«Der Hecht gedeiht prima im Sihlsee»

Markus von Allmen vom Fischereiverein Einsiedeln steht Red und Antwort zur fischereilichen Bewirtschaftung des Hechtes im Sihlsee

Die bei Weitem grösste und aufwendigste Herausforderung für das Bewirtschaftungsteam des Fischereivereins Einsiedeln stellt die Hechtaufzucht dar.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie gedeiht der Hecht im Sihlsee?

Der Hecht gedeiht prima im Sihlsee. Dies belegen auch die Fangzahlen. Im langjährigen Durchschnitt werden pro Jahr rund tausend Hechte gefangen. Dabei bietet der Sihlsee aufgrund der Pegelschwankungen und der fehlenden Unterwasserstrukturen nicht wirklich ideale Bedingungen für den Hecht, wenn es etwa im Frühling zu wenig Wasser hat: Der Hecht ist ein Krautlaicher – das bedeutet, dass er Wasserpflanzen im Uferbereich braucht, an denen er seine Eier befestigen kann. Ein Weibchen kann je nach Grösse bis zu 300'000 Eier produzieren. Mit dem Fang, dem anschliessenden Streifen der laichbereiten Hechte und dem Ausbrüten der Eier in der vereinseigenen Brutanstalt versuchen wir, das Manko der beeinträchtigten natürlichen Laichmöglichkeiten etwas zu kompensieren. Wir fangen die Hechte zum Ablaichen im April und Mai, wenn das Wasser im Sihlsee etwa 12 bis 15 Grad warm ist. Ist es schwierig, den grossen Fisch fangen zu können? Ja, das kann man durchaus so sagen. Der Hecht ist ein cleverer und überaus anpassungsfähiger Fisch, der schnell lernt und misstrauisch wird. Und er ist naturgemäss ein sehr kräftiges Tier. Der Hecht ist einer der beliebtesten Raubfische beim Angeln: Mit einer beeindruckenden maximalen Körperlänge von bis zu 150 Zentimeter und einer enormen Schnellkraft ist der Drill ein wahres Abenteuer. Beim Drill geht es darum, den Fisch zu ermüden, damit man ihn an Land oder ins Boot holen kann. In welcher Jahreszeit befischt man den Hecht? Die Fangsaison dauert vom 16. März bis Ende Jahr,sofern der See eisfrei ist. Während der Laichzeit des Hechts (zirka Anfang April bis Ende Mai) werden Schongebiete mit gelben Bojen markiert. Innerhalb dieser Markierungen ist jegliche Fischerei sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus sowie das Befahren und Betreten jeglicher Art verboten. Da der Laich von grossen Tieren als besonders widerstandsfähig gilt und diese Fische somit für die Bestandeserhaltung wichtig sind, gibt es neu ein Fangfenster beim Hecht: Der Fisch muss künftig zwischen 55 und 80 Zentimeter gross sein, damit er entnommen werden darf. Untermassige sowie Fische über diesem Mass müssen wieder schonend in das Gewässer zurückversetzt werden. Kapitale Fische ab 120 Zentimetern dürfen ebenfalls entnommen werden.

