Veröffentlicht am

Wenn das Gas nicht entweicht

Wenn das Gas nicht entweicht Wenn das Gas nicht entweicht

Wenn der Magen von Rindern zu platzen droht – der Verzehr von eiweissreichem Grünfutter kann verheerend enden

In Trachslau und Bennau sind Rinder gebläht worden. Roland Giger, Leiter der Grosstierpraxis am Etzel in Einsiedeln, warnt: «Falls ein Rind gebläht wird, muss sofort der Tierarzt gerufen werden.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Es geschah am Freitag, dem 14. Oktober: Der Landwirt Ruedi Kälin in Bennau ruft den Tierarzt – zehn Rinder sind gebläht worden. Als Roland Giger, Leiter der Grosstierpraxis am Etzel in Einsiedeln, eintrifft, kommt für ein Rind jede Hilfe zu spät: Es ist aufgrund einer Pansenblähung gestorben. Neun Rinder kann Giger retten, indem er ihnen ein schaumbrechendes Mittel verabreicht.

Giger erläutert: «Die Gefahr für Blähungen ist bei jungem Gras im Frühling und Herbst erhöht und wird bei kalten Temperaturen am Morgen verstärkt. Man sollte die Kühe deshalb nicht auf die Weide lassen, ohne dass sie zuvor im Stall gefressen haben.» Das Gas in Form von Schaum kann nicht entweichen Doch wie entsteht eine Blähung, der Schaum im Magen der Rinder? «Normalerweise wird das Gas, das im Pansen produziert wird, über den Ruktus ausgestossen », erklärt der Praxisleiter: «Ein hoher Leguminosen-Anteil, junges Gras mit viel schnell verfügbarem Protein, zusammen mit hoher Futteraufnahme in kurzer Zeit, können zu Blähungen führen.» Der Grund hierfür: Das Gas vermischt sich im Pansen mit kleinen Futterpartikeln. Daraus bilden sich Bläschen, die im Futterbrei eingeschlossen sind, woraus eine schaumige Masse entsteht. Das Gas in Form von Schaum kann nicht entweichen, der Schaum dehnt sich aus – und der Druck auf die Magenwand und das Zwerchfell erhöht sich.

Blähungen können zu Atemnot führen und tödlich enden Gas, das die Pansenbakterien während der Verdauung produzieren, sammelt sich im Pansen und Netzmagen an. Pro Stunde entstehen so im Magen eines Rinds normalerweise dreissig bis fünfzig Liter Gas. Die Kuh rülpst dieses Gas aus und nimmt dadurch den Druck aus dem Pansen. Kann die Kuh das Gas nicht mehr über die Speiseröhre ausrülpsen, kommt sie schnell in Lebensgefahr: Sie «bläht». «Beim Auftreten der Symptome ist auf jeden Fall ein schnelles Handeln nötig: Denn starke Blähungen können zu Atemnot führen und tödlich enden», führt Giger aus.

Im Fokus sind wüchsige Witterungsverhältnisse Nach den Niederschlägen der letzten Tage kann das Gras auf einen mit Nährstoffen angereicherten Boden zurückgreifen. Dies wird sein Wachstum beschleunigen, was wie so oft im Spätsommer/Herbst die Angst vor geblähten Tieren weckt.

Blähungen werden durch die Kombination von jungem, strukturarmem Futter, blähungsanfälligen Tieren und wüchsigen Witterungsverhältnissen begünstigt. Nur im Notfall – und dann am besten durch den Tierarzt – kann ein Trokar zum Einsatz kommen oder ein Pansenschnitt durchgeführt werden, um das Gas und den Schaum abzulassen.

Kein Weidegang nach Bodenfrost «Die wichtigste Massnahme, um eine schaumige Pansenblähung zu vermeiden, ist das Anregen des Wiederkäuens mit strukturreichem Heu oder Maissilage vor dem ersten Weidegang», konstatiert Giger: «Dies hat den Vorteil, dass die Tiere den ersten Hunger gestillt haben und auf der Weide weniger gierig fressen.» So sollte unmittelbar nach Bodenfrost kein Weidegang stattfinden und allenfalls der Anteil von kleereichem Futter reduziert werden.

Die Blähungsgefahr für Tiere ist bei jungem Gras im Frühling und Herbst erhöht und wird bei kalten Temperaturen am Morgen verstärkt. Für Rinder kann dies lebensbedrohlich sein.

Symbolbild: zvg

Share
LATEST NEWS