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«Solange ich atme, bin ich gefährlich, das müssen die Gegner wissen»

«Solange ich atme, bin ich gefährlich,  das müssen die Gegner wissen» «Solange ich atme, bin ich gefährlich,  das müssen die Gegner wissen»

Der Parteilose Peter Abegg aus Rothenthurm steigt in den zweiten Wahlgang der Regierungsratswahl am 27. November. Als Aussenseiter sieht er sich nicht. Die SVP-Parteileitung kritisiert er scharf.

FLURINA VALSECCHI

Im ersten Wahlgang haben Sie den zweitletzten Platz belegt. Waren Sie enttäuscht über Ihr Resultat? Nein, ich war nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Ich interpretiere mein Resultat ganz anders! Ich mach-te – ohne eine Partei im Rücken – auf Anhieb 7000 Stimmen und kam somit auf einen Wähleranteil von zehn Prozent, das ist schon mehr als die GLP selber hat. Ich bin also auf Anhieb zu einer starken Partei geworden. Nur einen Namen hat Ihre Partei noch nicht. Parteilos, das tönt doch sehr gut, finde ich. Welche Chancen rechnen Sie sich nun für den zweiten Wahlgang aus?

Ich trete an, um zu gewinnen. Nur so kann ich etwas bewegen.

Sie tönen sehr zuversichtlich. Doch Ihre Konkurrenz ist stark: FDP-Kandidat Damian Meier wird von der SVP unterstützt, GLP-Kandidatin Ursula Louise Lindauer bekommt Schützenhilfe von der Mitte-Partei. Warum steigen Sie als Aussenseiter trotzdem noch in den zweiten Wahlgang? Ein Aussenseiter bin ich schon lange nicht mehr. Nur wollen das viele noch nicht wahrhaben … Und meine Gründe für den zweiten Wahlgang sind dieselben wie im ersten: Ich will die Juristenübermacht, die in unserem Kanton herrscht, sprengen. Ich will einen Regierungsrat für das Berggebiet und für die ländlichen Regionen stellen, darum mache ich weiter. Die Entwicklung in diesem zweiten Wahlgang ist ja sehr speziell. Und mit jedem weiteren Tag, der vergeht, wird meine Ausgangslage noch besser. Wie meinen Sie das genau?

Das «Säuhäfeli-Säudeckeli»Spiel, das die Liberalen und die SVP jetzt betreiben, kommt in der Bevölkerung sicher nicht gut an. Sie sprechen damit die SVP an, die nun den FDP-Kandidaten Damian Meier unterstützt. Im Gegenzug wollen die beiden Parteien bei den eidgenössischen Wahlen 2023 und den Regierungsratserneuerungswahlen 2024 zusammenarbeiten. Hätten Sie erwartet, dass die SVP stattdessen Ihre Person unterstützt? Ich habe mit allem gerechnet. Aber ich hätte eigentlich erwartet, dass die SVPler jetzt eine Stimmfreigabe durchgeben und nicht, dass sie Damian Meier portieren. Mit dieser Taktik könnte die SVP nun ihren zweiten Nationalrat bereits totgeschrieben haben. Dann nämlich, wenn ich für den Nationalrat kandidieren würde. Auf die Stimmen aus meinem Lager sind sie angewiesen. Ich mache schon seit zwanzig Jahren SVP-nahe Politik. Ich kann es nicht anders sagen: Die SVP-Führung hat total den Verstand verloren.

Jetzt tönen Sie aber recht verärgert.

Ich habe nicht so viel Dummheit von der Parteispitze erwartet.

Sollten Sie bei den nationalen Wahlen mitmischen, was wäre gewichtiger: der Groll gegen die SVP oder das ernsthafte Inter-esse an einem Amt im Bundeshaus?

Wenn die SVP mir derart in den Rücken fällt, dann überlege ich mir, für den Nationalrat zu kandidieren. Groll hin oder her, ich tue es, weil ich mich für das Berggebiet und die ländlichen Regionen einsetzen will. Was sagen Sie zum Vorwurf aus SVP-Kreisen, Sie hätten sich ja auch nicht für Xaver Schuler eingesetzt?

