Die Kirche braucht eine Vision
KOMMENTAR
MAGNUS LEIBUNDGUT
Katholikinnen und Katholiken treten laut Schweizerischem Pastoralsoziologischen Institut (SPI) primär wegen öffentlicher Stellungnahmen der Kirche aus: Hierbei dürfte es dabei um die Themen Stellung der Frauen in der Kirche, den Umgang mit gleichgeschlechtlich Liebenden oder Wiederverheirateten gehen sowie um Fragen zum Beginn und dem Ende des Lebens – also um Abtreibung und assistierten Suizid. Etwas weniger oft wurde der Austritt mit dem verloren gegangenen oder fehlenden Glauben begründet.
Das SPI hat dies mit dem Jahr 2014 verglichen und stellt fest: Die Gründe haben sich über die Jahre nicht verändert. Weder der katholischen noch der reformierten Kirche ist es gelungen, an den Austrittsgründen etwas zu ändern. Ins Auge sticht: Die Kirchensteuer wird seltener als Grund genannt.
Woran die Kirche zu beissen hat: Familien fallen vermehrt als wichtiger Teil der Glaubensvermittlung aus. Das ist schwerwiegend, denn die ersten Lebensjahre der Kinder sind prägend. In früheren Zeiten haben Eltern Glauben und Kirchenbindung vermittelt.
Tempi passati: Es gibt kein Zurück in die gute alte Zeit. Was die Kirche jetzt braucht, sind Visionen, ein Wechsel der Perspektiven und ein Überdenken der überkommenen kirchlichen Berufsbilder. Seite 4