Beissen die Hechte eher nachts an? Man fängt den Hecht primär tagsüber, weil der Fisch tagaktiv ist und in der Nacht ruht. Abgesehen davon ist das Fischen am Sihlsee während der ganzen Saison zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens verboten. Ebenfalls neu wird die generelle SaNa-Pflicht für alle eingeführt: Fischende, die ein Fischereipatent erworben haben, müssen nachweisen können, dass sie ausreichende Kenntnisse über den tierschutzgerechten Umgang mit Fischen und Krebsen haben. Diesen sogenannten Sachkunde-Nachweis (SaNa) Fischerei erlangt man durch Selbststudium und den Besuch eines Ausbildungskurses mit abschliessender Erfolgskontrolle. Wie bereitet man den Hecht am besten zu? Die Art und Weise spielt nicht so eine grosse Rolle. Wichtig ist, dass man den Geschmack des Hechtes mag, denn er schmeckt wirklich nach Fisch (lacht). Ich mag den Hecht unter anderem am liebsten als Geschnetzeltes oder geräuchert. Wegen der speziellen Gräte des Hechts ist das Filetieren dieses Fisches kein einfaches Unterfangen. In spezialisierten Fischrestaurants ist der Hecht in verschiedenen Zubereitungsvarianten sehr beliebt. Ist es schwierig, den Hecht im Sihlsee zu bewirtschaften? Die Hechtaufzucht ist aufwendig, personal- und zeitintensiv und benötigt zahlreiche Investitionen, was Material und Infrastruktur betrifft. Die jährlichen Kosten der gesamten Bewirtschaftung belaufen sich auf gegen 50’000 Franken und werden vorwiegend aus den Einnahmen des Patentverkaufs finanziert. Ob es die Bewirtschaftung wirklich braucht, um den Hechtbestand zu erhalten, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Fragen Sie zehn Fischer dazu – und Sie erhalten zehn Meinungen zu diesem Thema (lacht). Wir halten uns an die Maxime: «Nützts nüt, so schads nüt.» Stören Boote und Schwimmer die Hechte im Sihlsee? Auch am Sihlsee ist wie allerorten ein verstärktes Freizeitverhalten zu beobachten: Es tummeln sich im Sommer zahlreiche Boote und Schwimmer im Wasser. Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass auf die Schutzgebiete Rücksicht genommen wird. Dass Hechte nach den Beinen von Schwimmern schnappen könnten, wäre theoretisch vor allem in der Zeit des Brutgeschäfts denkbar. Allerdings ist auch der Hecht eher scheu: Er würde nicht einfach so einen Menschen angreifen: Dieser gehört definitiv nicht in sein Beuteschema. Hat der Hecht im Sihlsee auch natürliche Feinde? Vor dem Wels muss sich der Hecht in Acht nehmen. Wir haben allerdings auch schon das Umgekehrte festgestellt: Dass sich im Magen eines Hechts ein Wels befunden hat. Hierbei gilt es zu bedenken: Der Wels ist kein einheimischer Fisch. Um einer weiteren Verbreitung des Welses entgegenzuwirken, dürfen gefangene Fische dieser Art keinesfalls mehr ins Gewässer zurückversetzt werden (Entnahmepflicht). Welche Perspektiven hat der Fischereiverein Einsiedeln in der Zukunft? Unser Verein schaut zuversichtlich in die Zukunft: Im Sinne der Nachhaltigkeit ist er für eine grosse Fischvielfalt im Sihlsee verantwortlich. Der Fischereiverein Einsiedeln hat derzeit rund 140 Mitglieder und führt zeitweise eine Warteliste, was Ausdruck davon ist, dass der Verein sehr beliebt ist. Auch der Zulauf der Jugend ist sehr erfreulich: Seit vielen Jahren bieten wir jährlich Jungfischerkurse an – und seit vier Jahren ha-ben wir auch eine Jungfischergruppe mit zwischenzeitlich rund zwanzig Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren. Ist der Sihlsee weniger durch Nitrate und Pestizide belastet als andere Gewässer? Die Wasserqualität im Sihlsee ist ausgesprochen gut, da der See viele Zuflüsse hat. Auch die vielen Gewitter mit Starkniederschlägen im Sommer sorgen für eine gute Belüftung des Sees. Können Sie uns zum Schluss noch verraten, wo man den Hecht kaufen kann? Sicher nicht in der Migros oder im Coop (lacht). Man erhält den Hecht zum Beispiel und je nach Tagesfang direkt bei den Berufsfischern am Obersee.

Der Hecht erfüllt eine wichtige Rolle im aquatischen Ökosystem und reguliert durch sein Beutespektrum die Bestände bestimmter Fischarten. Foto: Rainer Kühnis

Der Hechtlaich wird in die Zugergläser eingefüllt.

Mitglieder des Fischereivereins Einsiedeln kontrollieren die Trappnetze. Fotos: zvg