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«Diese ungute Entwicklung wird sich weiter akzentuieren»

«Diese ungute Entwicklung wird sich  weiter akzentuieren» «Diese ungute Entwicklung wird sich  weiter akzentuieren»

Curaviva Schwyz, die Vereinigung der Dienstleister für Menschen im Alter, und ihr Co-Präsident Roger Muther, Leiter des Alterszentrums am Etzel, Feusisberg, schildern die problematische Situation in der Altersbetreuung.

STEFAN GRÜTER

Ein frohes und zufriedenes Schreiben zum Jahresende tönt anders: Curaviva Kanton Schwyz, die Vereinigung der Dienstleister für Menschen im Alter, und namentlich Co-Präsident Roger Muther, der Leiter des Alterszentrums am Etzel in Feusisberg, nennen die drei grössten Problemfelder, die der Altersbetreuung in unserem Kanton derzeit massiv zu schaffen machen. Es tönt nach einem Hilferuf, insbesondere an die Adresse der Politik.

Betten bleiben wegen Personalmangel leer Wie alle Branchen spürt auch die Altersbetreuung den Fachkräftemangel – und zwar massiv. «Es braucht aber ausreichend qualifizierte Mitarbeitende, um betagte Menschen gemäss den gesetzlich geforderten Qualitätsstandards begleiten, betreuen und pflegen zu können und zu dürfen. Die Folgen der Personalknappheit sind teilweise dramatisch. So können Altersund Pflegeheime regelmässig keine neuen Bewohnenden aufnehmen, weil ihnen die nötigen Fachkräfte fehlen. Folglich bleiben vorhandene und bereitstehende Betten leer», heisst es in der dieser Tage zugestellten Medienmitteilung.

Die vom Volk angenommene Pflegeinitiative bringe hier «wenn überhaupt» erst in einigen Jahren Milderung. «Darum stünde es insbesondere den Kantonen gut an, vorhandenen Handlungsspielraum zu nutzen und mit geeigneten politischen Rahmenbedingungen zu einem zügigen Abbau des Personaldefizits beizutragen », so der Fingerzeig an die Politik.

Ertragsseite hält nicht mit

Höhere Löhne seien ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Hinzu kommen aber derzeit höhere Kosten auf allen Ebenen. «Mit dieser Preissteigerung hält die Ertragsseite leider nicht Schritt», stellen Curaviva und Muther fest. «Im Gegenteil, das System der Pflegefinanzierung bleibt starr.» Pflegeselbstbehalt und KVG-Beitrag seien trotzdem unverändert. Die seit 1. Januar beschlossene Anpassung von vier Franken bei der Beitragsgrenze an die Pensionstaxe sei da lediglich ein Tropfen auf den heissen Stein. «Die EL-Finanzierungslücke tragen die Altersheime und/oder die Angehörigen deshalb zähneknirschend weitgehend selbst. Ein politischer Wille zur Anhebung der EL-Taxe ist auf den zuständigen kantonalen Ebenen kaum erkennbar. So hat der Kantonsrat Ende Juni 2022 eine entsprechende Motion nicht in ein Postulat umwandeln wollen, womit die Lösung des EL-Problems faktisch auf eine noch längere Bank geschoben wurde», so die Medienmitteilung.

Corona, Strommangellage und Ukrainekrieg In den «Strauss von gegenwärtigen Unsicherheitsfaktoren» bindet Curaviva auch die Coronapandemie und ihre Nachwehen, die angedrohte Strommangellage und grosse Unsicherheiten bezüglich des Ukrainekrieges mit ein. «Zusammenfassend hält Curaviva Kanton Schwyz fest, dass sich namentlich das Gesundheitswesen in einer enorm dynamischen Phase befindet: Während sich der Fachkräftemangel laufend verschärft und somit das nötige Platzangebot in der stationären Langzeitpflege gefährdet, beschleunigen Inflation und Kostensteigerungen die Lohn- und Preisspirale; und dies bei gleichzeitig weitgehend stagnierenden Einnahmen.

Diese ungute Entwicklung wird sich in nächster Zukunft weiter akzentuieren, womit der Handlungsbedarf und -druck spürbar steigt.» Nichtsdestotrotz zeige sich, «dass die Mitarbeitenden der Pflegezentren, speziell die Pflegemitarbeitenden, auch 2022 ein grosses Engagement und enormen Einsatzwillen an den Tag gelegt haben. Darum gebührt ihnen allen ein herzliches Dankeschön, verbunden mit der Hoffnung, dass ihr Elan auch künftig anhalten wird», so die Stellungnahme von Curaviva Schwyz.

Der Feusisberger Alterszentrums- Leiter Roger Muther ist Co-Präsident von Curaviva Schwyz. Die Medienmitteilung der Vereinigung der Dienstleister für Menschen im Alter zum Jahresende weist in deutlichen Worten auf die dramatische Situation in der Altersbetreuung – auch im Kanton Schwyz – hin. Foto: zvg

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