Perfekt – und selbstverständlich
KOMMENTAR
VICTOR KÄLIN
Präzision und Verlässlichkeit. Wenn das Schweizer Werte sind, dann war die Bundesratswahl beste Werbung für unser Land. Der ganze Ablauf von der Demission bis zur Wahlannahme verlief nach Drehbuch. Dieses sieht selbst einen Daniel Jositsch vor, eine Überraschungsbundesrätin aus dem Jura oder eine Departementsverteilung nach dem Motto, «der Stärkere setzt sich durch».
Der letzte Mittwoch bleibt auch nicht wegen der Fragen um die Sprachherkunft oder des Stadt-Land-Grabens in Erinnerung, selbst wenn dies viele Medien nun zum Hauptthema machen. Ob die Favoritin oder ein Städter gewählt wird, ist – bei allem Respekt – nicht mehr als eine Momentaufnahme.
Fundamentaler ist, wie unsere politischen Mechanismen einmal mehr funktioniert haben. Der 7. Dezember hat eindrücklich gezeigt, dass das System wichtiger ist als die Person. Darüber liest man aber kaum etwas. Wahrscheinlich, weil es für selbstverständlich gehalten wird.
In Peru und den USA stell-ten sich die Personen hinge-gen über das System. In Südamerika wurde der Präsident verhaftet, in Nordamerika noch knapp ein Bürgerkrieg verhindert. Beide Länder sind ebenfalls Demokratien. Die USA sogar die älteste der Welt.
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