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Ein genialer Exploit von Niklas Hartweg in Kontiolahti

Ein genialer Exploit von Niklas Hartweg in Kontiolahti Ein genialer Exploit von Niklas Hartweg in Kontiolahti

Beim Weltcupstart in Finnland läuft der Wollerauer Biathlet überraschend auf den zweiten Rang. Ein Resultat, das so überhaupt nicht erwartet werden konnte. Er ist erst der vierte Schweizer auf einem Biathlon-Weltcup-Podest.

FRANZ FELDMANN

Der Wollerauer Biathlet Niklas Hartweg, für den Skiclub Einsiedeln startend, wächst am Dienstag in Kontiolahti völlig über sich hinaus und setzt sich im ersten Rennen der Saison gleich auf den zweiten Platz. Es war nicht so, dass die Grössen des Biathlonsports nicht am Start gewesen wären. Nein, der Wollerauer liess Stars wie Boe, Laegreid und Fillon Maillet teilweise deutlich hinter sich. Nur der Schwede Martin Ponsiluoma war trotz eines Fehlschusses knapp 37 Sekunden schneller auf den 20 Kilometern im finnischen Kontiolahti.

Keine Schiessfehler

Punkto Fehlschüsse: völlige Fehlanzeige bei Hartweg. Zweimal liegend und zweimal stehend zeigte der 22-Jährige ein makelloses Schiessen. Alle zwanzig Schüsse fanden den Weg ins Ziel. Auch der drittplatzierte Deutsche David Zobel blieb im Schiessstand fehlerlos, war aber in der Loipe fast eine halbe Minute langsamer als der Wollerauer.

Hartweg steigerte sich im Laufe des 20-km-Einzelrennens richtiggehend. Nach dem ers-ten Schiessen figurierte er noch nicht unter den zehn besten Athleten, nach Schiessen zwei tauchte sein Name zum ers-ten Mal unter den Top 10 auf. Platz sechs war es später, mit 22 Sekunden Rückstand auf den Norweger Weltklasseathleten Tarjei Boe. Von da weg ging es für den Höfner stetig aufwärts. Nach dem dritten Durchgang im Schiessstand lag Niklas Hartweg bereits an dritter Stelle, diesmal war ein anderer Norweger, Sturla Holm Laegreid der Schnellste. So ging es ins letzte Schiessen, wo nach Abschluss bereits die Schlussrangliste feststand. Hartweg arbeitete sich an den vor ihm liegenden Laegreid und Strolia vorbei und musste nur Ponsiluoma an sich vorbeiziehen lassen. «Dass es ausgerechnet heute, bei einem harten 20-km-Rennen, bereits für einen Podestplatz reicht, das hätte ich nie erwartet», sag-te TV-Experte Matthias Simmen auf SRF begeistert dazu.

Grossartiges Gefühl «Der erste Podestplatz fühlt sich grossartig an», so ein überglücklicher Niklas Hartweg nach dem Rennen. Er habe sich in den letzten zwei, drei Wochen gefreut, dass es endlich losgeht. «Dieses Gefühl habe ich zum letzten Mal vor zwei, drei Jahren gehabt, als ich gemerkt habe, dass ich im Junior IBU-Cup grosse Fortschritte machen konnte.» Dieses Gefühl, einen Schritt vorwärts gemacht zu haben, das hat sich schon vor Kontiolahti bei Hartweg eingestellt. «Ich bin einfach megafroh, dass ich dieses gute Gefühl im Rennen bestätigen konnte.» Auch wenn es in Finnland recht kühl war und sich die Matten im Schiessstand recht rutschig präsentierten, fühlte sich Hartweg beim Weltcupauftakt recht wohl. «Das Stehend- Schiessen war nicht ganz einfach. Ich musste schauen, dass der Ski während des Schiessens nicht wegrutscht.» Die ersten Schüsse fühlten sich gut an. «Dann sagte ich mir, dass ich das gerne wiederholen möchte », lachte Hartweg nach dem Rennen.

Das tat er offensichtlich. Nachdem nach dem letzten Schuss klar war, dass er ohne Fehler geblieben war, «musste ich noch die vier Kilometer ins Ziel laufen. Ich konnte das Rennen gut einteilen und habe am Schluss alles gegeben.» Ein Vorteil war es, dass Hartweg inmitten der Welt-elite laufen konnte. «Ich merkte, dass ich gut mithalten kann und nicht viel Zeit verliere.» Über weite Strecken lief Hartweg alleine in der Spur und brachte auch so eine gute Zeit ins Ziel. «Als ich über den Zielstrich lief, habe ich die Eins gesehen, eine riesige Erleichterung für mich», so Hartweg. «Nun musste ich versuchen, ruhig zu bleiben, denn ich wusste, es kommen noch gute Athleten.» Nur einer zog noch an Hartweg vorbei, alle anderen scheiterten an Hartwegs Performance. «Super, dass wir im Schweizer Team mit einem Podestplatz in den Weltcup-Winter starten können», gab sich Hartweg anschliessend bescheiden.

Auch der Vater ist überrascht

Noch viel überraschter als alle anderen war Michael Hartweg, Niklas’ Vater. «Das ist ja nicht normal, unglaublich», konnte er das zuvor Passierte kaum in Worte fassen. «Ich hätte das nie gedacht, auch wenn Niklas vor dem Rennen von einem ‹guten Gefühl› gesprochen hat. Einfach genial, dass er ohne Schiessfehler geblieben ist und auch läuferisch einen grossen Schritt nach vorne gemacht hat.» Nicht zuletzt habe die gute Stimmung innerhalb der jungen Schweizer Mannschaft zu diesem Erfolg beigetragen. «Ich habe auf den Sozialen Medien gesehen, wie auch die Frau-en gefeiert haben», so Hartweg weiter. «Die neuen Trainer Kein Einaste und Remo Krug haben einen neuen, positiven Wind in die Mannschaft gebracht.» Das sei nach der letzten Saison dringend nötig gewesen. «Schliesslich wird der Sport auch immer im Kopf entschieden», so Michael Hartweg. Natürlich war Niklas Hartweg mit diesem Resultat der beste U25-Läufer. So darf er im nächsten Rennen mit dem blauen Trikot an den Start gehen. Er ist erst der vierte Schweizer nach Thomas Frei, Matthias Simmen und Benjamin Weger, der im Biathlon Weltcup auf das Podest läuft. Mit dem 19. Rang holte sich mit Sebastian Stalder ein weiterer junger Schweizer Weltcuppunkte.

In der Staffel erreichten die Männer gestern den enttäuschenden 18. Rang.

Das gesamte Team freut sich mit Niklas Hartweg über seinen ersten Podestplatz. Foto: Instagram swissbiathlonteam

Bereits im Zielraum war der Jubel gross. Foto: Screenshot SRF

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