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«Ich wünsche mir eine gute Stimmung im Team»

«Ich wünsche mir eine gute Stimmung im Team» «Ich wünsche mir eine gute Stimmung im Team»

Der Wollerauer Biathlet Niklas Hartweg steht vor seiner zweiten WeltcupSaison. Das neue Training bei Swiss-Ski hat beim 22-Jährigen bereits erste Früchte getragen. Mehr soll in Zukunft kommen.

FRANZ FELDMANN

Bevor der für den Skiclub Einsiedeln startende Biathlet Niklas Hartweg auf die kommende Saison vorausschaut, wirft er einen Blick auf die vergangenen Winter. Sein grosses Ziel war es, sich erstmals für die Olympischen Spiele in Beijing zu qualifizieren. «Das hat ja geklappt», wie er sagt. «Ich darf sagen, dass ich mit meinem Auftritt in Beijing recht zufrieden bin.» Diese Zufriedenheit begründet sich in der Tatsache, dass der junge Wollerauer zuvor lange Zeit brauchte, um im Weltcup Fuss zu fassen und «in Schwung zu kommen». Kurz nach dem Auftritt in China war die erste, ganze Weltcup-Saison für den Juniorenweltmeister von 2019 auch schon wieder vorbei. «Mit dem Saisonhöhepunkt hat es geklappt, sonst würde ich meine letzte Saison unter ‹Ups and Downs› abbuchen.» Mit 22 Jahren gehört Hartweg zu den ganz jungen Athleten, die sich im Biathlon-Weltcup zu etablieren versuchen. Da ist ein Auf und Ab durchaus normal. Immerhin, Hartweg hat in seiner ersten Saison bei den ganz Grossen Lunte gerochen. «Das macht Lust auf mehr», sagt er kämpferisch.

Bevor sich Niklas Hartweg ans Sommertraining gemacht hat, liess er während einer Woche Ferien seine Seele baumeln, was nicht ganz ohne war. «Ich habe mich erkältet, was sich den ganzen Sommer durchgezogen hat.» Trotzdem hat der Wollerauer viel und hart trainiert. «Ich habe gemerkt, dass nach der Corona-Zeit das Immunsystem viel sensibler reagiert. Da brauchte es nicht viel, bis der Körper mich zu einer Pause gezwungen, mich flachgelegt hat.» So war Hartweg auch im Sommer das eine oder andere Mal krank, «was für mich nicht gerade optimal war». Überraschende Bronzemedaille

Umso überraschender kam für den jungen Schwyzer Biathleten der Erfolg an der Sommer-WM im deutschen Ruhpolding. Im Sprint über 7,5 km auf den Rollskiern holte sich Niklas Hartweg hinter den beiden Schweden Sebastian Samuelsson und Peppe Femling mit einem Schiessfehler den dritten Platz und damit die Bronzemedaille. Etwas, was wohl niemand so erwartet hatte. Sebastian Stalder (21.), Serafin Wiestner (24.) und Joscha Burk-halter (29.) waren aus Schweizer Sicht ebenfalls am Start. Im Massenstart gabs anschliessend den 9. Rang.

Und wie ordnet Hartweg den Erfolg selber ein? «Uns war klar, dass wir uns nicht speziell auf diese Sommer-WM vorbereiten, sondern direkt aus dem Training heraus laufen und das Beste daraus machen wollten. » Vor der WM hatte es für die Schweizer Biathleten zwei Wochen hartes Training gegeben. «Normalerweise ist das vor einem Wettkampf nicht der Fall.» Auch deshalb war es für den Wollerauer überraschend zu sehen, dass er mit den anderen Athleten so gut mithalten konnte. «Im Nachhinein muss ich sagen, dass es megacool war, diese Erfahrungen mitzunehmen.» Vor allem die Tatsache, dass er auf diesem Level auf den vorderen Scheiben, also mit der Weltspitze zusammen, schiessen durfte. Und nicht zu verges-sen, die Erfahrung gemacht zu haben, mit einem grossen Publikum im Rücken an der Spitze eines Wettkampffeldes Leis-tung bringen zu können und zu müssen. «Das wird mich auf meinem weiteren Weg sicher vorwärtsbringen», ist Hartweg überzeugt.

