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«Lösungen müssen her – und zwar so schnell als möglich»

Mit einer neuen Aktion will Hotel & Gastro Union das Problem Personalmangel angehen. Der Gastro-Branchenverband startet eine Unterschriftensammlung «Gemeinsam gegen Personalmangel».

JOHANNA MÄCHLER

Verbände zoffen sich – aber das liegt in der Natur der Sache. Dieser Eindruck entsteht, wer die jüngste Medienmitteilung von Hotel & Gastro Union liest. Dies ist der Branchenverband für die Arbeitnehmenden in der gesamten Gastrobranche. Dieser Verband fordert mit klaren Worten: «Endlich den Personalmangel im Gastgewerbe beenden». Und erinnert daran, dass seit mehr als zehn Jahren die Zahl der Lernenden im Gastgewerbe um dreissig Prozent gesunken ist. Diverse Bemühungen seien schon sehr lange im Gange, scheiterten aber oft. Verhinderer Gastro Suisse?

Nun startet eine Unterschriftensammlung: Ziel sei, alle Vertragspartner, Sozialpartner und Verbände an einen Tisch zu brin-gen und Lösungen zu finden. «Die Unterschriftensammlung soll am Ende des kommenden Jahres an Gastro Suisse übergeben werden, damit der Arbeitgeberverband endlich seine Verantwortung wahrnimmt und an den vor drei Jahren von ihm verlassenen L-GAV-Verhandlungstisch zurückkehrt», präzisiert die Medienmitteilung.

Ist somit Gastro Suisse ein Verhinderer von guten Lösungen in Sachen Personalmangel? «Gastro Suisse weigert sich seit über drei Jahren, mit uns gemeinsam die Probleme mit einem neuen Gesamtarbeitsvertrag anzupacken, der den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und der Betriebe gerecht wird», sagt Roger Lang vom Rechtsdienst bei Hotel & Gastro Union: «Diese Unterschriftensammlung soll ein Zeichen setzen. Wir rufen Gastro Suisse auf, von dieser Blockadehaltung abzukommen und wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren.» Denn nur gemeinsam mit Arbeitgebenden und Mitarbeitenden liessen sich die Probleme lösen.

Bisher «keine klaren Fortschritte»

Der Kanton Schwyz habe wie die gesamte Branche folgende Hauptprobleme: «Tiefes Lohnniveau, unattraktive Arbeitszeiten, mangelnde Wertschätzung seitens Arbeitgeber und Gäste, zu tiefes Bildungsniveau der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden. » Denn, so Roger Lang vom Rechtsdienst weiter: «Klare Fortschritte sind bisher nicht zu sehen. » Erst im September wurden die jährlichen Mindest-Löhneverhandlungen aller Sozialpartner im Gastgewerbe kommuniziert. Durchschnittlich sollen die Mitarbeitenden ab dem kommenden Jahr pro Monat gegen 200 Franken mehr verdienen.

Reicht das? Roger Lang dazu: «Die Mindestlohnerhöhung ist ein Schritt in die richtige Rich-tung, reicht aber natürlich lange nicht aus, um das Personalproblem zu beheben. Es braucht generelle Lohnerhöhungen auf allen Lohnstufen.» Gastronomie muss teurer werden Und da kommt natürlich auch der Gast als Kunde ins Spiel. Während andere Branchen nicht lange fackeln und Preiserhöhungen schnell umsetzen, zögert man im Gastgewerbe. Warum eigentlich? Das Gastgewerbe muss und wird sich verändern. Gemäss Fachleuten müssen auch Strukturen und Infrastrukturen hinterfragt werden.

Vor allem an fairen und somit höheren Löhnen dürfte kein Weg vorbeiführen. Wertschätzung ist stark an den Verdienst gekoppelt. Und umgekehrt gilt: Was nichts kostet, ist nichts wert. Das sagt auch Roger Lang: «Die Gäste müssen bereit sein, einen fairen Preis zu bezahlen, unser Handwerk darf etwas kosten.» Und man freue sich auch über wertschätzende Gäste.

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