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«Es gibt Verbesserungen für die Arbeitnehmenden»

«Es gibt Verbesserungen für die Arbeitnehmenden» «Es gibt Verbesserungen für die Arbeitnehmenden»

Els Dockx, Präsidentin der Personalkommission im Spital Einsiedeln, steht Red und Antwort: «Die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist besser als auch schon. Ein respektvoller Umgang mit Patienten und Personal im Ameos Spital Einsiedeln steht im Fokus.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie geht es Ihnen in diesen turbulenten Zeiten?

Es geht mir gut. Ich konnte heuer mein 30-Jahr-Jubiläum im Spital Einsiedeln feiern: Das ist doch Ausdruck davon, dass mir das Spital am Herzen liegt und dass ich gerne da arbeite. So schlimm ist es also nicht bei uns, wie man aufgrund der sehr negativen Berichterstattung der Medien im Sommer annehmen könnte, als sieben Assistenzärzte gekündigt haben. Das hat einen regelrechten Shitstorm ausgelöst. Dabei ist es an der Tagesordnung, dass Assistenzärzte in Spitälern allerorten die Kündigung einreichen. Können Sie einschätzen, wie zufrieden das Personal im Ameos Spital Einsiedeln ist? Die Zufriedenheit würde ich als so lala einschätzen. Die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist besser als auch schon. Ein respektvoller Umgang mit Patienten und Personal im Ameos Spital in Einsiedeln steht im Fokus. Weil generell in der Schweiz schwierige Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal herrschen, springen auch bei uns Fachkräfte ab. Um die Leute bei der Stange zu halten, versucht das Spital die Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern. Wie kommt dies zum Ausdruck?

Es gibt spürbare Verbesserungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, was deren Zufriedenheit steigert: Es gibt Verbesserungen beim Krankentaggeld und bei der Unfallversicherung, bei der das Spital neuerdings 2,3 Prozent übernimmt. Hinzu kommt neu eine Nachtschichtzulage von sechs Franken pro Stunde für alle. Überdies gibt es für die Mitarbeiter Well-ness Gutscheine im Panorama Resort und Spa in Feusisberg. Danebst können sie in den Monaten Oktober, November und Dezember gratis essen im Restaurant des Spitals. Wo drückt der Schuh konkret?

Im ganzen Land herrscht beim Pflegepersonal ein Notstand: Es fehlt nicht nur in Einsiedeln an Fachkräften in der Pflege. Viele Pflegende haben den Job an den Nagel gehängt oder haben zu den temporären Arbeitskräften gewechselt, weil dort teils die Arbeitsbedingungen bes-ser sind. Aber Temporäre zu beschäftigen, ist auch nicht das Gelbe vom Ei und löst das Problem nicht: Erstens sind temporäre Arbeitskräfte teurer und zweitens tragen diese wenig zu einer langfristig gesicherten Stabilisierung der Arbeitsverhältnisse bei. Wie kommen die Verhandlungen rund um den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) voran?

Die Verhandlungen über den GAV sind gar nicht erst aufgenommen worden und liegen dementsprechend auf Eis. Ob sie jemals aufgenommen werden, steht in den Sternen geschrieben. Fakt ist: Ohne GAV gibt es keinen Sozialplan. Die Frage stellt sich, ob denn eine Sozialpartnerschaft auch ohne GAV funktionieren könnte. Welche Veränderungen bei den Arbeitsbedingungen haben sich durch die Übernahme von Ameos für das Spitalpersonal in Einsiedeln ergeben?

Auf den 1. Januar wurde ein neues Personalreglement eingeführt: Dank diesem erhalten die meis-ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Ferien. Zudem gibt es neu vier freie Tage als Kompensation für die Umkleidezeit. Die Dienstjubiläumsgeschenke sind grosszügiger. Das sind also gewichtige Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen für das Personal. Auf der anderen Seite verschlechtern sich durch das neue Reglement die Umstände bei den Sozialabgaben. Sind die freien Stellen bei der Ärzteschaft unterdessen wieder besetzt worden? Es gibt gute Neuigkeiten: Unterdessen sind mit Juliane Steffen, Leitende Ärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, und mit René Knollmann, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, zwei bewährte Kräfte ins Spital Einsiedeln zurückgekehrt. Bezüglich der Situation rund um die Assistenzärzte wird diesen nun wieder eine Weiterbildung angeboten. Wie sehen Sie die Zukunft des Spitals Einsiedeln und seines Personals? Das Spital in Einsiedeln hat eine lange Geschichte und bereits vieles erlebt. Es hat schon viele Veränderungen gegeben. Aber im Grundsatz waren wir immer ein Spital mit Dienstleistungen für die Region, mit einer Kultur von Wertschätzung, in der ein Einbeziehen von allen Kräften, ein Miteinander-Lösungen-Finden und ein gegenseitiges Motivieren im Vordergrund gestanden sind. Ich hoffe sehr, dass wir den Weg dahin wieder fin-den. Schliesslich hat sich auch die Bevölkerung in Einsiedeln mit einem Ja für die Finanzierung für diese Werte ausgesprochen. Und man darf auch gerne festhalten: Ameos hat dazu beigetragen, das Spital am Leben zu erhalten, und dafür zu sorgen, dass es auch weiterhin Bestand haben wird. Ameos führt zahlreiche Rehaund psychiatrische Kliniken. Ist es möglich, dass das Spital Einsiedeln dereinst in eine Reha- Klinik umgewandelt wird? Das halte ich für ausgeschlossen: Denn mit der Stiftung Krankenhaus Maria zum finstern Wald wurde vertraglich abgemacht, dass in Einsiedeln mit dem Betrieb eine Grundversorgung der Bevölkerung im Fokus stehen soll. Und für eine Grundversorgung kann nur ein Spitalbetrieb garantieren.

Sie arbeiten selber im Labor des Spitals Einsiedeln: Wie ha-ben sich die Umstände im Labor gewandelt? Die Arbeit geht uns wahrlich nicht aus (lacht): Die Aufwände und Anforderungen nehmen laufend zu – und dies bei gleichbleibendem Personal. Dementsprechend erhöht sich der Arbeitsdruck. Hinzu kommt, dass der Bund aufgrund einer Sparmassnahme im Gesundheitswesen die Preise, die wir unseren Kundinnen und Kunden verrechnen dürfen, um zehn Prozent gesenkt hat. Gleichzeitig steigen die Preise unserer Zulieferer stetig an. Infolgedessen reisst uns dies ein rechtes Loch in die Kasse. Welche Viren treten derzeit häufig auf? Man merkt, dass während zweier Jahren Masken getragen wurden und jetzt nicht mehr – es kommt nun zu einem wahren Ansturm von Viren: Vertreten sind vor allem Respiratorische Synzytial-, Influenza-, Rheno- und Coronaviren (Omikron). Faktum ist: Die Grippewelle kommt heuer früher als in anderen Jahren. Nach wie vor ha-ben wir unser Covid-19-Testzentrum jeweils dienstags bis sonntags, von 10 bis 12 Uhr, geöffnet. Das Covid-19-Impfzentrum im Spital Einsiedeln ist derweil mittwochs, von 13.30 bis 19.30 Uhr, geöffnet.

Els Dockx, Präsidentin der Personalkommission im Spital Einsiedeln, arbeitet im Spitallabor. Foto: zvg

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