Es ist etwas Grosses angedacht
Öffentlicher Informationsanlass über das Holzheizkraftwerk an der Trachslauerstrasse
Strom und Wärme für Tausende von Haushalten: Mit dem geplanten Ecogen-Holzheizkraftwerk stösst Einsiedeln in neue Dimensionen vor.
VICTOR KÄLIN
Schon lange wurde über das neue Holzheizkraftwerk an der Trachslauerstrasse gemutmasst. Nach zwei verschobenen öffentlichen Anlässen klappte es vorgestern Mittwoch, 2. November, dann doch noch: Die im Januar 2022 gegründete Genossenschaft Ecogen Einsiedeln und die Holzenergie Einsiedeln AG informierten aus erster Hand, was sie auf dem Areal der Säge- und Palettenwerk Karl Zehnder AG geplant haben. Rund 100 Personen wohnten den Ausführungen im Zwei Raben bei. 100 bis 150 Millionen Franken
Absicht der Initianten ist der Bau und Betrieb eines Holzheizkraftwerks. Gemäss den gestern Donnerstag eingereichten Plänen kommt dieses auf eine Grundfläche von 36 auf 76 Meter. Die Gebäudehöhe misst maximal 20 Meter; das Kamin ragt 55 Meter in den Himmel. Für Energiezentrum und Fernwärmenetz werden bis zum Endausbau rund 100 bis 150 Millionen Franken benötigt.
Das Kraftwerk ist nicht nur baulich gross, es erbringt auch eine grosse Leistung. Die ans Netz abgegebene Stromproduktion reicht für 7500 Haushalte; die Fernwärme gar für 8000 Haushalte. Im Gespräch mit unserer Zeitung relativierte Pirmin Reichmuth als Vertreter der Holzenergie Einsiedeln AG und der Ecogen Systems AG die Zahlen: Diese Leistung sei zwar theoretisch möglich, doch bei 1629 in Einsiedeln erfassten Objekten kann das Werk gemäss Reichmuth realistischerweise «einen Fernwärmeanteil von 60 Prozent erbringen».
In der abschliessenden Diskussion betonten die Initianten nicht zuletzt mit Blick auf die fusionswilligen Energieverbund Einsiedeln AG und Erdgas Einsiedeln AG (EA 75/22), dass die Fernwärme im Dorf erst einen kleinen Teil abdeckt und es «Platz für zwei Anbieter» hat. Idealerweise sollte man «zusammenarbeiten und die Anlagen aufeinander abstimmen». Stand heute ist eine solche Koordination noch Wunschdenken.
220’000 Kubikmeter pro Jahr Das Holzheizkraftwerk sei sehr «gefrässig», erklärte Reichmuth. Damit bezog er sich auf die Rohstoffflexibilität, da dank neuester Rauchgastechnologie Waldholz, Restholz und sogar Altholz verwendet werden können. Der maximale Verbrauch liegt bei 220’000 Kubikmetern pro Jahr. Auch das ist gross gedacht – denn das Holz muss erst noch beschafft werden. 50 Prozent des benötigten Mate-rials stammen aus dem Kanton Schwyz («von der anderen Seite des Mythens bis aus Lachen»), der Rest aus der Deutschschweiz.
Kein Wunder, waren auch die quer durch das Dorf Einsiedeln führenden Lastwagenfahrten Thema der Diskussionsrunde. Reichmuth rechnet durchschnittlich mit zehn Sattelschleppern pro Tag. Sollte, wie am Mittwoch als Möglichkeit dargestellt, die Anlage in den Sommermonaten allenfalls abgeschaltet werden, erhöht sich die Zahl der Fahrten in den anderen Monaten.
Am Vorhaben beteiligen Dass die Realisation nicht nur eine Sache der Initianten, sondern auch der Einsiedler und Einsiedlerinnen sein soll, erklärte Gioele Fiori als Präsident der Genossenschaft Ecogen Einsiedeln. Ziel sei, mit «Gemeinschaftsenergie die Region mit nachhaltiger Fernwärme zu fairen Preisen zu versorgen». Er pries die Vorteile einer Mitgliedschaft an, beton-te aber auch, dass es für die Finanzierung über die Genossenschafter hinaus weitere Investoren braucht.
Den informativen Abend rundeten Ständerat Othmar Reichmuth als Präsident Fernwärme Schweiz und Hanspeter Fuchs von der EKZ ab, mit generellen Ausführungen über ökologische Energiequellen und regionale Wertschöpfung, respektive über die unveränderte Energie-Abhängigkeit der Schweiz vom Ausland.
Sollte, wie im Zeitplan vorgesehen, die Baubewilligung in einem Jahr vorliegen, dann stünde einer Betriebsaufnahme Ende 2025 theoretisch nichts mehr im Wege.
Rund 100 Personen wohnten am Mittwoch der Informationsveranstaltung im Zwei Raben bei.
Sie orientierten aus erster Hand (von links): Pirmin Reichmuth (Ecogen Systems AG), Gioele Fiori (Präsident Ecogen Einsiedeln), Hanspeter Fuchs (EKZ,verdeckt) und Ständerat Othmar Reichmuth (Präsident Fernwärme Schweiz).
Fotos: Victor Kälin
A B C Das Holzheizkraftwerk (A) an der Trachslauerstrasse im Modell. Vis-à-vis befinden sich das Restaurant Seehof (B) und das Feuerwehrgebäude (C).