«Wir lieben das exzessive Leben»
Am Samstag wird im Mauz in Einsiedeln das neue, vierte Album der Berner Kultband Bubi Eifach gefeiert
«Schön gits euch, schön sit ihr da un nid det äne», singt Bubi Rufener auf der neuen Single. Der Bandleader steht Red und Antwort: «Die letzten zwei Jahre haben bei uns allen Spuren hinterlassen – so natürlich auch bei Bubi Eifach. Aber hey, uns gibt es noch, und wir haben weiss Gott kein schlechtes Los gezogen.»
MAGNUS LEIBUNDGUT
Wie kommt es dazu, dass Bubi Eifach ausgerechnet im Klosterdorf auftritt?
Wir gehören weder einer brüderlichen Ordensgemeinschaft an, noch stehen wir im Banne von christlichen Ritualen (lacht). Vielmehr freuen wir uns riesig auf die Rückkehr in den Mauz: Ein toller Club, super geführt von überaus engagierten Leuten, der anstandslos über alle Grenzen hinweg ausstrahlt. Der Mauz beweist: Auch ein Musikklub auf dem Lande kann viel Charisma aufweisen. Wir haben viel positive Energie getankt im Klosterdorf bei unserem letzten Auftritt im Mauz vor drei Jahren und reichlich Spass gehabt mit Einsiedeln. Wir haben damals im Klosterdorf übernachtet und tags darauf eine Mountainbike-Tour rund um die Mythen unternommen. Nach drei Jahren ist Ihre Band also wieder zurück im Mauz: Was haben Sie getrieben während der Corona-Pandemie? Wir hatten insofern Glück, da unser letztes Konzert der damaligen Tournee just kurz vor dem Lockdown über die Bühne gegangen ist. Die beiden letzten Jahre: Das war keine einfache und keine kreative Zeit. Ein Planen war schwierig, weil niemand wusste, wie lange die Corona- Pandemie andauern sollte. Immerhin haben wir es in diesen beiden Jahren geschafft, zwölf Songs aufzunehmen, die sich auf unserem vierten Album fin-den, das wir nun morgen Samstag dem Einsiedler Publikum im Mauz vorstellen wollen. Steht Ihr Bandname für Ihr Programm?
Das mit dem Bandnamen ist eine alte Geschichte: Aufgrund eines Tumors im Halsbereich haben mir die Ärzte empfohlen, das Singen aufzugeben. Ich habe mich über das ärztliche Verbot hinweggesetzt und eine Band gegründet. Das Singen ging dann ganz leidlich, nur mit dem Finden eines geeigneten Bandnamens taten wir uns schwer. Es sollte einfach ein bubieinfacher Namen sein! So ka-men wir auf «Bubi Eifach». Naturgemäss steckt auch eine gehörige Punk-Attitüde im Namen drin: Avanti dilettanti! Eine gute Idee zu haben, ist mehr wert, als viel Geld zu besitzen.
Wie würden Sie Ihren Musikstil beschreiben? Vielleicht könnte man unseren Stil als ruppigen Mundart- Rock’n’Roll mit musikalischem und textlichem Biss beschreiben. Das Spezielle und Einzigartige unserer Band tritt aufgrund unserer vier vollends verschiedenen Charakteren zutage: So kommen Rock’n’Roll, Punkrock, Pop und Indie zusammen – aufgemischt mit Soul, Americana und Blues.
Welche musikalischen Vorbilder haben Sie selber? Sehr geprägt hat mich «The Blues Brothers», ein Film aus dem Jahr 1980, in dem mir der böse, dreckige Blues von John Lee Hooker besonders imponierte. Mir gefällt exzessive Musik – von Jim Morrison, Amy Winehouse und Janis Joplin. Ich stehe auf englische Beat-Musik – von den Beatles bis zu The Who. Auch MC5, einer Rockband aus Detroit, die in den 60er-Jahren gegründet wurde, hat es mir schwer angetan. Wie sind Sie zu Ihrem Vornamen «Bubi» gekommen? Diesen Namen habe ich mir definitiv nicht selber gegeben (lacht). Eigentlich wollte ich lieber «Tiger » oder Ähnliches geheissen werden. Aber ich kam vom Lande und war ein Spätzünder. Und so kam es, dass ich als 17-Jähriger ein Konzert im Berner Gaskessel besuchte und mich dann nicht getraute, nach dem Konzert bei einer Frau zu übernachten. Diese fand nur ein Wort für mein ausweichendes Verhalten: «Du bisch so äs Bubi!» Ihr neues Album heisst «Schön gits Euch»: Ist das als Hommage an das Publikum gedacht?
