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«Die Alters- und Pflegeheime befinden sich in einer schwierigen Situation»

«Die Alters- und Pflegeheime befinden sich  in einer schwierigen Situation» «Die Alters- und Pflegeheime befinden sich  in einer schwierigen Situation»

Beim Thema Alters- und Pflegeplätze sind die Gemeinden in der Pflicht. Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher hat den Blick über den Kanton und spricht über die Auswirkungen der nationalen Pflegeinitiative.

FLURINA VALSECCHI

Auch beim Kanton kam die Nachricht aus Steinerberg überraschend an: Man sei vom Verein St. Anna kurzfristig über den Entscheid zur Schliessung informiert worden, sagt die zuständige Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher auf Anfrage. Und sie versichert: «Wir sind mit den betroffenen Gemeinden im Austausch. » Im Interview nimmt sie Stellung zur finanziellen Situation und zum Personalmangel in den Schwyzer Alters- und Pflegeheimen.

Zeigt die Schliessung des St. Anna, dass Alters- und Pflegeheime nur schwer oder gar nicht rentabel betrieben werden können?

Das St. Anna konnte in den Vorjahren schwarze Zahlen schreiben. Allgemein gesehen befinden sich die Alters- und Pflegeheime aktuell in einer herausfordernden Situation, dies nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch im Hinblick auf die arbeitsmarktliche Situation. Man sieht, dass es auch Nachteile hat, wenn jede Gemeinde selber ein Heim aufrechterhalten muss. Braucht es bei den Alters- und Pflegeplätzen aus Ihrer Sicht eine kantonale Verantwortung?

Dafür wäre eine Gesetzesänderung nötig. Gemäss geltendem Recht planen, errichten und betreiben die Gemeinden die erforderlichen Einrichtungen für Betagte und Pflegebedürftige. Gemeinden können sich für diese Aufgabe zusammentun, den Bedarf mit Leistungsvereinbarungen sicherstellen oder auch mit neuen Wohnformen, wie beispielsweise Pflegewohngruppen, abdecken.

Das St. Anna hat schlicht kein neues Personal mehr gefunden. Wie ist die Situation kantonsweit?

Die Alters- und Pflegeheime befinden sich diesbezüglich in einer schwierigen Situation. Sie tun jedoch alles dafür, das benötigte Personal zu rekrutieren. Die Löhne des Pflegepersonals sind in anderen Kantonen besser – etwa in Zug. Wie können Sie diese «Abwanderung» stoppen?

Die Heime befinden sich in einer Konkurrenzsituation. Diese ist je nach geografischer Lage unterschiedlich. Einige betroffene Einrichtungen im Kanton Schwyz haben in den vergangenen Jahren auf diese Situation reagiert und die Löhne angepasst.

Ist es nicht ein Teufelskreis: Die Heime haben zu wenig Personal, deshalb können sie nicht mehr alle Betten belegen, und dadurch rentiert der Betrieb nicht mehr? Wie kann man diese Entwicklung durchbrechen? Es handelt sich dabei um ein schweizweites Problem. Deshalb laufen auf verschiedenen Stufen Überlegungen, wie man dieser Problematik entgegenwirken könnte. Immer mehr Menschen werden älter, was kommt da auf den Kanton Schwyz punkto Pflegeplätze noch zu? Die aktuelle Bedarfsplanung wird zurzeit überarbeitet. Die Gemeinden sind in der Pflicht, die notwendigen Pflegeplätze anhand der Bedarfsplanung auch in Zukunft zur Verfügung zu stellen. Vor mehr als einem Jahr wurde die nationale Pflegeinitiative angenommen. Wie lange dauert es, bis diese konkret wird? Der Bund plant eine Umsetzung der Pflegeinitiative in zwei Etappen. Das Bundesgesetz zur geplanten Ausbildungsoffensive tritt voraussichtlich Mitte 2024 in Kraft, die genauen Eckwerte der Vollzugsverordnung sind heute aber noch nicht bekannt. Anschliessend geht es an die Umsetzung der weiteren Forderungen, welche jedoch mehr Zeit beanspruchen werden. Der Kanton könnte selber schon aktiv werden und nicht abwarten …

Der Kanton Schwyz muss für die Umsetzung der Ausbildungsoffensive aktuell die erforderlichen gesetzlichen Anpassungen aufgleisen, ohne die konkreten bundesrechtlichen Bestimmungen dafür zu kennen. Die Zentralschweizer Gesundheitsdirektorenkonferenz, in welcher der Kanton Schwyz ebenfalls vertreten ist, schafft eine Koordinationsstelle, die Grundlagen und Umsetzungsvorschläge für die Zentralschweiz erarbeitet.

«Gemeinden können sich zusammentun »: Regierungsrätin Petra Steimen.

Foto: Archiv EA

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