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Posi-Tief

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FANNY REUTIMANN

Dass positiv mitunter äusserst negativ sein kann, hat uns die jüngste Geschichte ziemlich schonungslos eingeprügelt. Aber den vollen Umfang der Konsequenzen merkt man ja erst, wenn einem das Virus schonungslos auf den Füssen rumtritt, wenn es einen selber erwischt hat. Wobei, niemand sagte mir klar ins Gesicht, ich sei positiv. Ich erhielt einfach ein neues Covid-Zertifikat untergeschoben, in dem schnöde das «Datum des ersten positiven Resultats» vermerkt war. Ich nahm diese Tatsache dann eher als negativen Bescheid an, warf sie meine Pläne für die kommende Zeit doch ganz gehörig über den Haufen. Und während meine Covid-Cert-App sich äusserst flexibel zeigte und ab dem zweiten Tag auf «positiv getestet vor …. Tagen» wechselte, wartete ich nicht wirklich krank darauf, wieder gänzlich gesund, sprich von diesen lästigen Käfern befreit zu werden.

Ich bin mir hundert Prozent sicher – «absolutely positive», wie es der Engländer ironischerweise ausdrücken würde – dass dieses Virus zu gar nichts nütz ist. Es verursacht grosses menschliches Leid und enorme Kosten. Niemand hat darauf gewartet. Es sei denn, es würden gewisse Gedankengänge ausgelöst über die Selbstverständlichkeit unserer Bewegungsfreiheit, über das Funktionieren der Gemeinschaft, über die Rücksichtnahme gegenüber den Mitmenschen. Und nicht zuletzt unsere Endlichkeit. Ich hatte während der Genesung genügend Zeit, mich auf all die schönen Dinge im Leben zu freuen, die ich bald wieder machen kann, darf und werde. So gesehen hatte mein Posi-Tief doch noch das Potenzial, sich in etwas Positives wandeln.

* Fanny Reutimann (56) ist neuerdings Freimitglied im exklusiven Covid-19-Club. Auf diese Meri-ten hätte sie durchaus verzichten können.

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