Dies auch, ja, wir haben die Konzerte und den Kontakt mit dem Publikum während der Corona- Pandemie sehr vermisst. Die Ursache des Namens liegt darin verborgen, dass eine Marktfrau in Bern, als gerade eine Corona- Demo über die Bühne gegangen ist, zu mir sagte: «Schön gits euch, schön sit ihr da un nid det äne.» Ich hätte auch schlecht zur Melange der Demoteilnehmer gepasst, unter denen sich Rechtsradikale und esoterisch Angehauchte gemischt hatten. Wovon handeln Ihre neuen Songs? Die neuen Songs handeln von der Vergänglichkeit,vom Sterben und vom Lieben, von der Angst – aber auch von der Hoffnung. Es sind darunter schonungslose Betrachtungen über die Liebe und das Land zu finden, in dem wir leben. Wir haben unsere musikalische Palette um einige Farben erweitert. Nach wie vor gibt es schnittige, wuchtige Songs – angesiedelt irgendwo zwischen den Sex Pistols und den Doors. Doch es schleichen sich auch ruhige, nachdenkliche Momente ein, man hört Klavier, Marimba- Sounds, weibliche Chorstimmen. Es ist mit Bestimmtheit unser versöhnlichstes Album, das wir bis anhin aufgenommen haben.
Im Sommer mussten Sie ein Konzert in Bern absagen, weil eine Biene in Ihre Zunge gestochen hat. Sind Sie froh, dass dieser Sommer vorbei ist? Der Sommer war famos, auch wenn ich es in der Tat nicht mag, wenn es allzu heiss ist. So sass ich in meinem Garten auf dem Land und genoss des Morgens meinen Kaffee, ohne in die Tasse zu schauen: Und schon stach mich die Biene in meine Zunge – zum Glück konnte ich den Stachel mit einer Pinzette wieder entfernen. Doch die Zunge schwoll ungeheuerlich an: Ein Singen war in diesem Zustand komplett unmöglich.
Sie sind Leiter der Contact Anlaufstelle in Bern: Sehen Sie Parallelen zwischen dem Musikerberuf und der Arbeit im sozialen Bereich? Musiker wie Drogenabhängige sind Grenzgänger, gehen exzessiv an ihre Grenzen. Naturgemäss sollte man die Grenze nicht überschreiten, weil dies dann in der Regel in der Selbstzerstörung endet. Das Exzessive zieht mich magisch an. Wir lie-ben das exzessive Leben. Wie verändert sich das Land, in dem wir leben? In unserem Land nimmt ein regelrechtes Sündenbockdenken überhand: Bald sind wir wieder so weit wie im Mittelalter, als man gar Sündenböcke such-te, wenn ein Blitz eingeschlagen hat. Viele halten ihre eigene Meinung für die Wahrheit und diffamieren in sehr arroganter Art und Weise Andersdenkende, die eine andere Meinung ha-ben. In der Politik ist allerorten ein starker Rechtsruck zu beobachten – und ein Angriff auf die Demokratie. Mir ist egal, wenn jemand in der SVP ist: Hauptsache ist, dass Respekt gross geschrieben wird und kein Sexismus und Rassismus zum Ausdruck kommen mag. Wohin bewegt sich die Welt?
Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit. Es sieht so aus, als würde es demnächst gross «chlöpfen» auf unserem Plane-ten. Wer hätte auch jemals gedacht, dass eine Corona-Pandemie oder eine Energiekrise über die Welt brechen würde? Dass ein Krieg ausbrechen könnte mitten in Europa? Solche Krisen haben wir uns in der dritten Welt vorstellen können – aber nicht hier bei uns. Die letzten zwei Jahre haben bei uns allen Spuren hinterlassen – so natürlich auch bei Bubi Eifach. Aber hey, uns gibt es noch, und wir haben weiss Gott kein schlechtes Los gezogen. Zum Glück habe ich in mir viel positive Energie, sodass es mir meis-tens gut geht.
Was erwartet das Publikum morgen Samstag, um 20.30 Uhr, im Mauz? Liebe, Lust und Leidenschaft! Wir freuen uns auf unseren zweiten Auftritt im Mauz im Klosterdorf und wollen mit den Einsiedlerinnen und Einsiedlern ein grosses Fest feiern.
Samstag, 20.30 Uhr, Mauz Music- Club, Einsiedeln: Bubi Eifach, Album Release Show. Abendkasse: 30 Franken. Vorverkauf: 25 Franken.
Nach drei Jahren sind Bubi Eifach endlich zurück im Mauz: Bubi Rufener (Gesang und Gitarre), Oli Hartung (Gitarre), Ere Gerber (Bass) und Gere Stäuble (Schlagzeug).
Foto: zvg
«Der Mauz beweist: Auch ein Musikklub auf dem Lande kann viel Charisma aufweisen.» «Die neuen Songs handeln von der Vergänglichkeit, vom Sterben und vom Lieben.» «Musiker wie Drogenabhängige sind Grenzgänger: Sie gehen exzessiv an ihre Grenzen.» «Wir leben in einer schwierigen Zeit. Es sieht so aus, als würde es bald knallen auf unserem Planeten.» «Wir freuen uns auf unseren Auftritt im Klosterdorf und wollen mit den Einsiedlern ein grosses Fest feiern.»