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Zeitenwende

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ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

Der Begriff Zeitenwende wurde zum Wort des Jahres 2022 gewählt. Nach einigem Nachdenken, damals im Februar, konnte ich den Begriff des Bundeskanzlers Olaf Scholz unterschreiben. Wir konnten uns im Westen nicht vorstellen, dass unser glückseliges Dasein einmal enden würde. Das Land Ukraine kannte ich mehr oder weniger nur auf der Landkarte. Als Russland einen Angriffskrieg startete, wankte sehr schnell unsere gesamte Nachkriegsordnung. Neben der Tatsache, dass Wirtschafts- und Energiepolitik sich neu ausrichten mussten, fand auch ein emotionaler Umbruch statt.

Kaum hatten wir Corona mit Vernunft überstanden, standen Angst und Burn-out vor der Haustür. Nicht wenige Gedanken lösten bei Menschen Panikattacken aus. Grössere Angst machen mir die Preise der Lebensmittel und Mieten. Das Geld ist einfach nichts mehr wert. Das nennt man wohl «Inflationsschmerz». Das spürt man bei jedem Kilo Mehl, Äpfel oder einem Bier für Heiri.

Zwei junge Frauen betraten die National Gallery in London und gingen schnurstracks in den Raum 43. Nur wenige Minuten später haben sie Van Goghs «Sonnenblumen » mit Heinz-Tomato-Soap überschüttet. Sie selbst klebten ihre Hände mit Flüssigkleber mit der Protestrede: «Was ist mehr wert? Kunst oder Leben? » Die «Letzte Generation 2050» hatte sich den milden Terror des Bildersturms ausgesucht. Aber dieser Gegenstand, den sie ausgesucht hat, hat es nicht verdient. Wirklich nicht. Van Gogh ist fast verhungert, Vermeer starb völlig verarmt, Monet lebte praktisch sein gesamtes Leben am Existenzminimum.

* Ida Ochsner (62), verlobt mit Heiri Strohmayer (65) aus der Steiermark. Er meint, die im September verstorbene Queen gehört in die Kolumne. Charles III habe sich gut bewährt.

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