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«Ich segne Haustiere, damit sie gesund bleiben»

«Ich segne Haustiere, damit sie gesund bleiben» «Ich segne Haustiere, damit sie gesund bleiben»

Heute Dienstag feiert Rothenthurm den Antoniustag. Der 54-jährige Pfarrer Viktor Hürlimann schildert, was in seiner Pfarrei über die Bühne geht: «Ich segne Haustiere, auf dass diese gesund bleiben, und mache damit auch ihren Haltern eine Freude.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Welche Bedeutung hat der Antoniustag für Rothenthurm?

Die Pfarrei feiert heute ihr Patrozinium. Der Antoniustag ist ein lokaler Feiertag im Dorf: Die Kinder in Rothenthurm haben schulfrei, die Gemeindeverwaltung bleibt geschlossen. «Sanct Antonius bitt für uns», steht in Grossbuchstaben auf dem Rothenthurmer Kirchendach geschrieben. Gilt das auch für die Tiere? Natürlich. In die Bitten und Gebete des heiligen Antonius sind alle Wesen dieser Welt miteingeschlossen.

Welche Tiere segnen Sie heute Dienstag, um 14.10 Uhr, vor der Kirche? Vorwiegend Hunde und Hasen, Pferde und Ponys. Ein Bub hat gesagt, dass er seine Kuh mitbringe, aber das sehen wir dann (lacht). Haben Tiere auch eine Seele und kommen sie auch in den Himmel nach dem Tod? Alle Lebewesen, also auch Tiere, haben eine Seele. Aus theologischer Sicht haben derweil nur Menschen eine unsterbliche Seele. In diesem Sinne ist es Menschen vorbehalten, das ewige Licht zu schauen. Wie kam es dazu, dass Antonius zum Schutzpatron der Bauern und Tiere geworden ist? Im Volksmund wird der heilige Antonius «Sülitoni» genannt, weil er als Symbol ein Schwein zu Füssen hat. Wieso ein Schwein? Einerseits da-rum, weil dem Schwein üble Gedanken zugeordnet werden, die Antonius in der Wüste in der Einsamkeit überwunden hat. Andererseits hatte der Antoniter- Orden das Recht, das sogenannte «Antoniusschwein» zur Mast im Dorf auf Kosten der Allgemeinheit frei herumlaufen zu lassen. Wieso bauten die Rothenthurmer mit der Pfarrkirche St. Antonius eines der grössten Gotteshäuser innerhalb des Kantons Schwyz? Das im Jahr 1940 nach jahrzehntelanger Bauzeit eingeweihte Gotteshaus ist im Verhältnis zur Bevölkerung riesig – laut einer Überlieferung sollte die Kirche unbedingt ein Fuss länger werden als jene von Schwyz. Fakt ist, dass die Grösse der Kirche mit dem enormen Wachstum der Bevölkerung zu tun hat. Um dieses aufzufangen, hatte man drei Möglichkeiten: Einen Anbau der Kirche zu realisieren, die Bebänkung anders zu gestalten oder die alte, zu kleine Kirche abzureissen und eine grössere zu bauen. Auch hoffte der damalige Pfarrer, Rothenthurm könnte ein Zwischenziel für die Wallfahrer nach Einsiedeln werden.

Welche Bedeutung hat die Antoniusbruderschaft in Rothenthurm?

Die meisten Rothenthurmerinnen und Rothenthurmer werden mit der Taufe Mitglied der Antoniusbruderschaft und bekommen einen «Bruderschaftsschein ». Nach ihrem Tod wird für sie bei uns eine heilige Messe gefeiert. Was bedeutet Ihnen selbst der heilige Antonius? Bereits als Bub hatte ich zwei Berufsziele: Ich wollte Pfarrer oder Bauer werden. Die Landwirtschaft war mir schon immer nahe. Und noch heute habe ich Chüngel und heue im Sommer. Allerorten scheint der christliche Glauben zu verdunsten. Wieso ist das in Rothenthurm nicht der Fall? In der Tat ist am Sonntag die Kirche in Rothenthurm wohl voller als an anderen Orten. Was aber nicht bedeutet, dass sich hier der christliche Glauben nicht auch auf dem Rückzug befindet. Was auffällt: Die Rothenthurmerinnen und Rothenthurmer sind selbstbewusste Leute und schämen sich ihres christlichen Glaubens nicht. Foto: Magnus Leibundgut

Viktor Hürlimann

Jahrgang: 1968 Wohnort: Rothenthurm Beruf: Pfarrer Hobbys: Velofahren, Gartenarbeit Chüngel, Landwirtschaft

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