Das ist eine faule Ausrede der Parteileitung. Ich weiss, dass im ersten Wahlgang viele Stimmzettel mit Abegg/Schuler abgegeben wurden. Das heisst, er ist auf meiner Welle sehr gut mitgeritten. Ich habe mich gegenüber der SVP stets neutral verhalten. Und das allein ist bereits eine gute Unterstützung von meiner Seite. Jürg Rückmar, der Kandidat von Aufrecht Schwyz, hat sich zurückgezogen – zu Ihren Gunsten. Was wird das Ihnen bringen? Das bringt mir vier Prozent zusätzlichen Wähleranteil. Wenn all seine Wähler am 27. November wieder mitmachen, hätte ich insgesamt schon 14 Prozent. Wenn ich 2000 bis 3000 Stimmen aus Rückmars Lager erhalte, könnte mir das zum Sieg verhelfen. Wem wollen Sie Stimmen abjagen – Damian Meier oder Ursula Louise Lindauer? Ich will keinem Stimmen abjagen, es geht um drei grosse Wählerblöcke, die sich jetzt neu entscheiden müssen. Erstens kommt es auf die SP an, die ihren Kandidaten Patrick Notter aus Einsiedeln im zweiten Wahlgang zurückgezogen hat und die GLP-Frau Lindauer nicht offiziell unterstützen will. Den FDP-Mann werden die Linken wohl kaum wählen. Zweitens geht es um den Bezirk Einsiedeln, welcher künftig in der Regierung nicht mehr vertreten und somit politisch ausgeschaltet sein wird. Deshalb denken sich die Einsiedler vermutlich, es sei schlauer, einen Rothenthurmer – also mich – zu wählen, als einen Vier-ten aus der Gemeinde Schwyz. Und dann haben wir zwei Drittel der SVP-Basis,die traditionell den-ken und handeln. Sie werden ganz sicher keinen Polizeikommandanten unterstützen, welcher den Sicherheitsstaat immer weiter ausbauen will. Darum wird das Rennen jetzt sehr spannend. Kommen wir von der Wahlstrategie zu Ihrer Person: Was können Sie, was Ihre Konkurrenz – Ursula Louise Lindauer und Damian Meier – nicht kann? Ich bin volksverbunden, was die anderen beiden ganz klar nicht sind. Ich bin schon seit zwanzig Jahren in Vereinen oder Verbänden präsent. Auch an der Oberallmeind und der Bezirksgemeinde stand ich immer auf und setzte mich für den kleinen Bürger ein.

Ein happiger Vorwurf.

Sie mögen sicher gute Beamte sein, aber in der einfachen Bevölkerung verwurzelt sind sie nicht. Sollten Sie gewählt werden, wo müssten Sie am meisten Neues lernen? Man lernt ja jeden Tag dazu, ob man nun Regierungsrat ist oder nicht. Ich lasse es auf mich zukommen. Ich bin schnell im Lernen und mache mir da keine Sorgen.

Was wollen Sie in der Schwyzer Regierung verändern? Was würde mit Ihnen in der Regierung besser? Sicher könnte ich den Draht zur Bevölkerung deutlich verbessern. Auch möchte ich eine konsequentere Schwyzer Politik machen, in die weniger von Bern reingeredet werden soll. Welches Departement würde Sie am meisten reizen? Das ist eine Zukunftsfrage, die sich so vielleicht nicht einmal stellt. Ich bin Bauer und in der Landwirtschaft sicher ein Spezialist. Das Umweltdepartement wäre da naheliegend. Bei der Wolfsbekämpfung etwa möchte ich vermeiden, dass Schwyz ins gleiche Elend rutscht wie andere Kantone. Und wenn es zur Wahl nicht reicht: Wie geht es dann weiter?

Ich glaube nicht, dass ich enttäuscht sein würde. Ich bin Bauer, habe einen grossen Betrieb zu führen. Und da mache ich einfach weiter. Ich habe keine Zukunftsängste.

Zum Schluss unseres Gesprächs: Welche Erinnerungen nehmen Sie aus diesem Wahlkampf mit? Viele Leute zeigten grosses Interesse. Sie haben mitgefiebert und mich ermutigt, nicht aufzugeben. Das hat mich sehr gefreut, und für diese Leute kämpfe ich gerne weiter. Solange ich atme, bin ich gefährlich, das müssen die Gegner wissen.

Der 61-jährige Landwirt Peter Abegg macht sich keine Sorgen,sollte er in die Schwyzer Exekutive einziehen: «Man lernt ja jeden Tag dazu, ob man nun Regierungsrat ist oder nicht.» Foto: Flurina Valsecchi

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