserer Zeitung erklärt Marco Heinzer als Präsident von GastroSchwyz, warum er den Abbruch der Unterschriftensammlung zur Entschädigungsinitiative begrüsst und wie der Kantonalverband neu ausgerichtet werden soll.
VICTOR KÄLIN
Per Ende Jahr hat sich auch Gastro Einsiedeln, Ybrig und Umgebung – wie angekündigt – aufgelöst. Deren Mitglieder sind neu direkt dem Kantonalverband GastroSchwyz angeschlossen. Erzählen Sie uns doch die Hintergründe. Die Auswirkungen der Corona- Pandemie führten zwangsweise zu einer Bündelung der Kräfte auf kantonaler und nationaler Ebene. Es zeigte sich, dass die Basis für sich alleine kaum Einfluss nehmen kann. Um sich Gehör zu verschaffen, muss man sich zu grösseren Verbänden zusammenschliessen. Dass es dadurch immer schwieriger wurde, in den regionalen Sektionen Vorstandsmitglieder zu finden, war die logische Konsequenz: Die Motivation war schlichtweg nicht mehr vorhanden. Vor diesem Hintergrund ist die Auflösung der Regionalsektionen zu sehen: der Bündelung der Kräfte. Bedauern Sie die Auflösung der regionalen Sektionen, quasi der Basis? Zu einem Teil ist das so. Gerade die Sektion Einsiedeln, Ybrig und Umgebung, die ich selbst einige Jahre präsidieren durfte, hatte und hat eine gute Struktur. Sie ist vernetzt und stand in stetem Austausch mit Bezirk, Kloster, Tourismus und den Detaillisten. Diese direkten Kontakte zu verlieren ist ein Verlust. Der Kantonalverband ist gefordert, daraus keine Lücke entstehen zu lassen.
Was fällt definitiv weg?
Im Endeffekt sollten es nicht mehr als die alljährlichen regionalen Generalversammlungen sein. Der Kantonalverband ist bestrebt, die direkten Kontakte auch in die Regionen weiterhin zu pflegen. Dass die Basis nun über das kantonale Gefäss stärker zusammenarbeitet, könnte sich durchaus als fruchtbar erweisen.
Und wie soll dieser Verlust aufgefangen werden? Wir wollen alle Regionen mit Veranstaltungen berücksichtigen und die einzelnen Mitglieder und Regionen über den Verband stärker und konsequenter vernetzen. Was heisst das nun für den Kantonalverband, Ihren Vorstand? Wir versuchen, den Kanton als Einheit darzustellen. Die Information der Einzelmitglieder erfolgt nun direkt, und nicht mehr über die Sektionen. Mit Personen aus den Regionen sollen die verschiedenen Teile des Kantons weiterhin im Vorstand abgebildet werden. Wir müssen unsere Mitglieder überzeugen, dass wir gemeinsam stärker sind als alleine – vor allem dort, wo wir auch kantonal etwas bewirken können wie etwa bei der Berufsbildung.
Wie konkret bildet sich die «Basis » im Kantonalverband noch ab? Durch die erwähnten Vertretungen aus den Regionen. Wir sind bemüht, dass jede Region vertreten ist oder zumindest jede Region eine Ansprechperson im Vorstand hat. Einen Spezialfall bildet die Region Innerschwyz, deren Sektion weiterhin besteht. Deren Präsident hat von Amtes wegen eine Sitzgarantie im Kantonalvorstand.
Themenwechsel: Am 16. Januar gab der Initiativverein bekannt, die Unterschriftensammlung zur «Entschädigungsinitiative » einzustellen. Auch Gastro-Schwyz unterstützte im Vorjahr das Anliegen, im Epidemiefall auf eine geregelte Entschädigung zählen zu können. Wie bewerten Sie diesen Entscheid, der ja darauf beruhte, dass die Vereinsmitglieder eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge für eine erfolgreiche Unterschriftensammlung ablehnten?
GastroSchwyz ist durch meine Person im Komitee vertreten. Und ich stimmte gegen die Erhöhung des Mitgliederbeitrags.
Woher der Sinneswandel?
Es gibt zwei Gründe. Einerseits haben sich meines Erachtens nicht alle Verbände gleichermassen engagiert. Obwohl alle von der Entschädigungsinitiative profitieren könnten, haben einige noch nicht einmal mit der Unterschriftensammlung begonnen. Da fehlte mir die notwendige Solidarität. Die Gastrobranche war ja nicht alleine im Komitee vertreten. Dazu gehörten unter anderem auch der Schweizerische Gewerbeverband, Swissdrink, Suisseculture, der Handelsverband, der Verband für Fitnessund Gesundheitscenter … Und der zweite Grund?
Den liefert die Politik. Bundesrat und Parlament betonen, dass es keine Initiative braucht, um unser Anliegen zu erfüllen. Selbst wenn wir jetzt mit der Aufgabe der Initiative ein Druckmittel aus der Hand geben, vertraue ich darauf, dass politisch etwas geschieht.
Ist die Corona-Pandemie in Gastrokreisen überhaupt noch ein Thema?
Nein. Sie ist keines mehr. Und ich möchte das auch nicht mehr thematisieren. Mit dem abgeschlossenen Impulsprogramm des Kantons ist für mich auch das Thema beendet. An seine Stelle sind mit der Strommangellage und dem Fachkräftemangel bereits zwei neue Herausforderungen getreten, welche auch den Kantonalverband fordern. Der Lead liegt zwar beim Dachverband GastroSuisse, doch die Kantonalverbände sind stark involviert.
Was bezeichnen Sie als die grössten Herausforderungen für den Kantonalverband? Wir sind aus genannten Gründen aktuell fokussiert auf unsere Neuausrichtung. GastroSchwyz will unsere Branche konsequent in Erinnerung rufen – beim Kanton, in den Bezirken und Gemeinden. Nicht überall ist die Vernetzung so gut wie gerade hier in Einsiedeln. Wir animieren die Gemeinden, sich beim Kantonalverband zu melden, wenn es lokale Themen gibt wie zum Beispiel Littering oder Nachtruhe. Wir sind offen und bestrebt, die Zusammenarbeit mit den Institutionen zu intensivieren. Was treibt Sie als Gastgeber und Koch im Landgasthof Seeblick persönlich am meisten um? Ich kann nicht klagen: Unserem Betrieb geht es gut. Das Betriebsklima stimmt, die Mitarbeitenden sind motiviert und wir dürfen tolle Gäste begrüssen. So macht Arbeiten Freude.