«Dass ich gesund bleibe und weiss, was ich mache»
Elsy Bellwald-Trütsch feiert heute Dienstag im Alters- und Pflegeheim Ybrig in Unteriberg ihren 100. Geburtstag.
KONRAD SCHULER
«Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe und noch weiss, was ich mache», führte Elsy Bellwald- Trütsch beim Besuch aus. Aber eigentlich sei sie wunschlos glücklich. Die Jubilarin hat ein Hörgerät, kann aber noch immer ohne Brille lesen. «Ich lese gerne, aber keine Romane, die Zeitungen schon», sag-te sie. Sie mache noch die Körperp _ege selbständig und könne sich noch frei bewegen. So führe sie beispielsweise alleine Spaziergänge ins Nidlau aus, wo sie gewohnt habe, und auch nach hinten zur Pfarrkirche. Einzig das Gedächtnis sei leicht geschwächt. Angesprochen auf die Tatsache, dass sie ja am 1. August noch getanzt habe, mein-te sie: «Ja, ja, ich tanze immer noch gerne, wenn ich einen geeigneten Partner nde.» Ihr zweiter Mann Albert Bellwald sei ein «Tanzfüdli» gewesen. 99 Jahre im Nidlau gewohnt
Die redselige, rüstige und sich in der Gesellschaft wohl fühlende Jubilarin wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und führte insgesamt wohl einen seriösen Lebensstil. 99 Jahre lang verbrachte Elsy Bellwald-Trütsch im Nidlau. Erst am 11. November des letzten Jahres zog sie ins Dorf, ins Alters- und P_egeheim Ybrig. «Ich kann hier alleine durchs Haus, fühle mich wohl und bin zufrieden. Das Essen ist gut, die P_ege ist gut, ich habe meine Freiheiten. Es herrscht eine gute Stimmung und wir lachen oft», so Elsy Bellwald-Trütsch.
Wunschmenü bereits notiert An den heutigen Freudentag hat sie keine grossen Wünsche. «Wir wollen schauen, wie es rauskommt. Ich nehme, was kommt. Ich denke, dass mich schon ein paar Verwandte besuchen kommen. Vielleicht bekomme ich mein Wunschmenü, ein panier-tes Kotelett», so die Jubilarin.
Sehr gerne esse sie aber auch Hafächabis, Rösti und gebratene Kartoffeln, also gebratene «Gumeli». Sie trinke vieles gerne, beispielsweise Rotwein, Weisswein, Wasser, Tee oder Café crème.
«Ich konnte immer steigen» Elsy Bellwald-Trütsch wurde am 25. Oktober 1922 im Nidlau als drittältestes von neun Kindern geboren. Sie wuchs mit fünf Brüdern und drei Schwestern auf. Ihre Eltern waren Lorenz Trütsch und Anna, geborene Holdener aus Oberiberg. «Nach mir kamen fünf Brüder und zuletzt nochmals ein Mädchen zur Welt», erinnert sich die Jubilarin. Heute lebt neben ihr noch ein Bruder. Sieben Jahre lang besuchte sie die Primarschule in Unteriberg. «Ich war eine gute Schülerin, ich konnte jedes Jahr in die nächste Klasse steigen. Ich habe gerne gerechnet und gerne geschrieben. Nur das Bruchrechnen hat-te ich nicht so gerne», weiss sie noch genau. Sie habe stets Ingenbohler Schwestern als Lehrpersonen gehabt. «Sr. Angelica, Sr. Eusebia und Sr. Eleonora hiessen sie», kann sie unschwer aufzählen.
Sie verrichtete nach der Schule Haushaltsarbeiten in einer Grossfamilie, war während 16 Jahren eine geschätzte Putz-kraft bei der Firma Bührle im Ochsenboden und erledigte zwei Jahre lang Heimarbeiten für die Firma Silac in Euthal.
Zweimal verheiratet zweimal verwitwet Im Oktober 1944 heiratete sie Franz-Anton Marty von der Plangg. Der Ehe entsprossen drei Kinder. Franz-Anton erblickte 1945 das Licht der Welt, Walter 1946 und Kurt 1949. 1965 verstarb ihr Ehemann.
Am 28. September 1967 heiratete sie Albert Bellwald. «Er wohnte in Regensdorf und war ein Walliser», sagte Elsy Bellwald- Trütsch beim Besuch. Die zweite Ehe blieb kinderlos. Am 25. Mai 2010 starb ihr zweiter Ehemann.
Neben den drei Kindern aus erster Ehe hat die Jubilarin drei Enkelkinder und vier Urenkelkinder. Elsy Bellwald-Trütsch war zeitlebens eine echte Familienfrau. «Ich bin aber gerne gereist, so vor allem in der Schweiz, aber auch ins Ausland», blickt sie zurück. Ihr zweiter Mann sei Auto gefahren, das habe das Reisen erleichtert. Mehrere Jahre lang war sie im Samariterverein für den Mitmenschen da. Daneben besuchte sie in verschiedenen Gruppen Turnstunden, um körperlich t zu bleiben. Wie sag-te sie doch so bescheiden: «Wir wollen schauen, wie es rauskommt. Ich nehme, was kommt.»
Von links: Heimleiterin Anke Krieg, Gemeindepräsident Ruedi Keller und Michaela Giger, Präsidentin der Betriebskommission, statteten der Jubilarin einen Besuch ab und überbrachten ihr schon mal einen schönen Blumenstrauss.
Foto: Konrad Schuler