Grosser Schritt vorwärts Aber Hartweg weiss auch, dass eine Medaille im Sommer zwar schön ist, aber die Leistung muss vor allem im Winter auf der Loipe und im Schiessstand stimmen, da zählen die Resultate. Zuversichtlich für den nächsten Winter stimmt ihn, dass er in Ruhpolding auf Rollskiern so gut hat mithalten können. «Sonst nicht gerade meine Stärke », lacht Hartweg. «Niklas hat aus meiner Sicht in diesem Sommer einen weiteren, grossen Schritt nach vorne machen können», sagt Swiss-Ski Disziplinenchef Biathlon Lukas Keel auf Anfrage. «Er hat läuferisch und auch athletisch vom neuen Lauftrainer Kein Einaste profitiert.» Das habe er nicht zuletzt in Ruhpolding bewiesen, wo er läuferisch voll bei den Leuten war. Da kommt auch bei Keel Hoffnung auf, dass in Zukunft Spitzenresultate drinliegen könnten. «Ich glaube, wir können von Niklas in der Zukunft noch viel erwarten.» Je besser die körperliche Verfassung des Athleten, desto mehr liege auch mal ein Schiessfehler drin, um weiterhin an der Spitze mitlaufen zu können. «Schiesstechnisch gibt es bei Niklas eh nicht allzu viel auszusetzen, das hat er im Griff», lobt Keel. Allerdings gelte es, den jungen Schweizer Biathlon- Talenten auch Zeit zu geben, sich zu entwickeln.

Am Anfang einer Entwicklung

Der Wollerauer freut sich auf den nächsten Winter. «Das Training in diesem Jahr hatte schon eine ganz andere Qualität als bis-her, ich bin athletisch viel stärker. Mal schauen, ob sich das schon in diesem Winter in den Resultaten niederschlägt.» Vielleicht braucht es aber auch noch seine Zeit. Diese ha-ben die jungen Talente bei Swiss-Ski, denn die Ziele sind langfristig. Wie schon gesagt, ist Niklas Hartweg mit seinen 22 Jahren erst am Anfang einer Entwicklung, die an den Weltmeisterschaften 2025 in Lenzerheide einen ers-ten Zahltag sehen könnte. «Natürlich zählen auch schon vorher Resultate, die müssen am Ende des Tages halt auch stimmen», so Niklas’ Vater, Michael Hartweg. Aber allzu viel Druck hat Niklas in diesem Winter noch nicht, auch wenn mit den Europameisterschaften Ende Januar 2023, ebenfalls in Lenzerheide, bereits ein erster und kurz darauf mit der WM in Oberhof ein zweiter Höhepunkt warten.

So gilt es für den 22-Jährigen, den Spagat zwischen langfristigen Zielen und Tagesresultaten zu schaffen. Die Zeit dafür ist gut, denn mit Benjamin Weger ist der Leitwolf zurückgetreten, es gibt Platz für Junge, die sich beweisen wollen. «Ja, man merkt im Schweizer Team eine Aufbruchstimmung, jeder will jetzt nach vorne kommen und gibt alles.» Das kann dem Schweizer Biathlon langfristig nur guttun. Erste Nägel wollen schon in diesem Winter eingeschlagen werden.

Bessere Athletik soll sich auszahlen Ein konkretes Ziel für die kommende Weltcup-Saison will kein Athlet im Voraus angeben, aber Hartweg macht klar, dass er auch mit zwei oder drei Schiessfehlern nicht mehr um den 70. Rang herumturnen, sondern sich regelmässig unter den bes-ten 40 klassieren will, bei einem guten Schiessen sogar unter den besten 20 bis 30. «Natürlich will ich sehen, dass meine Verbesserungen im Training sich auch in ansprechenden Resultaten niederschlagen.» Hartweg weiss aber auch: «Nicht viele Weltklasseathleten haben auf diese Saison hin aufgehört, jeder ist sicher noch eine Spur besser geworden.» Das sind ja auch gute Nachrichten für den Wollerauer. So wird er schnell sehen, ob seine stärker gewordene Athletik auch Früchte tragen wird. Nach einem Wunsch für die nächste Saison befragt, zögert Niklas Hartweg keine Sekunde: «Ich wünsche mir zusammen mit dem neuen Trainerteam eine gute Stimmung im Team.»

Biathlon-Termine 2022/23 29.11. bis 4.12. Kontiolahti (Fin) WC 8. bis 11.12. Hochfilzen (Aut) WC 15. bis 18.12. Annecy-Le Grand Bornand (Fra) WC 5. bis 8. Januar 2023 Pokljuka (Slo) 11. bis 15.1. Ruhpolding (De) WC 19. bis 22.1. Antholz (Ita) WC 23. bis 29.2. Lenzerheide (Sui) EM 8.2. bis 19.2. Oberhof (De) WM 2.3. bis 5.3. Nove Mesto (Cze) WC 9.3. bis 12.3. Östersund (Swe) WC 16.3. bis 19.3. Oslo (Nor) WC-Finale

Niklas Hartweg während eines Trainings in der Roland Arena Lenzerheide in diesem Herbst.

Foto: Franz Feldmann

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